Ominöser Xeon-Mac mit 28 Kernen: Benchmarks sorgen für Aufregung – aber sind wohl gefälscht
Die gesamte Apple-Welt wartet auf die Vorstellung des ominösen "modularen Mac Pro", den Apple vor fast zwei Jahren angekündigt, seitdem aber keine konkreten Informationen mehr geliefert hatte. Zu hören war lediglich, Apple wolle einen neuen, ganzheitlichen Ansatz verfolgen der darüber hinausgehe, Probleme nur mit Hardware-Spezifikationen zuzuwerfen – so die Aussage auf einem kleinen Event. Angesichts des großen Interesses an einem Aushängeschild-Mac ganz oben auf der Performance-Leiter kommt es nicht verwunderlich, dass ein mysteriöser Benchmark auf Geekbench die Herzen höher schlagen lässt. In den sozialen Medien wird heiß diskutiert, ob es sich dabei um den kommenden Mac Pro handeln könnte – immerhin entsprechen die Spezifikationen dem Maximum derzeit verfügbarer Hardware.
Merkwürdige ZahlenAuch wenn für viele
Reddit-Nutzer der Fall klar ist (wahlweise "das ist der neue Mac Pro" oder auch "warum hat Apple nicht auf Threadripper gesetzt?"), so scheint es sich bei näherer Betrachtung doch eher um Wunschdenken und ein manipuliertes Ergebnis zu handeln. Zahlreiche Aspekte des angeblichen Tests sind auffällig. Auf einem Linux-System ausgeführt (!) soll das Gesamtsystem 59.600 Punkte in der Multicore-Messung erzielen. Damit würden die angegebenen 28 Prozessorkerne mit 3,9 GHz Taktrate einen aktuellen iMac Pro in Maximalausstattung (18x2,3 GHz) um gerade einmal etwas mehr als 20 Prozent übertreffen. Mit der reinen CPU-Leistung könnte Apple daher kaum protzen, selbst wenn der Fokus auf einem "ganzheitlichen System" anstatt Benchmark-Werten liegt.
Prozessor und RAM Im Testprotokoll vermerkt ist Intels "Xeon Platium"-Serie – sicherlich das beeindruckendste Produkt in Intels aktuellem Portfolio. Der Verkaufspreis liegt bei rund 11.000 Dollar – also dem Preis eines kompletten iMac Pro mit schnellstem Prozessor und 128 GB Arbeitsspeicher. Die angegebene RAM-Ausstattung macht hingegen stutzig.1,5 TB Arbeitsspeicher klingen beeindruckend, aber auch fast unbezahlbar. Dazu kommt die Frage, für welchen Anwendungsbereich dies sinnvoll sein könnte.
Zweifel sind angebrachtVorab via Geekbench bekannt gewordene Benchmark-Ergebnisse stellten sich zwar schon häufig als akkurat heraus, in diesem Fall ist aber gehöriger Zweifel abgebracht. So lassen sich nicht nur die Hardware-Identifier manipulieren, auch der Upload von Daten eines derart unter Geheimhaltung stehenden Produkts erscheint sehr unwahrscheinlich. Bis es offizielle Informationen zum kommenden Mac Pro gibt, vergeht wohl noch ein halbes Jahr – nämlich bis zur WWDC 2019. Erst dann gibt es Klarheit, ob Apple das System auf Grundlage von Standard-Komponenten und -Prozessoren konzipiert oder ob es tatsächlich ganz auf Apple-eigene Füße gestellt wird.