Netflix meldet starken Rückgang – und spricht über aktuelle Probleme
Wenn die Wertpapiere eines Unternehmens innerhalb weniger Minuten 25 Prozent an Wert verlieren, dann ist schon nicht mehr nur von schlechten Nachrichten die Rede – stattdessen muss etwas passiert sein, um das Vertrauen der Anleger maßgeblich zu erschüttern. Genau dies ließ sich gestern im nachbörslichen Handel beobachten, denn mit einem Schlag stürzte die Netflix-Aktie ab. Als die Corona-Pandemie ihren Lauf genommen hatte, viele Menschen zu Hause blieben und nach Beschäftigung suchten, zählte Netflix zu den Profiteuren und gewann viele neue Abonnenten. Auch wenn sich Anleger noch stärkeres Wachstum gewünscht hätten, legte die Zahl aktiver Abos deutlich zu und verhalf Netflix zu Rekordzahlen. Nun hat sich das Blatt aber gewendet – und die Prognose ist eher düster.
Erster Nettoverlust seit 10 JahrenNetflix musste auf der
Quartalskonferenz bekannt geben, dass in den USA und Kanada 600.000 Nutzer ihr Abo in Folge der letzten Preiserhöhungen stillgelegt haben. Weitere 700.000 Abonnenten fielen in Russland weg, da Netflix aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine den Dienst eingestellt hatte. Zwar konnte Netflix auf anderen Märkten neue Kunden anziehen, unter dem Strich blieb es dennoch bei einem Nettoverlust von 200.000 Zuschauern. Verglichen mit dem eigenen Ziel, 2,5 Millionen Accounts zusätzlich zu gewinnen, handelt es sich also um ein desaströses Ergebnis und zugleich um den ersten Rückgang seit 10 Jahren.
Netflix' Erklärung – und noch schlechtere NachrichtenInsgesamt gibt es momentan 221,6 Millionen Netflix-Abonnenten. Als Grund für die aktuell schwierige Situation macht der Streaming-Anbieter unter anderem Account-Sharing verantwortlich. Angeblich gibt es rund 100 Millionen Haushalte, die Netflix zwar nutzen, allerdings nicht dafür bezahlen. Wer allerdings denkt, dass ein Minus von 200.000 schon ein Debakel ist, wird beim Blick auf die Prognose erst recht die Augen aufreißen: Für das laufende Quartal geht Netflix sogar von zwei Millionen verlorenen Accounts aus. Gegenmaßnahmen sollen sein, das Problem des Passwort-Teilens anzugehen, beispielsweise durch eine zusätzliche Gebühr (siehe
). Auch die Einführung eines günstigen, jedoch werbeunterstützten Tarifs ist im Gespräch. Außerdem soll es noch mehr nationale Produktionen für einzelne Märkte und bessere Empfehlungen geben, damit Abonnenten bei der Stange bleiben.
Umsatz und GewinnBlickt man hingegen auf Umsatz und Gewinn, so konnte Netflix mit 7,9 Milliarden Dollar um 9,8 Prozent zulegen. Der Gewinn schrumpfte innerhalb eines Jahres allerdings von 1,7 auf 1,6 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2020, also bevor die meisten Länder Lockdowns verhängt hatten, lag Netflix bei 5,8 Milliarden Dollar Umsatz und 0,7 Milliarden Dollar Gewinn. Im selben Zeitraum stiegen die Produktionskosten allerdings ebenfalls, nämlich von 450 Millionen auf 660 Millionen Dollar pro Quartal. Letzteres hatte Netflix stets angeführt, wenn eine weitere Preiserhöhung erfolgt war.