Praxistest Apple Watch - drei Wochen mit Apples Smartwatch
Die Revolution beginnt beim ArmbandAls echter Uhrenfan habe ich in meinem Leben schon zahlreiche Uhren mit Stahlgliederarmband getragen, darunter viele in der Preisklasse der Watch Steel mit Gliederband, oder sogar noch teurere. Und immer habe ich mich gefragt, ob man diese Art von Armband mit Faltschließe nicht irgendwie cleverer gestalten könnte. Alle diese Armbänder hatten Schließen, deren Mechanik irgendwo deutlich überstand, die teilweise sogar ins Fleisch drückte oder scharfe Kanten aufwies, mit denen man an Kleidung hängenbleiben oder andere Gegenständer zerkratzen konnte. Und immer war spezielles Werkzeug nötig, um Stahlstifte aus den Gliedern herauszutreiben, einzelne Glieder zu entfernen und die verbleibenden Teile dann wieder mit den Stahlstiften zu verbinden. Ein fummeliger Prozess, bei dem leicht etwas schief gehen kann (Kratzer, verbogene Stifte, verlorene Hülsen etc.).
Speziell mit dem Stahl Gliederarmband hat Apple etwas geschafft, was die gesamte Uhrenindustrie, bis hin zu den teuersten und luxuriösesten Marken, nie in dieser Konsequenz zuwege gebracht hat.Zunächst einmal kann das Armband der Watch selbst (alle Varianten) ohne Werkzeug und mittels eines Druckknopfes an der Unterseite des Uhrengehäuses gelöst und einfach seitlich heraus geschoben werden. Ein besserer und praktischerer Bandwechselmechanismus ist mir nicht bekannt. Beim Stahl Gliederarmband geht Apple aber noch viel weiter.
Anstatt zur Einstellung der Länge Stahlstifte entfernen zu müssen, besitzen einige der Bandglieder ebenfalls Druckknöpfe. Ein fester Druck mit dem Daumennagel (der aber schon etwas stabil und nicht zu lang sein sollte) löst das jeweilige Bandglied. Auf die gleiche Weise nimmt man so viele Glieder wie erforderlich aus dem Band, steckt die verbliebenen Teile einfach wieder zusammen, bis sie einrasten, und fertig! Das dauert höchstens eine Minute, man braucht kein Werkzeug oder einen entsprechend ausgestatteten Uhrmacher zur Hilfe und man kann die Länge jederzeit (auch unterwegs) leicht nachjustieren.
Bei Gliederarmbändern kommt es oft vor, dass man sich beim ersten Versuch in der Länge um ein Glied verschätzt, oder man merkt nachher, dass die Schließe nicht mittig unten am Handgelenk sitzt. Kein Problem mit diesem herrlichen Armband! In ein paar Sekunden ist die Sache korrigiert und die Uhr sitzt perfekt. Für die herausgenommenen Bandglieder liegt in der Verpackung eine kleine Steckhülle bei, sodass die Teile nicht abhanden kommen können und bei einem späteren Besitzerwechsel ggf. wieder eingesetzt werden können. – Auch wieder so ein nettes Detail.
Aber das Stahl Gliederarmband bietet noch mehr Innovation. Die meisten Faltschließen sind im geschlossenen Zustand – bedingt durch mehrere Lagen zusammengefalteten Materials – dicker als das Band selbst. Die zusammengefalteten Teile drücken dabei nicht selten an der Unterseite ins Handgelenk. Bei den meisten Armbändern gewöhnt man sich mit der Zeit daran, aber ideal ist anders. Apple hat nun eine Doppel- oder auch Schmetterlingsfaltschließe genannte Mechanik entwickelt, die sich geschlossen nahezu perfekt in das Armband schmiegt. Weder stehen seitlich Drücker zum Öffnen hervor, noch bildet sich eine Kante oder ein Übergang zwischen Schließe und Band, noch weicht der Faltmechanismus in der Höhe vom eigentlichen Band ab. Zusammengefaltet versinken Teile der Mechanik in sauber herausgefrästen Vertiefungen und nichts drückt an der Innenseite unangenehm ins Fleisch.
Über diese mechanischen Innovationen hinaus begeistert das Stahl Gliederarmband mit einer hervorragenden Verarbeitung und vor allem einer tollen Optik dank schuppenartig überlappender Glieder. Dadurch wirkt das Armband sowohl optisch als auch haptisch äußerst homogen und sieht einfach fantastisch aus. Das trifft auch für den Bandanschluss ans Uhrengehäuse zu. Die beiden Endglieder fügen sich organisch harmonisch in das Gehäusedesign der Uhr ein, als wären Band und Uhr aus einem Stück gefertigt. Perfekt!
Dieses Armband ist mit Abstand das praktischste, am besten sitzende und optisch schönste Stahl Gliederarmband, das mir je untergekommen ist. 500 Euro sind zwar eine stolze Summe, aber es gibt weitaus teurere Stahlarmbänder von Luxusherstellern, die weniger innovativ und auch nicht präziser verarbeitet sind. Von den 08/15-Armbandoptionen der anderen Smartwatch-Hersteller ganz zu schweigen. Zweifellos wird Apple an diesem Armband eine gute Gewinnspanne haben, aber jegliche Diskussion um Materialwert vs. Preis, wie in einigen Foren zu finden, ist purer Nonsens. Apples Lösung mag Luxus pur sein, und doch ist sie jeden Cent wert.