Nikon D850: Eine der heißesten Neuheiten für Foto-Enthusiasten und -Profis in diesem Jahr
In der letzten Woche hatte ich die
Vermutung geäußert, dass die immer besser und flexibler nutzbaren Smartphone-Kameras selbst Systemkameras der Einsteigerklasse langsam gefährlich werden. Die Sparte der sogenannten Kompaktkameras ist dank iPhone & Co. schon so gut wie nicht mehr existent. Und langsam wird – immer in der Masse betrachtet – die Luft auch für einfachere Kameras mit Wechselobjektivsystem dünn. Einfach deswegen, weil Smartphones in der Preisklasse bis ca. 1.000 Euro das praktischere Fotoequipment darstellen, und nicht, weil sie die bessere Bildqualität bieten würden. Es geht da mehr um das "gut genug für die Mehrheit"-Paradigma. Wer höhere fotografische Ansprüche stellt wird auch weiterhin zu Systemkameras greifen. Also CSCs, SLRs, Mittelformat etc.
Kameras wie die jetzt vorgestellte
Nikon D850 haben von Smartphone-Knipsen rein gar nichts zu befürchten. Sie bewegt sich mit ihrem vergleichsweise gigantischen Vollformatsensor und 45,7 Megapixeln nativer Auflösung in ganz anderen Sphären. Allerdings auch preislich; stramme 3.800 Euro muss berappen, wer die D850 ab September ohne Objektiv erwerben will. Doch damit ist sie sogar noch relativ günstig, denn ihre Konkurrenz ist mit ca. 4.000 Euro (Canon EOS 5D Mark IV) oder gar 5.300 Euro (Sony A9) noch teurer. (Immer ausgehend vom UVP, nicht vom aktuellen Straßenpreis.)
Für die geforderte Summe hat die D850 einiges zu bieten. Neben den erwähnten 45,7 MP Auflösung, die nun von einem BSI-Sensor (Back-Side-Illumination) erzeugt werden, um eine höhere Lichtausbeute pro Bildpunkt zu erreichen, kommen noch eine ganze Reihe anderer netter Features hinzu. Die ISO-Einstellung deckt den Bereich zwischen 64 und 25.600 ab (erweitert: 32 - 102.400), wobei der gesamte native ISO-Bereich auch für 4K Videoaufzeichnung zur Verfügung steht. 4K-/UHD-Aufnahmen in 30p können ohne Crop in voller Sensorbreite entstehen, womit auch Weitwinkelobjektive optimal eingesetzt werden können.
Neu ist auch die Möglichkeit zur Aufnahme von 4K-Zeitrafferclips direkt in der Kamera. In der Nachproduktion lassen sich auch 8K-Zeitrafferfilme aus Intervallaufnahmen erstellen. Als erste DSLR überhaupt (laut Nikon) beherrscht die D850 auch Foto-Stacking. Manche CSCs, wie die Olympus OM-D E-M1 können das allerdings schon länger. Auch nett: Die D850 besitzt einen echten Silent Modus, um absolut geräuschlos Aufnahmen mit vollelektronischem Verschluss machen zu können. Etwas, das viele CSCs schon länger beherrschen, für DSLRs aber noch lange keine Selbstverständlichkeit ist. Natürlich muss vorher immer noch der Spiegel aus dem Weg geklappt werden, was nicht komplett geräuschlos abgeht.
Gegenüber dem Vorgänger D810 wurde das Gehäuse leicht überarbeitet und bietet beispielsweise einen etwas tieferen Griff für besseren Halt. Optisch am auffälligsten ist wohl der "taillierte" Sucherhöcker. Darunter steckt ein neuer optischer Sucher, der laut Nikon mit 100% Bildfeldabdeckung bei 0,75-facher Vergrößerung das bisher größte Sucherbild bei DSLRs bieten soll. Dafür musste jedoch auf einen eingebauten Blitz verzichtet werden.
Die Kamera bietet zwei Speicherkartenslots: Je einen für UHS-II SD-Karten und für XQD. Das 3,2"-Display bietet Touchfunktionen für Aufnahme-, Wiedergabe- und Menüfunktionen und ist Klappbar (aber nicht schwenkbar). Natürlich ist die Kamera aufwändig wettergeschützt und sehr robust gebaut. Wie bei der D5 sind wichtige Tasten nun beleuchtet.
Das 153-Punkt AF-System inkl. dediziertem AF-Prozessor und der 180.000-Pixel Belichtungssensor mit Gesichtserkennung stammen direkt aus dem Flaggschiff D5. Damit bietet nun auch die D850 das hochgelobte 3D AF-Tracking des Spitzenmodells. Die D850 nimmt bis zu 7 Bilder pro Sekunde (oder 9 B/s mit Batteriegriff) bei voller Auflösung auf. Der Buffer reicht damit bei Nutzung einer schnellen XQD-Karte für etwa 51 Bilder.
Die Highlights der D850 im Überblick:- BSI-Sensor mit 45,7 MP (8256 x 5504 Pixel Bildgröße)
- nativer ISO-Bereich 64 - 25.600 (erweitert: 32 - 102.400)
- 7 Bilder/s bei voller Auflösung (9 mit Batteriehandgriff)
- AF-System mit 153 Messfeldern (99 Kreuzsensoren)
- Belichtungssensor mit 180.000 Pixeln und Gesichtserkennung
- Empfindlichkeit von bis zu -4 LW im mittleren Messfeld (sonst -3LW)
- Sucher mit 100% Bildfeldabdeckung und 0,75x Vergrößerung
- 3,2" Touchdisplay (1024 x 768 Pixel); klappbar
- Zwei Speicherkartenfächer (SD und XQD)
- Geräuschloser Fotomodus
- 4K Videoaufzeichnung ohne Crop bei 24, 25 und 30p
- Zeitrafferclips direkt in der Kamera
- Focus Stacking
- RAW Aufnahmen in drei Größen (L, M und S)
- Illuminierbare Tasten
- Bis zu 1.840 Aufnahmen pro Akkuladung (CIPA); bis 5.140 Aufnahmen mit optionalem Batteriegriff
- Wettergeschütztes Magnesiumgehäuse
- WiFi und Bluetooth integriert (leider nur in Verbindung mit SnapBridge!)
- USB 3.0, HDMI, Mikrofon- und Kopfhöreranschluss (Stereo-Mikro eingebaut)
- Preis: 3.799 Euro (nur Body)
- Verfügbarkeit: voraussichtlich September 2017
Kommentar: Nikon startet mit der D850 sicherlich keine neue Revolution auf dem Kameramarkt, doch als Gesamtpaket betrachtet macht die D850 einen hervorragenden Eindruck. Je länger ich mich mit den Features beschäftige, desto deutlicher wird, wie sehr Nikon hier die dringlichsten Wünsche der Nutzer erfüllt hat. Wie zum Beispiel ein klappbares Display mit Touch-Funktion in einer Pro-Level DSLR. Bisher haben die Hersteller meist mit Verweis auf die erforderliche Robustheit bei Pro-Equipment auf solch praktische Features verzichtet.
Auch die Tatsache, dass man mit der D850 praktisch alle wichtigen Eigenschaften des Flaggschiffs D5 zu einem wesentlich günstigeren Preis und in einem deutlich kompakteren und leichteren Gehäuse bekommt, ist eine tolle Nachricht. Mit deutlich höherer Bildauflösung und dafür etwas geringerer (aber für die meisten Situation völlig ausreichender) Serienbildgeschwindigkeit wendet sich die D850 natürlich an eine etwas andere Zielgruppe. Aber in Sachen Flexibilität deckt die D850 so gut wie alle fotografischen Situationen ab. – Insbesondere für primär Foto-orientierte DSLR-User ist die D850 definitiv eines der attraktivsten und bedeutendsten Angebote der letzten Zeit. Speziell in Sachen Video bieten andere (z.B. Sony mit der A9) jedoch etwas mehr.
Unter
diesem Link finden Sie Bild- und Videobeispiele der Nikon D850 in voller Auflösung. Das unten gezeigte Beispielfoto von Nikon ist auf 4.000 Pixel (Höhe) herunter skaliert und als JPEG Stufe 8 gespeichert. (Zur Vergrößerung auf das Bild klicken.):
EXIF:
Modell: NIKON D850
Objektivmodell: 105.0 mm f/1.4
Belichtungszeit: 1/100 s
Blendenwert: F2,8
ISO-Empfindlichkeit: 64
Brennweite: 105,0 mm