Netflix plant erneute Preiserhöhung +++ Streaming-Videopiraterie wächst weiter an
Es ist beinahe ein Jahr verstrichen, seit Netflix das „Basis-Abo mit Werbung“ hierzulande einführte, welches mittlerweile auf den Namen „Standard-Abo mit Werbung“ hört. Laut
einem Bericht des Wall Street Journals könnte bald eine Erhöhung des Preises für das derzeitig günstigste Angebot des Streaming-Riesen anstehen. Gleichzeitig steigen die Zugriffe auf sogenannte Piraterie-Angebote. Nachdem dieser Trend über die letzten Jahre stetig gesunken war, fördert das Anziehen der Preisschraube dieses Phänomen wieder zutage.
Werbe-Abo wird teurerMit dem durch Werbung teilfinanzierten Abomodell sprach man vornehmlich Kunden an, die mit der vergangenen Preispolitik des Konzerns unzufrieden waren. Wer mit Reklame leben kann, dem steht aktuell für 4,99 Euro im Monat ein dem Standard-Angebot nahezu gleichkommendes Abonnement zur Verfügung. Hier erhält man für 12,99 Euro jedoch zum Teil exklusive Inhalte und auch die Möglichkeit zum Download und dem Offline-Konsum. Momentan werfen wohl noch die Hollywood-Streiks ihre Schatten auf die geplante Preissteigerung. Man möchte wohl zunächst noch etwas Zeit vergehen lassen, danach sind voraussichtlich zunächst nur die USA und Kanada betroffen. Die Maßnahmen werden wie üblich jedoch nicht am Rest der Welt vorbeiziehen.
Streaming-Markt grundsätzlich teurerDie Zeiten der günstigen, allumfassenden Streaming-Angebote scheinen beinahe gezählt. Galt es zunächst, bewusst über attraktive Preise einen großen Kundenstamm zu generieren, wachsen nunmehr für neue Inhalte ohne Werbung stetig die Preise. Die bei vielen Menschen aus dem Alltag kaum wegzudenkenden Konsummöglichkeiten im Bereich Musik und Video haben sich fast beiläufig als Standard etabliert. Das erkennt auch die Streaming-Branche und schafft immer mehr Möglichkeiten, Kunden zu binden und den Profit zu steigern. Viele Nutzer treibt diese Politik dazu, ihr Abonnement nur gelegentlich abzuschließen, doch auch diesem Vorgehen weiß man mittlerweile zu entgegnen. Wie Spotify jüngst
bekannt gab, soll die neu eingeführte Hörbuch-Kategorie für ausgewählte Stücke mit Premium-Account auf heruntergerechnet 30 Minuten Hörgenuss am Tag limitiert sein. Ein „Binge“-Hören für mehrteilige Bände soll somit ausgeschlossen werden.
Wieder mehr Piraten in SichtHiervon profitiert auch die Piraterie, denn als Reaktion auf den Preiskampf und die auf viele Anbieter zerklüftete Streaming-Landschaft greifen immer mehr Nutzer zu einem Befreiungsschlag. Beispielsweise folgte Disney dem Geschäftsgebaren von Netflix und erhöhte das Standardpaket zuletzt von 7,99 Dollar auf 11,99 Dollar. Das Einstiegsangebot ersetzte man durch ein zum Teil werbefinanziertes Modell namens Disney+ Basic mit 4 Minuten Werbung je Stunde – auch die Offline-Wiedergabe kürzte man ein. Amazon möchte sich hier ebenfalls einreihen und führt im nächsten Jahr eine werbefreie Abo-Stufe für zusätzliche 2,99 Dollar im Monat ein – möchte man künftig keine Werbeunterbrechungen hinnehmen. Das schon fast ins Abseits bugsierte, illegale Streaming erlebt daher eine Renaissance.
Ein Bericht der Europäischen Union verdeutlicht diesen Umstand, wobei insbesondere TV-Inhalte mit 48 % im Mittelpunkt der unzulässig konsumierten Inhalte stehen. Pro Internetnutzer lagen die Zahlen im Jahr 2017 noch bei etwa elf raubkopierten Inhalten je Monat, erreichten 2021 mit fünf Raubkopien ein Minimum und beginnen nun wieder zu steigen. Grob gesagt substituiere der illegale Markt die legalen Inhalte, die aufgrund von niedrigem Pro-Kopf-Einkommen und höherer Jugendarbeitslosigkeit nicht mehr wahrgenommen werden.