Nach Tim Cook: Wer die zweitwichtigste Führungskraft bei Apple ist
Als Apple Ende Juni überraschend den Abschied von Jony Ive verkündete, rückte ein anderer Name plötzlich in den Fokus: Jeff Williams. Statt der Design-Ikone Ive beaufsichtigt fortan der COO die Arbeit von Apples Teams für Hardware-Design und User Interfaces. Williams erinnere von seiner Art und seinem Management-Stil stark an Tim Cook, so Apple-Experte
Mark Gurman. Momentan gelte Williams als zweiteinflussreichste Führungskraft bei Apple, die langfristig zur Cook-Nachfolge auserkoren werden könnte.
Williams könnte Cook nachfolgenNiemand komme Cook von der Persönlichkeit her näher als Williams, und Apple-Mitarbeiter können sich für die Zukunft auf „mehr davon“ einstellen, so ein namentlich nicht genannter, hochrangiger Apple-Angestellter. „Wer denkt, dass Cook gute Arbeit macht, wird sich über Williams als Nachfolger freuen.“ Der COO wird als bescheiden und diszipliniert beschrieben, der selten die Stimme erhebt. Doch trotzdem sei er ein sehr fordernder Vorgesetzter, der sich nicht schnell mit Ergebnissen zufrieden gibt.
Operatives Geschäft bei Apple immer wichtigerDer COO gelte im Vergleich zu Cook zwar als produktorientierter – im Mittelpunkt stehe aber der operative Bereich samt aller dazugehörigen Managementaufgaben. Aktuelle und frühere Apple-Mitarbeiter beschreiben Williams als „95 Prozent Operations und 5 Prozent Produkt“. Apple habe sich demzufolge schon jetzt zu einem „Operations-Unternehmen“ entwickelt, in dem sich die Führungsriege nicht mehr so stark mit der Produktentwicklung beschäftige wie einst Steve Jobs.
Während Jobs früher täglich in Ives Entwicklungslabors vorbeigeschaut haben soll, habe Cook nie ein solch inniges Verhältnis zu neuer Hard- und Software gezeigt. Der aktuelle CEO verkörpere mehr einen klassischen Firmenleiter, der stets das große Ganze im Blick behält und sich weniger in die Arbeit an einzelnen Produkten einbringt. Jeff Williams sei diesbezüglich ähnlich.
Williams treibende Kraft hinter der Apple WatchJeff Williams ist zusätzlich zu seiner COO-Funktion schon heute für eine Unmenge an Bereichen bei Apple verantwortlich. Zusätzlich zum Hardware- und Software-Design überwacht er die Zuliefererkette, die Materialbeschaffung, Forschungen sowie App-Entwicklungen hinsichtlich Fitness und Gesundheit, AppleCare-Support, einige Finanzsparten und die Arbeit an der Apple Watch. Im letztgenannten Tätigkeitsfeld profilierte sich Williams, da er früh erkannte, wie wichtig die Fitness- und Gesundheitsfeatures für den Markterfolg der Uhr sind. Ive soll die Apple Watch seinerzeit mehr als Mode-Accessoir gesehen haben.
Zudem habe Williams mehrere tausend der schon produzierten Uhren kurz vor dem Marktstart im Jahr 2015 aus mehreren Gründen wieder zurückrufen lassen. Zum einen traten bei einzelnen Testpersonen allergische Reaktionen wegen des Nickel-Materials im Gehäuse auf. Zum anderen zeigte sich die von Williams forcierte „Taptic Engine“ als anfällig für Korrosion. Der Rückruf hat dem Bericht zufolge mit zu den starken Lieferverzögerungen nach der Veröffentlichung im Jahr 2015 beigetragen. Apple-intern soll Williams sich durch sein rasches Eingreifen jedoch profiliert haben, da den ersten Kunden so potenziell anfällige beziehungsweise Allergie-fördernde Hardware erspart blieb.