Paradigmenwechsel? Apple sucht plötzlich nach mehr Software- als Hardware-Ingenieuren
Zum ersten Mal seit fünf Jahren fragt Apple auf dem Stellenmarkt mehr Software- als Hardware-Experten nach. Das haben Datenanalyseexperten anhand der Ausschreibungen auf den Job-Seiten des Konzerns
herausgefunden. Der Schwerpunktwechsel könnte auf einen Paradigmenwandel in Cupertino hinweisen: Weg von einem Gerätehersteller hin zu einem Software- und Diensteanbieter.
Hardware-Entwicklung seit Jahren vornSeit 2016 sammeln die Datenjournalisten von Thinkum die Informationen von Apples Job-Page und bereiten sie auf. Während zu Beginn die beiden Hauptgebiete noch relativ nah aneinanderlagen (Hardware: rund 15.000, Software rund 13.500), verschob sich zunächst der Anteil in Richtung Produktentwicklung. Die Nachfrage nach Hardware-Experten überstieg jene nach Entwicklern in den folgenden Jahren bei Weitem.
Software überholtObwohl Apple in der Vergangenheit einige Programme eingestellt hat, steigt nun die Nachfrage nach Software-Spezialisten wieder an. Seit Beginn der Aufzeichnungen Thinkums nimmt sie nun kontinuierlich den ersten Platz ein. Im dritten Quartal 2018 suchte der iPhone-Produzent zum ersten Mal mehr Programmierer, im vierten Quartal festigte sich der Trend. Der Wechsel fällt zeitlich zusammen mit wiederholten Äußerungen aus Apples Chefetage, sich verstärkt den Diensten zuzuwenden.
Kerngeschäft: HardwareDer Bericht betont, wo der iPhone-Produzent herkommt. Das erste Produkt auf dem der angebissene Apfel prangte, war eine Box mit Komponenten, die der Kunde noch selbst zusammenbauen musste. Software enthielt sie nicht. Später bestand der Wettbewerbsvorteil eben darin, dass Apple zu dem Computer auch gleich die passenden Programme mitlieferte. Doch der Schwerpunkt lag weiterhin im Design und der Komponentenzusammenstellung der anfassbaren Produkte. So entstanden wegweisende Innovationen wie touchbasierte iPhones, schlichte iPads und immer schlanker werdenden Macs.
Hohe Hardwarebasis mit Softwarezäunen umspannenIn den vergangenen Jahren war der kalifornische Konzern ausgesprochen erfolgreich, seine Produkte an den Mann/ die Frau zu bringen. Seit Kurzem stellt man dort fest, dass etwa das Wachstum der iPhone-Verkäufe begrenzt ist. So konzentrieren sich Tim Cook und seine Mannschaft nun darauf, die bereits bestehende Basis zu nützen, um weiteres Wachstum zu generieren. Dienste, etwa diverse Streaming-Angebote, sollen dabei helfen. Damit die Kundschaft Inhalte und Werkzeuge geliefert bekommen, die sie auch wirklich auf der Plattform halten, investiert das Unternehmen Unsummen. Früher stand die Frage im Raum, ob für die tolle Apple-Hardware bestimmte Programme erhältlich sind und wenn nicht, welche Alternativen sinnvoll erscheinen. Man stellte also die Software-Wahl hinter die Hardware-Entscheidung. Jetzt will Apple den Spieß herumdrehen. Die Menschen sollen anscheindend langfristig die Geräte nach den darauf verfügbaren Inhalten auswählen.