Die am vergangenen Dienstag offiziell vorgestellte Micro Four Thirds Digitalkamera OM-1 wurde von vielen Olympus-Fans mit großer Spannung erwartet. Schließlich handelt es sich um die erste große Neuheit nach dem Verkauf der Olympus-Kamerasparte, die nun unter dem Namen OM Digtial Solutions firmiert.
Apropos: Leider ist es den Olympus Nachfolgern nicht wirklich gelungen, einen griffigen Namen für ihre Marke zu ersinnen. Das Unternehmen nennt sich OM Digtial Solutions, die neue Kamera heißt
OM SYSTEM OM-1. Auf der Kamera selbst prangt zusätzlich (noch) der Schriftzug "Olympus".
Ist ja ganz nett, dass die Modellbezeichnung OM-1 an den größten Erfolg von Olympus erinnert – die gleichnamige Spiegelreflexkamera aus den Achtzigern, aber wer bitte findet denn
"OM Digtial Solutions OM SYSTEM OM-1" griffig? Einfach nur "Olympus" war ein Begriff, den jeder sich merken konnte – auch wenn die Firma schon damals mit ihren Modellbezeichnungen nicht gerade "catchy" war. (OM-D E-M1 XYZ-123…) Nun, da müssen wir durch.
Viel wichtiger ist natürlich, ob OMDS (wie ich die Firma im folgenden abgekürzt nennen möchte) mit der "1" zu neuen Ufern aufbrechen kann. Auf den ersten Blick scheint das nicht der Fall zu sein. Äußerlich ist die OM-1 kaum von ihrem technischen Vorgänger Olympus E-M1 Mark III zu unterschieden. Die vor der Produktvorstellung gezeigten Teaser-Bilder ließen das schon erahnen. Das Grund-Design bleibt gleich und auch die meisten Bedienelemente haben sich nicht oder nur wenig verändert. Das fällt für mich in die Sparte Facelift. – Was natürlich nicht schlecht sein muss! Aber die im Vorfeld und in Fan-Kreisen schon als "WOW-Kamera" titulierte OM-1 ist nicht wirklich bahnbrechend. Weder optisch noch technisch.
Die Griffigkeit der E-M1 war seit ihrer ersten Inkarnation im Jahr 2013 ganz ausgezeichnet – ließ sich für meinen Geschmack aber mit einer maßgeschneiderten Schnellwechselplatte noch massiv verbessern. Kleinere Problemzonen wurden mit den Nachfolgern Mark II und III weitestgehend ausgebügelt, soweit es das Grundkonzept zuließ. In der OM-1 wurde u.a. der Staub- und Spritzwasserschutz noch mal verbessert. Die Kamera hat jetzt ein IP53-Rating. Bei
43rumors finden Sie eine optische Gegenüberstellung der beiden Kameras von allen Seiten und einen tabellarischen Vergleich.
Die technischen Daten der OM-1 auf das Wesentlichste zusammengefasst:- neuer 20 MP stacked Sensor von Sony
- bis zu 120 Bilder/s mit elektronischem Verschluss
- 20 B/s im normalen high speed shooting
- 10 B/s mit mechanischem Verschluss
- 4K60P 10-bit 4:2:2
- 240 B/s 1080p
- Freihändige HighRes-Aufnahmen mit 50 MP
- Stativ HighRes mit 80 MP
- 5,76 Mdot EVF ohne Blackout-Unterbrechungen
- 1,62 Mdot LCD
- IBIS mit bis zu 8 Blendenstufen Wackelausgleich
- Cross Quad Pixel-1053- Phasenerkennungs-AF
- zwei UHS-II-kompatible SD- Speicherkarten-Steckplätze
- KI-Motiverkennung: Rennwagen, Rally Autos, Motorräder, Flugzeuge /Hubschrauber, Züge, Vögel, Hunde/Katzen
- Verbessertes AF tracking
- Sternenhimmel-AF
- ISO: LOW (80?) bis 102.400
- Verschlusszeit 1/32.000 (el.) bis 60 s
- Verbesserte Videofunktionen (4K 60p, Full HD 240p)
- Lebenszeit Verschluss: ca. 400.000 Auslösungen
- IP53-Staub- und Spritzwasserschutz; Frostsicher bis -10 C
- Neuer Akku
Noch etwas weiter auf die wichtigsten Neuerungen herunter gebrochen, bleibt da nicht mehr allzu viel technisches Neuland. Der wichtigste Punkt hierbei ist sicherlich der Stacked-BSI-Live-MOS-Sensor von Sony. Dessen Auflösung bleibt zwar unverändert bei (für die meisten Fälle völlig ausreichenden) 20 MP, wird aber vermutlich einen besseren Dynamikumfang und geringeres Rauschen bieten. Auch die Auslesegeschwindigkeit des Sensors ist deutlich besser als zuvor, wenn auch nur etwa halb so flott, wie die derzeit schnellsten full-frame stacked CMOS-Sensoren, wie
DPReview ermittelt hat. Kombiniert mit der neuen "TruePic X Bildprozessor"-Engine gehen damit zahlreiche der integrierten Computational-Features (wie der HiRes-Modus) deutlich schneller vonstatten.
Zu den Computational-Features zählen:- High Res Shot mit 50 oder 80 MP – jetzt mit deutlich verkürzter Verarbeitungszeit
- Live-ND – jetzt mit 6 Stufen, ND2 bis ND64
- Live Composite
- Focus Stacking – ebenfalls mit kürzerer Verarbeitungszeit
- HDR-Aufnahmen
Die in der Vergangenheit oft kritisierte Objekt-Verfolgung, womit nicht die oben genannten AI-Erkennungsmethoden speziell definierter Objekte gemeint ist, sondern die allgemeine Erkennung eines anvisierten Objekts, soll ebenfalls verbessert worden sein. Erste Tests bestätigen das, aber hier hinkt OM der Konkurrenz offenbar noch immer etwas hinterher.
Natürlich bietet die OM-1 noch viele weitere Funktionen und Besonderheiten. Alle Details erfahren Sie auf der
Produktseite.
Neue ObjektiveNeben der Kamera OM-1 wurden auch zwei neue Objektive der M.Zuiko Pro-Serie vorgestellt. Das M.Zuiko Digital ED 12-40mm F2.8 PRO II ist, wie an der römischen Ziffer II zu erkennen ist, eine Weiterentwicklung mit verbessertem Staub/Wetterschutz (jetzt ebenfalls IP53) und Beschichtung des Frontelements. Der optische Aufbau ist unverändert.
Das M.Zuiko Digital ED 40-150mm F4.0 PRO ist ein komplett neues Design, bestehend aus 15 Elementen in neun Gruppen. Es umfasst zwei ED-Elemente (Extra-low Dispersion), ein Super-ED-Element, ein HR-Element (High Refractive) und zwei asphärische Elemente. Das Objektiv hat einen Mindestfokussierabstand von 70 cm, einen Durchmesser von 69 mm, eine Länge von 99 mm und wiegt ohne Streulichtblende genauso viel wie das 12-40-mm-Objektiv (382 g).
Preise und Verfügbarkeit:Die OM SYSTEM OM-1 und alle weiteren genannten Neuheiten sollen ab Anfang März erhältlich sein.
- Kamera-Body OM-1: 2.199 Euro
- Power-Akkugriff HLD-10 (optional): 349 Euro
- Drahtlose Fernbedienung RM-WR1 (optional): 79,90 Euro
- zusätzlicher Lithium-Ionen-Akku BLX-1: 89 Euro
- Akkuladegerät BCX-1 (optional): 129 Euro
- M.Zuiko Digital ED 12-40mm F2.8 PRO II: 999 Euro
- M.Zuiko Digital ED 40-150mm F4.0 PRO: 899 Euro
Fazit und MeinungDie OM-1 ist ein solides Update zur Olympus E-M1 III. Aber ist sie auch ein würdiger Neuanfang?
Zwar muss der neue Sensor seine Fähigkeiten erst noch unter Beweis stellen, doch schon die vielen ergonomischen und technischen Änderungen im Detail lassen kaum einen Zweifel, dass diese Kamera in der Praxis überzeugen wird. Ob das in der Summe aller Dinge auch reicht, um Besitzer einer E-M1 Mark II oder III zu einem Neukauf zu bewegen, oder gar um neue Kunden für das MFT-System zu gewinnen und damit den Erfolg des Unternehmens OMDS zu sichern, muss die Zukunft zeigen.
Falls die Erwartungen etwas enttäuscht wurden, sind die Fans der Marke womöglich selbst ein klein wenig Schuld daran, weil die OM SYSTEM OM-1 im Vorfeld etwas zu sehr gehyped und damit eine entsprechend hohe Erwartungshaltung aufgebaut wurde.
Kommenden Dienstag wird noch eine weitere High-End MFT-Kamera vorgestellt und zwar die Lumix GH6 von Panasonic. Mehr dazu in der nächsten Rewind-Ausgabe.