Nach Facebook-Skandal aufgedeckt: Auch Twitter lieferte Daten an Cambridge Analytica
Außer Facebook pflegten auch andere soziale Netzwerke umfangreiche Geschäftsbeziehungen mit Cambridge Analytica, darunter Twitter. Der Kurznachrichten-Dienst verkaufte der Datenanalyse-Firma, die sich durch das mutmaßlich illegale Abgreifen von Facebook-Nutzerinformationen einen zweifelhaften Ruf erarbeite, jahrelang Daten von Twitter-Anwendern. Im Zuge der zunehmenden öffentlichen Kritik an den Methoden des Unternehmens wird Twitter künftig keine Werbeschaltungen von Cambridge Analytica mehr erlauben.
Datenanalyse als wichtige EinnahmequelleAnders als bei Facebook sind die meisten Nutzer-Beiträge auf Twitter öffentlich zugänglich, was die Analyse der Inhalte durch Drittfirmen erleichtert. Wer solche Daten aber systematisch und massenhaft sammeln sowie analysieren möchte, muss Twitter dafür Gebühren zahlen. Über die Datenerhebungen lassen sich zum Beispiel Informationen über die öffentliche Meinung zu bestimmten Themen oder die Resonanz zu spezifischen Inhalten ermitteln, um diese dann im Folgeschritt etwa für Wahlkampfzwecke verwenden zu können.
Für Twitter ist der Datenverkauf eine essenzielle Einnahmequelle: Das soziale Netzwerk erwirtschaftete im Jahr 2017 rund 13 Prozent des Umsatzes mit entsprechenden Informationsveräußerungen. Persönliche Inhalte wie private Nachrichten, die nicht öffentlich geteilt werden, gehören laut Twitter nicht dazu.
Twitter wird künftig keine Werbeschaltungen von Accounts mehr erlauben, die Cambridge Analytica besitzt oder führt. Der Grund: Das Unternehmen nutze ein Geschäftsmodell, das gegen die Richtlinien für Twitter-Ads verstoße, so das soziale Netzwerk
in einer Stellungnahme. Cambridge Analytica könne jedoch als normaler Nutzer auf Twitter vertreten bleiben.
Cambridge-Analytica-Vertreter dementiert RichtlinienverstoßAleksandr Kogan, der für Cambridge Analytica bereits die umstrittenen Datenanalyse-Werkzeuge für Facebook entwickelte, kann die Kritik von Twitter nicht nachvollziehen. Die über das soziale Netzwerk bezogenen Daten seien nur zum Zwecke von „Brand Reports“ und Studien-Tools verwendet worden. Das Unternehmen habe dabei nie die Richtlinien von Twitter verletzt.