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Offiziell: Canon EOS R5 und R6 Vollformatkameras und neue RF-Mount-Objektive vorgestellt – Die letzten Einhörner?
Neue "extra-lichtschwache" ObjektiveNeben den Kamera-Neuheiten gibt es aber noch ganz andere höchst interessante Entwicklungen bei Canon zu beobachten. So haben die Japaner zusammen mit der R5 und R6
weitere RF-Mount-Objektive vorgestellt, für die man dem Hersteller noch vor ein, zwei Jahren glatt den Vogel gezeigt hätte. Die Neuheiten sind:
- RF 100-500mm f/4-7.1L IS USM (rund 3.020 Euro, ab September)
- RF 85mm f/2 IS STM Macro (rund 681 Euro, ab Oktober)
- RF 600mm f/11 IS STM (rund 778 Euro, ab Ende Juli)
- RF 800mm f/11 IS STM (rund 1.022 Euro, ab Ende Juli)
- plus neue Telekonverter 1,4x (583€) und 2x (730€)
Alle Preisangaben basieren auf dem vorübergehend verminderten MwSt.-Satz von 16%.Okay, das 100-500 mm und das 85er gehen ja noch als einigermaßen normal durch. Aber Superteleobjektive mit f/11? (!!111elf11!?) Und dazu auch noch mit einer Festblende?
Wer würde denn derart lichtschwache Objektive für so hochwertige Kameras wie die EOS R-Serie anbieten wollen? Aber gemach. Das ergibt sehr wohl Sinn. Besonders langbrennweitige Teleobjektive für Vollformat sind in aller Regel ultra-groß, ultra-schwer und ultra-teuer. Außerdem war bislang eine gewisse Mindest-Lichtstärke erforderlich, damit der Autofokus noch funktioniert.
Nun haben moderne Vollformat-Sensoren aber ungeheure High-ISO-Eigenschaften, die auch bei wenig Licht noch kurze Belichtungszeiten ermöglichen, ohne die Bilder in einem Rauschteppich zu ersticken. Und Canons Dual-Pixel-AF-System macht es möglich, auch noch bei weit geschlossener Blende automatisch scharf zu stellen – wenn vielleicht auch mit etwas verminderter Leistung. Mit dem in SLRs verbauten, separaten Phasen-AF-Sensoren war (meistens) bei f/8 Schluss.
Verzichtet man nun auf etwas Lichtstärke, können Objektive mit sehr langer Brennweite (in diesem Fall eben 600 und 800 mm) erheblich kompakter, leichter und billiger gebaut werden. Canon hat die Mobilität der neuen Tele-Festbrennweiten noch weiter verbessert, indem sich der Tubus für den Transport zusammenschieben lässt (Collapsable Design). Das ist also kein Zoom-Mechanismus, sondern dient nur dem Tragekomfort. Außerdem wurden sogenannte DO-Elemente (Diffractive Optics) eingebaut, die ähnlich wie Fresnel-Linsen wirken und die Baugröße weiter reduzieren. Auf diese Weise hat Canon echte Langreichweiten-Objektive erschaffen, die so kompakt sonst höchstens mit Four-Thirds-Sensoren möglich wären. Und das inklusive Bildstabilisator (IS). Wenn deren Abbildungsleistung stimmt, ist die Sache mit der festen (dafür 100% kreisrunden) Blende ein akzeptabler Kompromiss. Die beiden Supertele sind zudem mit den neuen Extendern kompatibel und ermöglich so bis zu 1.600 mm Brennweite.
Klar, es geht mit f/11 so oder so etwas an Reserven für ultra-kurze Belichtungszeiten zum Einfrieren von Bewegungen verloren. Auch das Bokeh-Potential ist im Vergleich zu den Monstertüten entsprechend geringer. Aber das ist immer noch besser, als gar kein Supertele zu haben, weil es schlicht zu groß und zu teuer ist. Darum sehe ich die neuen RF-Teleobjektive als geschickten und gelungenen Schachzug an. Ob sich diese aber auch gut verkaufen, steht noch auf einem anderen Blatt, denn man muss es "altgedienten" Fotografen auch erst mal plausibel machen, warum sie ein f/11-Objektiv für um die 1.000 Euro kaufen sollten. Die allgemeine Skepsis dürfte groß sein.
Auf jeden Fall ist es gut zu sehen, dass Canon eben nicht nur absolute Pro-Objektive zu horrenden Preisen für RF-Mount entwickelt, sondern auch wirklich praktische Consumer-Linsen. – Daumen hoch!
Die Hauptmerkmale der neuen RF-Objektive in der Übersicht:
RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM- Brennweitenbereich von 100-500mm
- Eine Super-UD und sechs UD-Linsen
- 5-Stufen-IS (CIPA Standard)
- Dual Nano USM
- Konfigurierbarer Objektiv-Steuerring
- Witterungsschutz der L-Serie
- Kompatibel mit EXTENDER RF 1,4x / EXTENDER RF 2x (nutzbare Brennweiten von 300 bis 500mm)
RF 600mm F11 IS STM und RF 800mm F11 IS STM:- 600mm (RF 600mm F11 IS STM) bzw. 800mm (RF 800mm F11 IS STM) Brennweite
- Optischer Bildstabilisator (IS) bis zu (RF 600mm F11 IS STM: 5 Stufen, RF 800mm F11 IS STM: 4 Stufen)
- STM AF-Technologie
- Leicht (RF 600mm F11 IS STM: ca. 930 g bzw. RF 800mm F11 IS STM: ca. 1.260 g)
- Kompakt – Kann für Lagerung/Transport eingezogen und für den Betrieb ausgefahren werden
- Objektiv-Steuerring – Zur direkten Einstellung von u. a. Belichtung/ISO
- F11 Objektiv mit IS und vollem AF mit einer Canon EOS R Kamera
RF 85mm F2 MACRO IS STM:- 85mm Festbrennweite
- Hohe Lichtstärke von 1:2
- Geringes Gewicht von nur ca. 500 g
- STM AF-Technologie
- Bis zu 5-Stufen-IS (CIPA Standard)
- Makro-Abbildungsmaßstab 1:2
EXTENDER RF 1.4x und EXTENDER RF 2x:- Fortschrittliches hochbrechendes Glas mit niedriger Dispersion
- Linsenvergütungen und eine dreischichtige Kombinationslinse zur Reduzierung von Geisterbildern
- Hitzeabweisende Beschichtung
Fazit – Canon kann's nochGeht doch! … möchte man fast ausrufen. Es hat zwar eine lange Durststrecke gegeben, aber mit den jetzt vorgestellten Kamera- und Objektivneuheiten meldet sich der (nach wie vor) Marktführer eindrucksvoll zurück.
Die EOS R5 und R6 sind gelungene Nachfolger bzw. Ergänzungen zu den bisherigen R-Modellen, denen es an einigen Ecken und Kanten noch ein wenig an letzter Konsequenz mangelte. Mehr noch: Die EOS R5 ist nahe an dem, was ich die "perfekte" Kamera nennen würde und auch die R6 ist ein echtes Sahnestück.
Mit dem Ausbau des RF-Objektivangebotes nicht nur im teuren High-End-Bereich macht es Canon zudem vielen Interessierten aber bislang noch unentschlossenen Interessenten leichter, sich für die R-Serie zu entscheiden. Auch der mit vielen Unsicherheiten verbundene Verkauf der Olympus Kamerasparte dürfte Canon in die Hände spielen. Nicht nur ich selbst denke über eine Rückkehr zu Vollformat und speziell zu Canon nach, die quasi zur richtigen Zeit das richtige Angebot vorzuweisen haben. Nur der anhaltende Abwärtstrend im Kameramarkt könnte den Japanern letztlich doch noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Ein Testbericht der EOS R5 ist geplant.
PS: Nikon wird voraussichtlich gegen Ende des Jahres neue Modelle der Z-Serie (Z6s und Z7s) vorstellen. Und Sony schläft natürlich auch nicht. Das Rennen ist also keineswegs zu Ende.