Apple hat sich mit der Vorstellung der neuen MacBook-Pro-Modelle viel zu viel Zeit gelassen - viele Kaufinteressenten haben einen Neukauf immer weiter aufgeschoben. Offensichtlich ist dies auch ein Mitgrund, warum sich die neuen MacBook Pro anscheinend gut verkaufen (
).
Nun ist endlich in der MacTechNews-Redaktion ein neues MacBook Pro 15" mit 2,7 GHz-Quad-Core-i7-Prozessor, 16 GB Ram, 1 TB SSD und Radeon-455-Grafikkarte eingetroffen - zum satten Kaufpreis von 3.679 Euro. Das neue 15" soll ein betagtes MacBook Pro 17" aus dem Jahr 2010 ersetzen, welches hauptsächlich für Xcode, Photoshop und zum privaten Gebrauch eingesetzt wurde. Ob der hohe Kaufpreis des neuen MacBooks gerechtfertigt ist, wird die Zeit zeigen: Sollte das Gerät wieder über 6 Jahre im Dauereinsatz seinen Dienst ohne Schwierigkeiten verrichten, relativieren sich die hohen Anschaffungskosten. An dieser Stelle ein kurzes Lob an Apple: Bis auf den Wechsel des Akkus vor einigen Monaten (welcher sich sichtbar aufgebläht hatte) und der Einbau einer 512-GB-SSD ist das alte MacBook Pro 17" im Original-Zustand und funktioniert anstandslos.
Gerade bei der Nutzung von Xcode ist es ärgerlich, dass Apple kein 17"-Gerät mehr im Sortiment führt - die Apple-Programmierumgebung ist sehr Platz-hungrig. Zwar ist die physikalische Auflösung des 15"-Displays deutlich höher als die des älteren 17"-MacBooks (2880x1800 vs. 1920x1200), bei entsprechender Anpassung der Skalierung auf dem Bildschirm werden kleine Texte aber schnell anstrengend zu lesen.
AuspackenWie gewohnt kommen die neuen MacBooks in einer sehr schlichten Verpackung daher und Apple schafft es jedes Mal, dass sogar das Auspacken von Geräten Spaß macht. Mitgeliefert wird das Netzteil, eine Kurzanleitung und natürlich die obligatorischen Apfel-Aufkleber.
Kein MagSafe mehrWie schon bekannt hat Apple alle Anschlüsse, inklusive des MagSafe-Stromanschlusses gegen USB-C-Stecker ausgetauscht. Der MagSafe-Stecker hat mit Sicherheit schon hunderttausenden Kunden geholfen, ihr Gerät vor einem Sturz zu bewahren - dies ist ein echter praktischer Nachteil der neuen MacBook-Pro-Modelle: Einmal über das Stromkabel gestolpert und schnell findet man das teure Gerät kaputt auf dem Boden wieder. Mit dem magnetischen Stromanschluss hätte sich nur das Stromkabel gelöst ohne die Gefahr eines Sturzes.
Lustiges Detail: Beim Anstecken des USB-C-Ladekabels und Netzteil ertönt nun am Mac ein Ton, genau wie beim iPhone. Am Kabel ist nicht wie bei MagSafe eine kleine LED angebracht, an derer man erkennen kann, ob das Gerät gerade auflädt.
Erster QualitätseindruckDas neue MacBook Pro macht in der schon vom iPhone bekannten Farbe Spacegrau einen noch höherwertigen Eindruck als das schon sehr gut verarbeitete silberne Vorgängermodell. Trotz der noch dünneren Bauweise weist das neue MacBookPro eine sehr hohe Verwindungssteifigkeit auf, es wirkt wie aus einem Guss.
Die Scharniermechanik wurde nochmals deutlich kompakter gemacht wirkt dabei aber dennoch sehr stabil. Inwieweit sich diese Miniaturisierung auf die Haltbarkeit auswirkt, wird sich erst über eine längere Nutzungsdauer zeigen können. Da die Daten- und Stromkabel zum Display nicht mehr durch die Scharniere geführt werden lässt sich Vermuten das typische Kabelbrüche die in diesem Bereich auftreten konnten der Vergangenheit angehören.
Edles Spacegrau erinnert an TitaniumWer als alter Hase das neue 15" MacBook Pro in den Händen hält, fühlt sich bei der Farbvariante Spacegrau an das PowerBook Titanium erinnert, auch wenn der Farbton ingesamt etwas dunkler ausfällt. Auf den Produktbildern von Apple sind die Farben offenbar nicht besonders gut getroffen. Im Vergleich mit dem iPhone 6s in Spacegrau (linke Seite) zeigt sich aber, dass es etwas dunkler ist, aber zugleich mit dem matten Schwarz des iPhone 7 (rechte Seite) natürlich nicht mithalten kann.
TastaturApple hat die Tastatur im Vergleich zu den vorherigen MacBook-Pro-Modellen deutlich überarbeitet. Bei den vorherigen Modelle waren die Tastatur-Tasten deutlich lockerer als beim 2016er MacBook Pro. Hier lassen sich die Tasten kaum bewegen - eine Umgewöhnung wird mit Sicherheit einige Zeit in Anspruch nehmen, da das Tippgefühl ein ganz anderes ist. Auch ist der Tastenanschlagsweg deutlich kürzer im Vergleich zu älteren Modellen. Beim Tippen ist das Tastengeräusch der Tastatur allerdings lauter als bei den Vorgängermodellen - nicht störend, aber wahrnehmbar lauter.
Touch IDTouch ID funktioniert exakt so, wie man es vom iPhone her gewohnt ist. Selbst die Einrichtung ist genau so, wie man diese vom iPhone her kennt: diverse Male muss man den Finger auf die Touch ID-Leiste legen und wieder hochnehmen, bis Touch ID den kompletten Fingerabdruck erkennt. Das Entsperren des Macs nach dem Ruhezustand funktioniert wie gewohnt - allerdings muss man nach einem Neustart das Passwort erneut eingeben. Nett ist, dass man keine Systempasswörter während des Betriebs mehr eingeben muss: Der Standard-System-Dialog zur Passwort-Eingabe unterstützt auch Touch ID.
Der Touch-ID-Teil der Touch Bar ist ein tatsächlicher Knopf, der sich physikalisch nach unten drücken lässt (anders als beim iPhone 7) und zeitgleich auch als Einschalter dient.
Touch BarDie neue Touch Bar ist Apples Versuch, dem Anwender beim Arbeiten auf dem Mac mittels eines neuen Bedienkonzepts Kontext-spezifische Funktionen zugänglich zu machen. Früher wurden entweder alle Bedienelemente auf dem Bildschirm untergebracht, oder in der Menüleiste wie auch dem Kontextmenü versteckt. Bei den beiden letzten Punkten war es für unerfahrene Anwender schwierig, die Funktionen zu finden.
Hier soll Apples Touch Bar Abhilfe schaffen und je nach ausgewähltem Fenster oder Bedienelement Aktionen präsentieren, die der Anwender ausführen kann. Apples Anwendungen unterstützten schon zum Großteil die neue Touch Bar und auch aus Entwickler-Sicht ist diese einfach in bestehende Anwendungen zu integrieren (Beispielsweise wird eine kommende Version von MacStammbaum die Touch Bar unterstützen, Entwicklungszeit für die neue Funktion waren nur wenige Tage!)
Von der Oberfläche her ist die Touch Bar sehr glatt - haptisches Feedback beim Bedienen bietet sie nicht. Das bedeutet, dass man beim Auswählen von Funktionen prüfen muss, ob man den Knopf auch getroffen hat. Die Anzeige auf dem Display ist sehr flüssig und ohne Ruckler - auch Farben werden sehr satt dargestellt. Allerdings wirkt die Darstellung in Natura nicht so scharf wie auf den Presse-Fotos von Apple, es sind deutlich Pixel und damit unscharfe Ränder zu erkennen.
Selbst unter direktem Sonnenlicht ist der Inhalt der Touch Bar noch gut zu erkennen - der Hintergrund der Touch Bar schimmert dann aber rötlich.
DisplayZwar hat Apple die Auflösung des Retina-Displays beim 13"- und 15"-Modell nicht angetastet - aber der Bildschirm soll deutlich heller sein, der Farbraum wurde erweitert (laut Apple soll dieser um 25% mehr Farben darstellen können) und das Kontrastverhältnis wurde verbessert. Hier ein Vergleichsfoto zwischen einem 17" MacBook Pro von 2010, einem 15" MacBook Pro mit Retina-Display von 2014 und dem aktuellen 15" MacBook Pro mit TouchBar. Deutlich ist in Natura erkennen, dass die Rottöne auf dem neuen Display erheblich kräftiger wiedergegeben werden.
Während beim 2014er MacBook Pro Retina die Standard-Retina-Einstellung bei 2 liegt (2880x1800 physikalische Auflösung, 1440x900 logische Auflösung), wählt Apple beim 2016er MacBook Pro eine Skalierung von 1,71 (2880x1800 physikalische Auflösung, 1680x1050 logische Auflösung)
PerformanceSeit einigen Jahren stagniert die Performance der x86-Prozessoren. Zwar gibt es kleinere Fortschritte - eine große Revolution wie damals bei der Vorstellung des PowerMac G5 oder der ersten Intel-Macs bleibt aber seit vielen Jahren aus. Hier ist auch das neue MacBook Pro keine Ausnahme: Der Prozessor wie auch die Grafikkarte oder die Speicheranbindung wurden zwar schneller (Nach Benchmarks etwa 10-20%), beim täglichen Arbeiten dürften die meisten Anwender von aktuelleren Modellen keinen Unterschied merken - besonders zum direkten Vorgängermodell.
Beim Testen merkten wir in der MTN-Redaktion beim Vergleich zwischen einem 2014er i7 MacBook Pro 15" Retina und dem aktuellen MacBook Pro 15" keinen für den Anwender sichtbaren Unterschied.
Geekbench-Resultate:
2016 MacBook Pro 15" Retina mit Touch Bar Intel Core i7-6820HQ @ 2.70 GhzSingle Core 4359 - Multi Core: 13189
2015 MacBook Pro 15" Retina Intel Core i7-4870HQ @ 2.50 GHzSingel Core 4151 - Multi Core: 13564
2014 MacBook Pro 15" Retina Intel Core i7-4770HQ @ 2.20 GHzSingle Core: 3896 - Multi Core: 12674
2010 MacBook Pro 17" mit Intel Core i5-540m @ 2,53 GhzSingle Core 2159 - Multi Core: 4109
Das Cinebench nicht auf dem neuen MacBook Pro startet, konnten wir diesen Benchmark auch nicht durchführen.
LautsprecherDie Lautsprecher wurden beim 2016er-Modell überarbeitet - Apple sagt, dass diese bis zu 60% lauter sein sollen, eine bessere Bass-Wiedergabe wie auch einen höheren Dynamikbereich bieten sollen. In unseren Test konnten wir dies bestätigen: Die maximale Lautstärke ist deutlich höher, auch das Klangbild macht einen deutlich besseren Eindruck - bei höheren Lautstärken ist aber ein deutliches Übersteuern auszumachen.
SSD-GeschwindigkeitIm Vergleich zu dem MacBook Pro Retina aus dem Jahre 2014 kann die SSD-Geschwindigkeit der neuen 2016er-Modelle deutlich zulegen. Während das 2014er maximal 650 MB/s schreiben und 720 MB/s lesen kann, erreicht das 2016er einen Maximalwert von 1890 MB/s beim schreiben und 2000 MB/s beim lesen.
FazitBeim Design hat es Apple wieder einmal geschafft, dass die vorherige Generation plötzlich wie ein altes Gerät aussieht: Durch verschiedene Design-Änderungen (wie zum Beispiel an der Tastatur: Dort leuchtet die Hintergrundbeleuchtung nicht mehr an den Tasten seitlich vorbei) wirkt das 2016er MacBook Pro erheblich wertiger. Durch die neue Farbe Space Gray wirkt das Laptop stimmiger, da sich der schwarze Rand nicht mehr so deutlich vom Rest des (bisher silbernen) Gehäuses abhebt.
Bei der Touch Bar wird sich erst nach einigen Wochen zeigen, ob diese im Alltag tatsächlich eine Hilfe ist oder nur ein nettes Gimmick. Enttäuschend ist hier die geringe Auflösung des verbauten Touch-Bar-Bildschirms und die nicht überzeugende Farbtreue (Emojis sehen am Bildschirm deutlich anders aus als auf der Touch Bar, besonders bei Rot-Tönen).
Der Hauptbildschirm macht hingegen einen sehr guten und hellen Eindruck. Farben werden kräftig wiedergegeben und auch der Kontrast ist beispielhaft.
Unverständlich ist aber, dass Apple auf den sehr bewährten MagSafe-Stecker verzichtet - das per USB-C-Kabel angeschlossene Netzteil wird das MacBook zu Boden reißen, sobald jemand über das Kabel stolpert. Ein kleiner Vorteil ist aber, dass man das Netzteil auf beiden Seiten des Gerätes einstecken kann. Wie schon häufig diskutiert, wird man wegen USB-C eine Fülle von Adaptern benötigen, um bisherige Geräte weiterhin nutzen zu können.
Touch ID ist eine sehr sinnvolle Neuerung - endlich muss man nicht mehr ständig sein Mac-Passwort eingeben, bei Einkäufen im Mac App Store oder über Apple Pay das Apple-ID-Passwort. Besonders für Familien, in denen mehrere Leute einen einzigen Mac nutzen, kann sich jeder schnell per Touch ID am Mac anmelden - macOS schaltet direkt auf einen anderen Nutzer-Account um, sobald man den Finger auf den Touch-ID-Sensor legt.
Zwar ist das MacBook Pro 15" mit Touch Bar ein sehr teures Gerät - allerdings bringt die neue 2016er-Generation einiges an neuen Funktionen mit, die einen Kauf rechtfertigen könnten. Die Geschwindigkeitsgewinn sollte allerdings kein Kauf-Argument sein, da diese sich im Vergleich zu den Vorgängermodellen kaum merklich erhöht hat.