Nikon "Z" Mirrorless Kamerasystem offiziell vorgestellt – Das Wichtigste zusammengefasst
Situationseinschätzung und MeinungUnd was ist mit Canon?Man muss kein Hellseher sein, um eine spiegellose Vollformatkamera vom Marktführer Canon zu prognostizieren. Bislang ist zwar noch nichts Konkretes dazu durchgesickert, aber es gibt gewichtige Gründe, die keinen anderen Schluss zulassen. Zunächst ist da die Tatsache, dass sich Canon und Nikon seit vielen Jahren mit ihrer Produktpalette sehr stark aneinander orientieren. Ob Absprache oder Werksspionage: Brachte in der Vergangenheit einer der beiden ein wichtiges neues Kameramodell auf den Markt, folgte der andere relativ zeitnah mit einem ähnlichen Modell. Davon abgesehen kann sich Canon schlicht das Risiko nicht leisten, Nikon möglicherweise mit einem spiegellosen Profi-System einen großen Vorsprung zu gewähren. – Und Sony weiter Boden gewinnen zu lassen.
Es ist vermutlich nur noch eine Frage von Tagen, vielleicht Wochen, bis Canon eine entsprechende Ankündigung macht und nachzieht. Ihr Vorteil: Mit der EOS-M-Serie haben sie bereits wichtige Erfahrungen mit einem spiegellosen, SLR-ähnlichen System im Amateurbereich mit APS-C-Sensoren gesammelt. Die größte Herausforderung liegt aber, genau wie für Nikon, in der Einführung eines neuen Objektivsystems für einen Vollformat Mirrorless-Mount und der zügigen Versorgung mit passendem, hochwertigen Glas.
MeinungNikons Schritt hin zu einer technisch kompromisslosen und für höchste fotografische Ansprüche konstruierten Mirrorless-Kamera mit Vollformat-Sensor war längst überfällig. Wäre da nicht der Klotz-am-Bein in Form des großen F-Mount-Objektivparks gewesen, hätte sich Nikon vielleicht auch schon früher zu spiegellosen Vollformatkameras bekannt. – Aber besser spät als nie! Zumal die primären Nachteile spiegelloser Systeme (elektronische Sucher mit begrenzter Auflösung, schwächerer kontinuierlicher AF u.a.) erst in jüngster Zeit dank technischer Fortschritte weitgehend kompensiert werden konnten.
Die Nikon Z6 und Z7 Kameras sind nach meiner Einschätzung – ohne sie selbst schon in der Hand gehabt zu haben –
echte Nikons mit gewohnt hohem ergonomischen Komfort und vertrauten Menüs. Ein Bereich, in dem Nikon zusammen mit Canon seit vielen Jahren die Benchmark setzt, was sie zu den am weitesten verbreiteten SLR-Style-Kameras im Profi-Markt gemacht hat. In Sachen Ausstattung und technischer Details findet sich zwar nichts revolutionär neues (beispielsweise kein Global Shutter), aber wichtig für den Erfolg ist neben der Bildqualität vor allem der Nutzungskomfort. In diesem Punkt sehe ich die Z6/Z7 schon jetzt leicht vor Sony. Eine Praxisbestätigung muss aber noch folgen.
Ob und wie schnell sich die Z-Serie durchsetzen kann, wird vor allem von den zukünftig erhältlichen Objektiven abhängen. Die Roadmap enthält ja schon einige sehr leckere Linsen. Die drei zum Start verfügbaren Optiken haben eher pragmatischen Charakter. Sie sind ein
relativ günstiger Einstieg, aber kein Ersatz für Nikons bisherige Spitzenoptiken mit "Goldkante". Der besonders große Bajonett-Durchmesser des Z-Mount eröffnet das Potential für außerordentlich lichtstarke und hochwertige Optiken.
Nicht markengebundene Nutzer sollten sich einen schnellen Kauf vielleicht noch eine Weile verkneifen, denn es wird sicher nicht lange dauern, bis Erzrivale Canon nachzieht und seine Mirrorless-Vollformat-Bombe platzen lässt. Mal sehen, wie ähnlich Canons Antwort auf die Nikon Z sein wird…