Öffnung von iMessage, WhatsApp & Co.: Experten sehen Risiken bei Datenschutz und Sicherheit
Moderne Messaging-Dienste wie WhatsApp, Telegram oder Signal unterscheiden sich in einem zentralen Punkt von ihrem Vorgänger SMS sowie den herkömmlichen Kommunikationsformen Telefon und E-Mail: Sie sind nicht interoperabel. Die Europäische Union will das mit dem "Digital Markets Act" zumindest teilweise ändern. Die Großen der Branchen, zu denen unter anderem Apple, Facebook und Google zählen, sollen ihre entsprechenden Dienste für kleinere Anbieter öffnen und den Austausch von Nachrichten mit diesen ermöglichen – sofern diese das beantragen (siehe
).
Angleichung von Kryptografie-Architekturen erforderlichDas EU-weite Gesetzesvorhaben wirft unter anderem technische Fragen auf, welche große und kleine Anbieter vor erhebliche Herausforderungen stellen. Das betrifft vor allem die in aller Regel genutzte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Wie diese beim Austausch von Textnachrichten, Bilder und Videos zwischen verschiedenen Messaging-Diensten gewährleistet werden könnte, ist derzeit noch unklar. Aber selbst wenn dieses Problem sich lösen ließe, gäbe es Experten zufolge Risiken im Zusammenhang mit Datenschutz und Sicherheit. Der Security-Experte und Informatik-Professor Steven Bellovin etwa sagte
The Verge, die Angleichung zweier unterschiedlicher Kryptografie-Architekturen sei schlichtweg nicht möglich, ohne dass zumindest einer der beteiligten Dienste große Veränderungen vornehme. In der Folge müssten womöglich bestimmte Sicherheitsfunktionen entfernt werden, um auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu kommen. Das hätte unweigerlich Auswirkungen auf das Sicherheits-Niveau aller Beteiligten.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen meist inkompatibelGefahr droht zudem, wenn die Kommunikation zwischen Messaging-Diensten erfolgt, welche zueinander inkompatible Verfahren der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzen. Die Inhalte müssten in einem solchen Fall zunächst entschlüsselt und neu verschlüsselt werden. Das ermöglicht Bellovin zufolge Angriffe von Dritten. Der Sicherheitsexperte und ehemalige Facebook-Mitarbeiter Alex Muffett weist darüber hinaus darauf hin, dass bei hergestellter Interoperabilität mögliche Sicherheitslücken in einem Dienst zwangsläufig auch die Nutzer anderer Services gefährden können. Alex Stamos von der Stanford-Universität bringt zudem den Aspekt des sicheren Identitäts-Managements ins Spiel. Jeder für Mitbewerber geöffnete Messaging-Service müsse sicherstellen, dass dieses auch für die Nutzer anderer Dienste gewährleistet sei. Andernfalls komme es zu einem "Albtraum in Sachen Sicherheit und Privatsphäre."
Matrix-Entwickler: Sicherheitsprobleme lassen sich lösenDie Entwickler des Kommunikationsprotokolls
Matrix widersprechen allerdings den Einschätzungen der von The Verge befragten Sicherheitsexperten. Sie halten es für möglich, die angesprochenen Sicherheitsprobleme zu lösen, etwa durch den Einsatz ihres quelloffenen Systems. Darüber hinaus sei denkbar, die unter Umständen erforderliche Entschlüsselung und Neuverschlüsselung einer Nachricht nicht serverseitig, sondern auf den jeweiligen Endgeräten vorzunehmen. In diesem Fall entstünden durch die Interoperabilität keine zusätzlichen Risiken.