Objektivtest: Olympus ED 12-100mm F4.0 IS Pro und ED 25mm F1.2 Pro – Zwei Spitzenoptiken für Micro Four Thirds
Praxiserfahrungen mit dem ED 25mm F1.2 ProKompaktBezeichnung | | M.ZUIKO DIGITAL ED 25mm 1:1.2 PRO |
Hubraum lässt sich durch nichts ersetzen – hieß es lange Zeit im Motorenbau. Heute ist dieser Grundsatz nur noch sehr bedingt haltbar, weil effiziente Turbomotoren mit geringem Hubraum ebenfalls fantastische Fahrleistungen erlauben und dabei noch spritsparender sind. Bei Objektiven sagt so mancher: Lichtstärke ist durch nichts zu ersetzen. Auch dieses Mantra hat heute nicht mehr denselben Stellenwert, wie noch vor der Ära der Bildstablisatoren. Natürlich stelle ich nicht in Abrede, dass hohe Lichtstärke nach wie vor ihren Sinn hat. – Sonst würde Olympus ja gar nicht erst so ein Objektiv wie das ED 25mm F1.2 PRO entwickeln. Für ein besonders cremiges Bokeh und Freihand-Reserven unter extrem schlechten Lichtbedingungen ist eine möglichst große Offenblende nach wie vor das Non-Plus-Ultra.
Und genau dafür ist das ED 25mm F1.2 PRO gemacht. Es bietet eine "Normal"-Brennweite von 25mm und verspricht "das Nonplusultra in Sachen Auflösung und Geschwindigkeit" – so die
Olympus Webseite. Zwar sind 25mm an Micro Four Thirds nicht unbedingt die traditionelle Brennweite für Porträt-Aufnahmen, doch gerade bei Indoor-Aufnahmen mit wenig Licht dürfte das Objektiv eben auch dafür wie geschaffen sein.
Natürlich ist auch das ED 25mm PRO äußerst solide konstruiert und gegen Wind und Wetter geschützt. Nach meinen Erfahrungen mit den bisherigen PRO-Serie Objektiven von Olympus enttäuscht diese Optik nicht. Haptik und Mechanik sind exzellent. Allerdings ist es für ein MFT-Objektiv mit 465g (inkl. Deckel und Streulichtblende, laut Briefwaage) auch schon enorm schwer. Sogar schwerer, als das 12-40mm F2.8 (433g). Ein Bildstabilisator ist in diesem Objektiv übrigens nicht eingebaut. Hier noch mal die Gewichte der vier wichtigsten PRO-Serie Objektive von Olympus laut Briefwaage (wieder mit Deckeln und Blende):
- 12-100 f/4 = 624g
- 25 f/1,2 = 465g
- 12-40 f/2,8 = 433g
- 40-150 f/2,8 = 919g
Definitiv keine Leichtgewichte, aber im Vergleich zu ähnlichen Angeboten für Vollformat doch viel "tragbarer" und kleiner.
Auch für Bokeh-Fans ist dieses Objektiv ein heißer Kandidat. Im Vergleich zu Vollformat entspricht die Freistellmöglichkeit per Hintergrundunschärfe
ungefähr einem Objektiv mit f/2,4 (wenn technische Voraussetzungen und die Motivsituation identisch wären). So gesehen hat man schon mit einem 50mm f/1,4 an Vollformat mehr Bokeh-Potential. Diesen Nachteil kann man zumindest dann wieder wett machen, wenn man näher ans Motiv herangehen kann. Mit nur 30cm Naheinstellgrenze bietet das 25mm PRO hierfür gute Voraussetzungen.
Schärfe (Mitte bis Rand), Verzeichnung, Vignettierung, Chromatische Aberation und was sonst noch so alles die Pixel-Peeper umtreibt, sind mit diesem Objektiv auf Referenzniveau. Schon bei Offenblende ist die Schärfe ausgezeichnet und ab f/2.0 kaum noch zu übertreffen. Diese Leistung relativiert auch den recht üppigen Preis von rund 1.300 Euro. Wer eine lichtstarke Festbrennweite mit maximaler optischer Leistung, toller Verarbeitung und Handhabung, Robustheit und schnellem AF sucht, der muss hier einfach zugreifen.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch noch gefunden: Die Umschaltung auf manuelle Fokussierung über den Fokusring ist etwas zu leichtgängig. Mir ist es im Laufe des Tests mehrfach passiert, dass ich beim Objektivwechsel versehentlich auf Manuell umgeschaltet habe und es erst beim Anlegen aufs Motiv bemerkt habe. Keine große Sache zwar, aber wenn es schon reicht, das Objektiv am Ring hochzuheben, um den AF umzuschalten, dann ist das etwas zu locker. Bei den PRO-Zooms ist das übrigens nicht anders, aber da ist der größere Zoomring meist die Stelle, an der man das Objektiv greift, nicht der schmalere Fokusring.
Nächstes Wochenende, in meinem Messebericht zu den
Norddeutschen HiFi Tagen in Hamburg, werde ich noch viele weitere Aufnahmen mit dem ED 25mm F1.2 veröffentlichen. Schließlich eignet sich ein so lichtstarkes Objektiv bestens für schummrig beleuchtete Ausstellungsräume.