Apple Studio Display – Praxis FortsetzungHelligkeit und FarbeMein rein subjektiver (sprich: nicht messtechnisch belegter) Eindruck von der Bildqualität des Studio Display im Vergleich zum iMac Pro fällt eindeutig zugunsten des neuen Monitors aus.
Bei exakt identischer Auflösung (5120 x 2880) und Pixeldichte (218 ppi) ist der Schärfeeindruck erwartungsgemäß nicht anders. Mir fallen dennoch ein paar Unterschiede sofort ins Auge. Der Schwarzwert des Studio Display ist eindeutig besser und damit auch der Kontrast. Das voreingestellte Standard-Farbprofil (P3-600 Nits) ist für meine Zwecke ideal.
In dieser Einstellung ermöglicht das Display auch eine automatische Helligkeitseinstellung in Abhängigkeit zum Umgebungslicht. Die Grundhelligkeit lässt sich dabei anpassen, wobei ich diese bei ca. 80% eingestellt habe. Schalte ich meine halb über dem Display schwebende Schreibtischlampe aus, verringert sich die Helligkeit sehr deutlich. Etwas zu sehr für meinen Geschmack. Leider lässt sich hier keine getrennte Einstellung bzw. kein Mindest-Helligkeitswert festlegen. Das heißt: Stelle ich bei abgeschalteter Schreibtischbeleuchtung die Helligkeit manuell etwas höher ein und schalte dann die Schreibtischlampe an, regelt das Display auf 100% hoch.
Die Uniformität der Helligkeit ist für ein Display mit Edge-LED sehr gut. Ich kann bei flächiger Farbdarstellung (mit dem einfachen Tool Pixel Check ausprobiert) bei keiner Farbe nennenswerte Abweichungen feststellen. Die Ausleuchtung ist bis ich die Ecken sehr gleichmäßig. Pixelfehler konnte ich ebenfalls nicht feststellen.
Wäre eine Hintergrundbeleuchtung mit tausenden von Mini-LEDs wirklich besser gewesen? Die theoretischen Vorteile der Mini-LED-Technologie gehen in der Praxis immerhin auch mit einigen Nachteilen einher. So gibt es bei der im Studio Display genutzten Beleuchtung prinzipbedingt keinerlei Halo-Effekte. Selbst mit zig-tausenden von LEDs lassen sich Halos an harten Kontrastkanten aber nicht vermeiden. Dass der Schwarzwert dafür im Studio Display nicht ganz so hoch ist, lässt sich meines Erachtens verschmerzen. Nicht zuletzt wäre ein so großes Panel mit Mini-LEDs sicher auch noch mal ein ganzes Stück teurer geworden.
Nicht zu vergessen auch, dass Mini-LED nur ein Kompromiss auf dem Weg hin zu Micro-LED-Technik ist, bei der wirklich jedes einzelne Pixel selbst leuchtet. So wie bei OLED, nur ohne dessen Nachteile. Bis wir Micro-LED-Displays mit Auflösungen und Pixeldichte wie im Studio Display sehen, wird es aber noch einige Jahre dauern. Bislang bietet beispielsweise der auf diesem Gebiet führende Anbieter Samsung Micro-LED nur in sehr großen und extrem teuren Panels an, deren Pixeldichte Lichtjahre von der in einem 5k 27“-Monitor entfernt ist.
Übrigens: Wer auf bestmögliche Hardware-Kalibrierung angewiesen ist, dem empfehle ich
diesen Artikel von DPReview.
Das Fehlen von 120 Hz Pro Motion und HDR ist aus meiner Sicht absolut verschmerzbar. Es dürfte sowieso nur in sehr speziellen Anwendungsfällen einen sichtbaren Unterschied machen. Ähnlich geht es mir mit HDR. Meines Wissens gibt es derzeit auch kein anderes Display mit ähnlicher Auflösung/Pixeldichte, das diese Features bietet. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn Apple hier eine Vorreiterrolle gespielt hätte, aber als Versäumnis würde ich das nicht einstufen. Wer jedoch auf genau diese Features besteht, muss zu anderen Lösungen greifen, sofern verfügbar.
Die Webcam: Not ready yetVideokonferenzen führe ich nur selten. Somit brauche ich auch die integrierte Webcam FaceTime HD nur gelegentlich. Apple hat für die Kamera ziemlich hochtrabende Versprechungen gemacht. Dazu gehört neben der 12-MP-Auflösung mit Ultraweitwinkel auch der sogenannte Folgemodus („Center Stage“). Dabei zeigt die Kamera mit nur einer Person davor lediglich einen auf das Individuum „gezoomten“ Ausschnitt. Bewegt man sich vor dem Bildschirm hin und her, schwenkt dieser Ausschnitt so weit es der Bildwinkel erlaubt hinterher. Kommen weitere Personen ins Bild, vergrößert die automatische Erkennung den Ausschnitt entsprechend.
Der Folgemodus funktioniert, hat aber auch seine Tücken. So fährt der Bildausschnit nach einer Bewegung vor der Kamera manchmal nicht auf die Bildmitte zurück, wenn man wieder gerade vor dem Bildschirm sitzt. Da fehlt noch etwas Feinschliff.
Außerdem kann ich die Problematik bestätigen, dass die Kamera auch bei ordentlicher Beleuchtung zu sehr rauscht und die Farben unnatürlich wirken. Apple hat hierfür bereits einen Software-Fix mit dem nächsten macOS-Update angekündigt.
EnergieverbräucheNach der Installation habe ich auch ein paar Messungen mit einem einfachen
Energiemessgerät gemacht. Die Ergebnisse für das Studio Display sind schnell ermittelt:
Aus/Ruhezustand: 0,3W
Betrieb, ca. 80% Helligkeit, ohne angeschlossene USB-Geräte: ~ 40W
Mit aktivierter Webcam sind es ca. 1,5W mehr.
Musik mit gehobener Lautstärke: + ca. 2W (natürlich vom tatsächlichen Pegel abhängig).
Im Verbund mit dem Mac Studio M1 Ultra, der im Normalbetrieb ohne große Last lediglich zwischen 10 und 15 Watt verbraucht, ergibt das ein sehr energieeffizientes Gespann. Zum Vergleich: Der iMac Pro (also Rechner und Bildschirm zusammen) hat unter gleichen Bedingungen einen Verbrauch zwischen 100-130W.