Plädoyer: Die nächste Investition sollte für einen guten Bürostuhl sein
Ist doch so: Die Meisten von uns Hardware-Nerds geben viel Geld für die jeweils neueste Technologie aus. In MTN-Kreisen dürfte das Ersparte vornehmlich an Apple fließen. Ist ja auch schön, denn die schnellsten Macs, neuesten iPhones, iPads, AirPods oder sonstige Technik-Highlights vereinfachen unser modernes, vernetztes Leben. Doch gerade jetzt in Corona-Zeiten mit drastisch steigender Home-Office-Inzidenz sollte es möglich sein, auch mal eine Generation iDingsbums zu überspringen und – falls noch nicht geschehen – die Kohle lieber in einen anständigen, ergonomischen Arbeitsplatz daheim zu investieren.
Das Thema ist natürlich nicht neu oder explizit Corona-bedingt. In Rewind sind im Laufe der Jahre dazu etliche Berichte und Produktvorstellungen erschienen. (Siehe z. B. „
Aktion stylischer Schreibtisch“ aus 2014.) Völlig egal, ob der Bildschirmarbeitsplatz beim Arbeitgeber oder in den eigenen vier Wänden ist. Das Allermindeste, was zu einem gesunden Desktop-Arbeitsplatz gehört, ist ein vernünftiger und auch hochwertiger Bürostuhl. Und zwar ein höhenverstellbarer, drehbarer mit Rollen. Einfach den Küchenstuhl zum Home-Office-Sitz umzuwidmen, ist der falsche Weg. Erst rech aber, sich einfach mit dem MacBook aufs Sofa zu lümmeln, weil bei der Arbeit zu liegen irgendwie lässig ist. – Don’t!
Ein guter Bürostuhl kostet Geld. Glauben Sie nicht, nur weil der 60-Euro-Gaming-Chair vom Baumarkt oder aus dem Aldi-Shop irgendwie spacig oder wie ein Ferrari-Sitz aussieht, dass Sie damit auf lange Sicht glücklich werden. Alles entscheidend ist die Mechanik. Und die kostet Geld, wenn sie was taugen und lange haltbar sein soll.
Mechanics matter! Hier das Grundgerüst des Sato Galileo.
Natürlich gibt es keine unumstößliche Untergrenze für die Investition in einen Bürostuhl. Durchaus gute Marken-Modelle sind schon ab ca. 400 Euro erhältlich, wie etwa der
hier vorgestellte Köhl Selleo Edge. Aber ein Top-Bürostuhl für 1.500 Euro und mehr ist deswegen noch lange kein rausgeschmissenes Geld oder dekadenter Luxus. Je stabiler die Mechanik, je hochwertiger der Stoff und die Polsterung, desto besser. Da man diese Kriterien auf Bildern und aufgrund von Herstellerbeschreibungen im Web nicht einschätzen kann, ist der Gang zum Büroausstatter mit qualifizierter Beratung und Sitzprobe absolut ratsam. Aber dann bitte auch beim Händler kaufen und nicht den Service ausnutzen und beim billigsten Anbieter im Netz bestellen.
Wieso ich überhaupt darauf komme? Nun, im Jahr 2009, also vor rund zwölf Jahren, habe ich mir für etwa 2.300 Euro einen Sato Galileo Bürostuhl mit guter Ausstattung gegönnt. Den Bericht zu diesem Stuhl finden Sie in
dieser Ausgabe der PDF-Rewind. Ich nutze ihn seit seiner Anschaffung fast täglich. Die aufwendige Mechanik des Sato ist
fast noch immer so ganggenau und spielfrei wie am ersten Tag. Der Bezug zeigt zwar Benutzungsspuren, ist aber nirgendwo durchgescheuert oder gar löcherig. Die lederbezogenen, fest gepolsterten und höhenverstellbaren/drehbaren Armlehnen sind wie neu. Und an jedem einzelnen Tag senke ich den Stuhl zum Feierabend in die tiefste Position ab, um ihn samt Armlehnen platzsparend unter die Tischplatte schieben zu können. Am nächsten Tag wird er dementsprechend wieder mit der Gasfeder „hochgefahren“. Wenn ich ihn etwa an 300 Tagen im Jahr genutzt habe (mindestens), dann macht das bis heute schon 3.600 Auf- und Ab-Bewegungen mit der Gasdruckfeder.
Die vier Bilder zeigen den Sato Galileo heute, nach zwölf Jahren intensiver Benutzung. Der Stoff ist etwas verschmutzt, aber sonst ist alles einwandfrei.
Die spezielle Synchronmechanik des Sato Galileo namens „Glide-Tec+“ (Beschreibung im
Rewind-Review) und die Rückenanpassung arbeitet ebenfalls noch immer perfekt.
Dieser Langlebigkeit für ein wirklich stark beanspruchtes Arbeitsgerät muss ich einfach mal ein Lob aussprechen und dafür plädieren, den Bürostuhl nicht als lästige Notwendigkeit abzutun und aus falscher Sparsamkeit so billig wie möglich zu kaufen. Natürlich ist ein hoher Kaufpreis allein keine Garantie für Langlebigkeit. Aber im Zweifel sollten Sie lieber ein paar Euro zu viel als zu wenig investieren und nach der bestmöglichen Mechanik und Ergonomie suchen. Und zwar zumindest in der letzten Entscheidungsphase offline, also beim Fachhändler. Am Ende ist das wahrscheinlich sogar billiger (und nachhaltiger), als alle zwei bis drei Jahre einen neuen Billigstuhl zu kaufen. Insbesondere, wenn die Kosten für ggf. nötige orthopädische Behandlungen nach Jahren der verrenkten Bildschirmarbeit berücksichtigt werden.
PS: Dies ist keine Werbung für den von mir genutzten Sato Galileo oder andere Hersteller. Es gibt viele hochwertige Bürostühle. Da es hier nur um ein Plädoyer für gute Sitzergonomie und mehr Sinn für Produktqualität geht, habe ich deshalb auch keine Marken direkt verlinkt.