Die Katze ist aus dem Sack, aber es ist, als steckte sie zuvor in einer transparenten Tüte. Beinahe sämtliche Details zu der Profi-Kamera sind in den Wochen zuvor häppchenweise im Netz durchgesickert. Ob die Geheimhaltung bei Olympus so schlecht ist, oder die "Leaks" Methode hatten – schließlich bleibt man so über Wochen im Gespräch – sei einmal dahingestellt.
Die offizielle Vorstellung ist daher jedenfalls ebenso wenig eine Überraschung, wie die Daten der E-M1X. Alles Wesentliche und eine Einschätzung der damit verbundenen Chancen und Risiken für Olympus hatte ich bereits in der letzten Woche
hier veröffentlicht. Nichts desto trotz möchte ich Ihnen die offiziellen Details und Bilder nicht vorenthalten.
Der Übersicht halber nur die hervorstechendsten Merkmale der Kamera:
Bei der Olympus OM-D E-M1X handelt es sich um eine spiegellose Kamera
mit 20,4 MP Micro-Four-Thirds-Sensor und fest integriertem Portraitgriff (oder Akkuhandgriff, je nach Auslegung). Sie zielt auf keine geringeren Gegner, als die Canon EOS 1D-Serie und Nikons Dx (D4, D5…) ab. Also Profi-Modelle mit Vollformatsensoren, die primär auf Performance getrimmt und für Action- und Dokumentarfotografie ausgelegt und äußerst robust sind. Die E-M1X ergonomisch so ausgelegt, dass sich der Nutzer voll auf die Aufnahme über den Sucher konzentrieren kann. (Ein Klapp- und Schwenkbares Display ist natürlich trotzdem vorhanden.)
Mit einer Serienbildgeschwindigkeit von 15 Bildern pro Sekunde mit mechanischem und 18 B/s mit e-Shutter bei kontinuierlichem AF und Belichtung (AF/AE tracking), bzw. bis zu 60 Bildern/s ohne Fokusnachführung mit e-Shutter übertrifft die M1X die meisten Wettbewerber in Sachen Geschwindigkeit. Um auch anspruchsvolle Landschaftsfotografie mit besonders hoher Auflösung zu ermöglichen, bietet die Kamera eine HiRes-Funktion, bei der in kurzer Folge mehrere Aufnahmen mit jeweils leicht verschobenem Sensor gemacht und anschließend in der Kamera zusammengesetzt werden. Dank der hohen Prozessorleistung mit zwei TruPicVIII-Prozessoren und einem extrem effizienten Sensor-Stabilisator können solche HiRes-Aufnahmen bis 50 MP erstmals auch freihändig gemacht werden. In diesem Modus sollen sogar nicht allzu schnell bewegte Motivdetails, wie Blätter oder Wasser, sauber eingefroren werden. Mit Stativeinsatz sind sogar 80-MP-Fotos möglich.
Der Sensorbasierte 5-Achsen Bildstabilisator soll in Verbindung mit ebenfalls stabilisierten M-Zuiko-Objektiven wie dem 12-100 mm f/4 einen Wackelausgleich bis zu sagenhaften 7,5 Belichtungsstufen ermöglichen.
Das Sensor-Staubschutzsystem wurde mit einem verbesserten Super Sonic Wave Filter (SSWF) inklusive spezieller Beschichtung ausgestattet, der 30.000 Mal pro Sekunde vibriert. Das soll die Wahrscheinlichkeit, dass Staub oder Schmutz Fotos und/oder Kamera ruinieren, um den Faktor 10 reduzieren. Die Verschlusslebensdauer beziffert Olympus mit ca. 400.000 Auslösungen.
Weitere Highlights sind ein komplett neu entwickelter AF mit "intelligenter" Motiverkennung und natürlich Eye-AF. Im sogenannten "Pro Capture Mode" zeichnet die Kamera vor der eigentlichen Auslösung bis zu 35 Bilder Bilder auf. Der AF soll mit einem f/1,2-Objektiv bis -6 EV funktionieren (bis -3,5 EV mit f/2,8).
Neu ist auch ein simulierter ND-Filter ("Live ND"). Damit lassen sich, wie mit einem optischen ND-Filter, in heller Umgebung Bilder mit gewollter Bewegungsunschärfe erzeugen, als hätte man eine längere Belichtungszeit als tatsächlich eingestellt. Die Wirkung kann in fünf Stärkegraden entsprechend der Filter ND2 bis ND32 eingestellt werden (entspr. 1-5 Belichtungsstufen).
Die neue Anti-Flicker-Funktion erkennt die Frequenz künstlicher Lichtquellen und aktiviert den Verschluss entsprechend erst bei maximaler Helligkeit, um unausgewogene Belichtung zwischen multiplen Aufnahmen und Streifenmuster bei Verwendung des elektronischen Verschlusses und bei Videoaufnahmen zu vermeiden.
Der elektronische Sucher soll ebenfalls noch mal deutlich verbessert worden sein, hat aber im Vergleich zur Konkurrenz eine nicht besonders hohe Auflösung. Die Vergrößerung der Darstellung beträgt (entsprechend Kleinbild) 0,83x.
Die E-M1X hat mehrere sogenannte Feldsensoren integriert. Dazu zählen neben GPS auch ein Kompass, sowie Thermo- und Manometer. Dadurch lassen sich neben den Positionsdaten auch Informationen wie Umgebungstemperatur, Höhe und die Ausrichtung der Kamera in den Metadaten festhalten. Natürlich sind auch WiFi und Bluetooth für die Konnektivität mit Computern und Smart Devices integriert. Außerdem verfügt die Kamera dank des doppelten Prozessors über zwei UHS-II-fähige SD-Card-Slots.
Der Magnesium-Body ist umfassend abgedichtet, hat die Maße 144,4 x 146,8 x 75,4 mm und wiegt 997 g mit zwei eingesetzten Akkus. Letztere sind vom selben Typ, wie bei der E-M1 Mark II und werden über einen gemeinsamen Einschub in die Kamera eingesetzt. Die Akkus lassen sich in der Kamera via USB-C PD (Power Delivery) aufladen. Eine volle Ladung für beide Akkus soll ca. 2 Stunden dauern. Ein USB-C Ladegerät für das Aufladen der Akkus in der Kamera ist zwar enthalten, aber eine Ladeschale zum externen Aufladen der Akkus leider nicht. Den gibt es nur optional. – Schade. Dafür hält die Kamera mit zwei voll geladenen Akkus für etwa 870 bis maximal (im Low Power Modus) 2.580 Aufnahmen durch.
4K/30p Videoaufnahmen sind mit bis zu 237 Mbit/s möglich. In Full-HD können bis zu 120 fps aufgezeichnet werden. Mit Cinema 4K (C4K, 4096 x 2160) steht ein Filmformat zur Verfügung, das mehr Flexibilität in der Postproduktion bietet. Auch ein Log-Modus ist vorhanden, ebenso wie Anschlüsse für Mikrofon und externen Monitor (HDMI). Audio kann mit bis zu 24 Bit/96kHz aufgezeichnet werden.
Besitzer der Kamera können sich für den
Olympus PRO Service anmelden. Wie bei jeder Olympus Kamera und jedem Objektiv erhält der Käufer einer E-M1X eine kostenlose sechsmonatige Gewährleistungsverlängerung4, wenn er das Produkt auf der Plattform MyOlympus unter
registriert.
Das sind nur einige der Features der E-M1X. Die vollständigen technischen Daten finden Sie hier.
Zeitgleich mit der E-M1X gehen eine neue Bildverwaltungssoftware sowie ein elektronisches Blitzgerät und eine drahtlose Blitzsteuerung an den Start.
Darüber hinaus hat Olympus verraten, dass sie an einem besonderen Pro Objektiv arbeiten; dem M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25x IS PRO. Also ein Tele-Zoom mit umgerechnet 300-800 mm Brennweite plus eingebautem Teleconverter (bis 1.000 mm [KB]). Das Supertele ist für 2020 avisiert. Noch in diesem Jahr soll zusätzlich der 2x Telekonverter MC-20 in den Handel kommen.
Die OM-D E-M1X soll voraussichtlich ab Ende Februar zum Preis von 2.999 Euro erhältlich sein. Ein ausführlicher Test ist geplant.
Als kleine Überraschung stellt Olympus außerdem eine silberne Version der E-M1 Mark II vor, die ab Ende Februar – auf 2.000 Stück limitiert – für 1.699 Euro zu haben ist.