Nintendo Switch-Spiele auf dem Mac (inklusive Test)
Die Nintendo Switch kam im Frühjahr 2017 als Nachfolger der wenig erfolgreichen Wii U auf den Markt. Bereits bei vorherigen Konsolengenerationen konnte die Hardware der Nintendo-Produkte nicht mit den Konkurrenten von Sony und Microsoft mithalten – fanden dennoch bei Kunden durch innovative Bedienkonzepte und einem breiten Spektrum an bekannten und erfolgreichen Spiele-Serien anklang. Im Gegensatz zur Wii U erfreut sich die Nintendo Switch aber großer Beliebtheit.
Sony wie auch Microsoft setzen x86-Prozessoren von AMD ein, die Switch verwendet aber ein System-On-A-Chip aus der NVIDIA-Tegra-Serie. Es ist selten, dass Emulatoren für eine aktuelle Spielegeneration erscheinen, welche akzeptable Ergebnisse liefern – doch mit "Ryujinx" existiert ein Emulator, welcher sogar auf Apple-Silicon- und Intel-Macs funktioniert. Der bekannte und älteste Switch-Emulator "Yuzu" funktioniert aktuell nur auf Linux und Windows.
Metal per MoltenVKEine große Hürde für Emulatoren auf dem Mac ist die Grafikunterstützung: Der Mac bringt als einzige Schnittstelle das proprietäre Metal mit, welches zwar spektakuläre Performance bietet und perfekt auf Apple Silicon abgestimmt ist, aber inkompatibel zu dem verbreiteten Vulkan und DirectX ist und einige Funktionalität auch nicht unterstützt. Die Entwickler von Ryujinx entschieden sich dazu, MoltenVK zu nutzen: Hier handelt es sich um eine Bibliothek, welches Vulkan-Kommandos in Metal übersetzt – doch wie die Entwickler in einem
Blog-Post dokumentierten, galt es, viele Hürden zu umschiffen.
ARM auf ARM: Virtualisierung auf Apple SiliconBesonders auf Apple Silicon soll die Performance sehr gut sein, da die Nintendo Switch mit dem NVIDIA-Tegra-SoC auch auf ARM setzt: Viele Spiele müssen hier nicht emuliert werden, sondern der CPU-Code kann direkt in einer virtuellen Machine auf dem Mac ausgeführt werden. Auf Intel-Macs muss jedes Kommando vom ARM-Befehlssatz in x86-Kommandos übersetzt werden, was mehr Rechenleistung erfordert. Die Entwickler warnen, dass auf den meisten Intel-Macs keine spielbare Performance erreicht wird.
InstallationDie Installation des Ryujinx-Emulators ist nicht sonderlich Mac-Like: Zuerst gilt es, den Emulator
herunterzuladen. Da die aktuelle Version über keine gültige Signatur verfügt, muss man per rechter Maustaste auf die App klicken und daraufhin das Öffnen-Kommando wählen: Hier erscheint dann eine Option, die App trotzdem zu öffnen. Danach gilt es, die Systemeinstellungen zu öffnen und im Bereich "Datenschutz & Sicherheit" das Starten zu erlauben.
Ist dies erledigt, öffnet sich Ryujinx – und begrüßt den Anwender mit einer Fehlermeldung, dass "prod.keys" nicht gefunden wurde. Hier handelt es sich um kryptografische Schlüssel, die zum Ausführen von Inhalten benötigt werden. Eine Anleitung, wie diese entweder von einer bestehenden Konsole extrahiert oder aus dem Internet heruntergeladen werden, bietet wir hier nicht, da es sich um eine rechtliche Grauzone handelt. Auch eine Anleitung bezüglich der Switch-Firmware finden Sie hier aus den gleichen Gründen nicht. Eine Beschreibung des Installationsprozesses stellen die Entwickler
hier bereit.
Als Controller lässt sich die Tastatur verwenden – doch dies ist nicht zu empfehlen, da diese nicht über Control-Sticks verfügt. Möglich ist der Einsatz von Playstation- oder Xbox-Controllern via Bluetooth.
Performance & KompatibilitätRyujinx ist kompatibel zu einer großen Menge an Switch-Spielen – doch ausgerechnet das sehr beliebte "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" ist momentan in der Mac-Version nicht ausführbar. Andere Titel wie zum Beispiel "Mario Odyssey" sind aber komplett spielbar:
Auf einem 2021er MacBook Pro mit M1 Max sind in 720p, 1440p und 2160p flüssige Bildraten von 60 Bildern pro Sekunde möglich. Doch in 2880p bricht die Bildrate oftmals auf 30 Bilder pro Sekunde oder darunter ein – daher ist diese Einstellung auf dem M1 Max nicht zu empfehlen. Lüfter-Lärm oder eine starke Wärmeentwicklung sind während des Spielens nicht feststellbar.
Komplett flüssiges Spielen ist aber dennoch nur bedingt möglich: Müssen Grafik-Shader kompiliert werden, sind deutliche Ruckler feststellbar. Dies ist zwar meist nur zu Beginn von Levels oder Cut-Scenes notwendig, trotzdem beeinträchtigt dies das Spielerlebnis. Die Ryujinx-Entwickler weisen auf diesen Umstand auch im Blog-Eintrag hin: Die Vulkan-Shader müssen in Metal MSL-Shader übersetzt werden – und dies führt zu den beschriebenen Aussetzern. Ryujinx merkt sich jedoch einmal kompilierte Shader, so dass die Ruckler nur beim ersten Verwenden der Shader auftreten.
Auch sind die 60 Bilder pro Sekunde irreführend: Zwar werden 60 Bilder errechnet, doch diese nicht immer mit einem konstanten zeitlichen Abstand – daher sind "Mikro-Ruckler" sichtbar.
RechtlichesDie Emulation von Konsolen stellt eine rechtliche Grauzone dar: Zwar sind Emulatoren wie dieser nicht verboten, doch zum Betrieb wird die Firmware einer Nintendo Switch benötigt – und natürlich Spiele. Diese sind urheberrechtlich geschützt und in der Vergangenheit ging Nintendo rigoros gegen Download-Angebote vor – selbst bezüglich Konsolen und Spielen, die schon lange nicht mehr zum Kauf angeboten werden. Selbst wenn man eine Nintendo Switch und Spiele besitzt, ist der Download dieser im Internet für eine Emulation nicht rechtssicher möglich.