Nach Apples Wechsel zu ARM-Macs: Sind Intels Tage auch bei Windows-PCs gezählt?
Apple wird zukünftig auch beim Mac auf ARM-Chips setzen – das gab das Unternehmen bereits bei der WWDC bekannt. Für den bisherigen Prozessor-Lieferanten Intel bricht damit ein prestigeträchtiger Großkunde der x86-Chips weg. Jean-Louis Gassée zufolge könnte der Chip-Hersteller bei Windows-Rechnern ähnliches erleben. Der Unternehmer und frühere hochrangige Apple-Mitarbeiter sieht die jahrzehntelange Wintel-Allianz am Scheideweg.
Intel verliert mit Apple einen prestigeträchtigen KundenWer nur die Umsatzzahlen betrachtet, könnte die Abkehr Apples von Intel als verschmerzbaren Verlust für den Prozessor-Lieferanten betrachten. Der Marktanteils des Unternehmens aus Cupertino am PC-Markt lag zuletzt bei unter 7 Prozent, so Studien von Dataquest und IDC. Auf den ersten Blick verliert Intel durch den Apple-Absprung damit zwar Einnahmen, doch es kann nicht von einem übermäßig empfindlichen Einschnitt in Intels Bilanz gesprochen werden. Laut Gassée dürfte Apples künftige Marschrichtung aber dennoch maßgebliche Auswirkungen auf die gesamte Branche haben, da sich auch der Windows-Sektor verstärkt in Richtung ARM-Chips orientiert.
ARM bietet großes Hardware-Potenzial – für Macs und PCsApple gibt Entwicklern über das Developer Transition Kit schon jetzt die Möglichkeit, ihre Software für ARM-Macs anzupassen. Für eine erste Version wirkt die iPad-Pro-Hardware (A12Z des iPad Pro) im Gehäuse des Mac mini im Zusammenspiel mit der Mac-Software bereits vergleichsweise einsatzbereit. Erste Benchmarks zeugen zudem von der Leistungsfähigkeit. Zudem zeigen ARM-Laptops aus der Windows-Welt wie das Lenovo Flex 5G, welche Steigerungen bei der Akkulaufzeit im Vergleich zu Intel-Maschinen möglich sind. Microsoft setzte bei bestimmten Modelle der Surface-Reihe ohnehin schon vor Jahren auf ARM-Chips.
Intels einzige Chance: Auch ARM-Chips entwickelnGassée verfolgt mit Spannung, für welche Strategie sich Microsoft entscheidet. Das Unternehmen erlitt zwar bereits mit einigen eigenen ARM-Rechnern Schiffbruch, doch in Zukunft könnten sich auch die Redmonder mehr und mehr mit ARM befassen, worunter der x86-Markt automatisch leiden würde. OEM-Partner von Microsoft wie Dell, HP und Asus würden dem Weg Microsofts (und dem von Apple) nach und nach folgen, um zukünftig nicht ins Hintertreffen zu geraten, so
Gassée. Das wäre eine verheerende Geschäftsperspektive für Intel.
Gassée sieht die einzige Chance für Intel darin, selbst auf den ARM-Zug aufzuspringen und entsprechende Chips zu entwickeln. Das Smartphone-Geschäft habe Intel durch mangelnde Weitsichtigkeit bereits verschlafen – einen ähnlichen Fehler im PC-Sektor könne sich der Prozessorhersteller nicht leisten.