Der britische HiFi-Hersteller
Naim und sein deutscher Vertrieb
music line haben in dieser Woche eine Neuauflage ihrer Streaming-Modellserie Uniti angekündigt. Die für angeblich 4 Mio. britische Pfund komplett neu entwickelten Geräte bieten äußerlich eine neue Optik mit Naim-typisch kantigem Design und Stilelementen ihres All-In-One Lautsprechers Mu-so (siehe
Test in Rewind). Insbesondere der große, an der Oberseite angebrachte Lautstärkeregler sticht dabei hervor.
Aber auch technisch soll kein Stein auf dem Anderen geblieben sein. Zu den Highlights gehören neben größerer Prozessorleistung Gigabit WLAN (802.11b/g/n/ac, 2,5 und 5 GHz), Signalverarbeitung bis 32-bit/384 kHz PCM oder DSD128 und integrierte Class-A/B-Verstärker. Neue Features sind u.a. Google Cast für Audio, AirPlay, Bluetooth aptX HD, Over-the-Air-Updates sowie neue Speicher- und Serverfunktionen.
Die neue Uniti-Serie besteht zunächst aus 4 Geräten:
- Uniti Atom: ab 2.198 Euro – Player/Verstärker (40W/Kanal an 8 Ohm)
- Uniti Star: ab 3.998 Euro – Player/Verstärker (70W/Kanal an 8 Ohm)
- Uniti Nova: ab 4.998 Euro –Player/Verstärker (80W/Kanal an 8 Ohm)
- Uniti Core: 2.348 Euro – Musikserver
All-in-one-Player Uniti Nova, Uniti Star und Uniti AtomHerzstück der All-in-one-Player ist laut Naim eine komplett neue Streaming-Plattform. Die soll deutlich leistungsfähiger als die vorherige sein und es den Briten ermöglicht haben, die Signalverarbeitung klanglich besser auszureizen, sowie eine Reihe zusätzlicher Features zu implementieren. Als DSP-Chip kommt ein 40-Bit-SHARC-Prozessor von Analog Devices (ADSP-21489) der neuesten Generation zum Einsatz. Mit seiner Rechenleistung von 7 Milliarden 40-Bit-Kalkulationen pro Sekunde bietet er bessere Performance u.a. beim 16-fachen Oversampling und der Digitalfilterung.
Das mittlere Modell, der Uniti Star, ist mit einem CD-Laufwerk zum bitgenauen Rippen von CDs ausgestattet. Die Kopien werden mit Metadaten von Rovi angereichert und wahlweise als WAV oder FLAC auf lokal per USB angeschlossenen Speichern gesichert. Auch der kleinere Uniti Atom und das Topmodell Uniti Nova verfügen über einen USB-Anschluss für Massenspeicher. Neu ist, dass die Uniti-Player auch als Musikserver für andere UPnP-Abspielgeräte im Netzwerk dienen können.
Die drei neuen All-in-one-Player verfügen über Class-A/B-Verstärker, die technisch von den aktuellen NAIT-Modellen abgeleitet worden sein sollen. Außerdem ist ein verbesserter Kopfhörerverstärker mit 3,5-mm Klinkenanschluss integriert.
Anstelle von Lautstärketasten kommt eine von Naim entwickelte, digital gesteuerte, aber analog arbeitende Lautstärkeregelung zum Einsatz. Der große und leicht laufende Aluminiumring des Lautstärkereglers fand sich bereits an der Referenz-Vorstufe Statement NAC S1 und dem Wireless-Musiksystem Mu-so. Als User-Interface findet sich an der Gerätefront ein großes Farb-LC-Display. Eine Fernbedienung, HDMI-ARC-Anschlüsse (optional am kleinen Modell) sowie eine App (iOS und Android), mit der auch der Musikserver Uniti Core gesteuert werden kann, vervollständigen das Paket.
Weniger schön ist hingegen der Umstand, dass die All-InOne-Player für lokal gespeicherte Musik ein Datenbanklimit von 20.000 Titeln haben. Der Musikserver Uniti Core (siehe nächster Absatz) unterstützt hingegen bis zu 100.000 Titel.
Musikserver Uniti CoreDer primär als Musikserver ausgelegte Uniti Core besitzt ebenfalls ein integriertes CD-Laufwerk zum Ripping. Er bietet mehrere Speicheroptionen. Ein Einschub an der Rückseite des Geräts ermöglicht den Einbau einer HDD oder SSD. Wie bei den drei All-in-one-Playern können jedoch auch USB-Massenspeicher angeschlossen werden. Gerippte Daten können natürlich auch auf einem NAS abgelegt werden.
Wie das Vorgängermodell unterstützt auch der Uniti Core Netzwerkfreigaben und stellt die Musik für UPnP-Player zur Verfügung. Dabei kann man seine Sammlung wahlweise nach Speicherort durchsuchen oder sämtliche Alben und Titel in einer gemeinsamen Liste anzeigen lassen.
Der Uniti Core kann, wie oben schon erwähnt, bis zu 100.000 Titel lokal verwalten und zwölf Streams mit einer Auflösung von maximal 32 Bit/384 kHz im Netzwerk zur Verfügung stellen. Eine integrierte Backup-Funktion sichert intern gespeicherte Musikdaten automatisch via Netzwerkfreigabe oder auf einer lokal angeschlossenen USB-Festplatte. Darüber hinaus lässt sich der Musikserver dank Digitalausgang auch als Standalone-Player verwenden.
Der Musikserver Uniti Core soll ab November, der All-in-one-Player Uniti Atom ab Dezember erhältlich sein. Die Produktion der Modelle Uniti Star und Nova soll Februar 2017 starten.
Kommentar:Die neue Uniti-Serie ist ganz klar ein Generationensprung. Die noch sehr junge (wenn auch mächtig boomende) Kategorie der Streaming-Devices steckt nach wie vor in den Kinderschuhen. Von vollkommen intuitiver Einrichtung und Nutzbarkeit sind die allermeisten Geräte noch weit entfernt. Doch ohne eines der neuen Uniti-Geräte bisher selbst getestet zu haben, ist am Konzept klar eine Weiterentwicklung in Richtung bessere Usability erkennbar. Zwar steckt in jedem Streamer quasi ein vollständiger Computer, aber die Geräte dürfen sich nicht so verhalten – was viele Hersteller einfach noch nicht begriffen haben. Aufgrund der Komplexität solcher Geräte werden diese wohl niemals so einfach zu bedienen sein, wie ein Kofferradio (einschalten, Sender wählen, läuft). Aber mit Bedienelementen am Gerät, sowie dem großen Display und einer gut gemachten Fernbedienung ist die Uniti-Serie auf einem guten Weg, denn nicht jeder will erst sein iPhone zur Hand nehmen, es entsperren, in die App wechseln, warten bis sie sich verbunden hat, nur um dann die Lautstärke einstellen oder den Titel wechseln zu können. Die Praxis muss zeigen, wie gut Naim das Bedienkonzept insgesamt umgesetzt hat.
Bei näherer Betrachtung der Technik stellen sich aber noch ein paar Fragen. Beispielsweise, warum das mittlere Modell (Star) ein CD-Laufwerk hat, das Topmodell (Nova) aber nicht. Oder warum der Star regelbare Vorstufenausgänge bietet, die im Nova ebenfalls fehlen. Was steckt dahinter und warum ist der Nova trotz weniger Ausstattung 1.000 Euro teurer? Der Hauptgrund dürfte sein, dass im Nova aufwendigere und kostspieligere, diskrete Schaltungen und ein dickeres Netzteil für höhere Klangqualität und mehr Leistung verbaut sind. Da reichte der Platz wohl nicht mehr für die besagten Features des Star.
Schleierhaft ist mir bislang die ziemlich knappe Limitierung auf 20.000 Titel bei lokalen Speichern an den Playern. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Core immerhin bis 100.000 Titel unterstützt. Das muss noch geklärt werden.
Sehr lobenswert ist auf jeden Fall das große Display der Player plus "interaktive" Funk-Fernbedienung und einige Bedienelemente am Gerät. Im Gegensatz zu vielen anderen Streamern lassen sich die Unitis damit auch unabhängig von iDevices bedienen, und zwar nicht nur die Basisfunktionen wie Play/Pause/Skip. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil! Wie gut das in der Praxis funktioniert, wird eventuell später ein Test zeigen. Schade finde ich nur, dass ausgerechnet der Core, das einzige Uniti-Modell ohne eingebaute Endstufen, auf das Display und die Bedienelemente verzichtet. Zumal extra darauf hingewiesen wird, dass der Core auch als Standalone-Player genutzt werden kann und nicht nur als Server. Irgendwie fehlt mir da ein Atom ohne eingebaute Verstärker als günstige Variante für diejenigen, die schon einen Verstärker haben.