Praxistest Apple Watch - drei Wochen mit Apples Smartwatch
Thema KratzempfindlichkeitDieser Themenkomplex ist, wie auch die Sache mit der Wasserdichtigkeit, voller Missverständnisse.
Wie in verschiedenen Forenthreads nachzulesen, gab es inzwischen schon Beschwerden zu abgewetzten Metallteilen an Armbandschließen oder an den Uhrengehäusen. Apple wirbt damit, dass sowohl für das Modell Sport (Aluminium), als auch für die Steel besonders widerstandsfähige Materialvarianten zum Einsatz kommen. So ist beispielsweise bei der Sport von „Apple 7000er Aluminium“ die Rede, welches „60\% stärker als gängige Legierungen“ sein soll. Bei dem Steel-Modell kommt 316L Edelstahl zum Einsatz, das „besonders korrosionsresistent“ und „durch Kaltschmieden bis zu 80 \% härter“ gemacht worden sein soll.
Diese Aussagen entsprechen mit Sicherheit der Wahrheit und können "wörtlich" genommen werden: Apple verspricht deswegen aber keineswegs, dass die Uhren damit quasi unzerkratzbar sind. Leider nehmen trotzdem manche User solche Aussagen zu wörtlich und wundern sich dann, dass beispielsweise das Gehäuse doch mit der Zeit Kratzer bekommt. – Die sich im Falle des Modells Steel mit ihrem Hochglanzfinish allerdings auch wieder sehr leicht heraus polieren lassen, wenn die Kratzer nicht zu tief sind.
Nutzer bemängeln verkratzte Apple Watch Gehäuse. (Quelle: ) Aluminium oder Stahl, ganz egal welche Legierung, sind bei Weitem nicht die härtesten und kratzunempfindlichsten Materialien auf diesem Planeten. Das Gold der Edition ist noch weicher. Auch wenn Apple die härteste Stahllegierung der Welt verwenden würde, oder spezielle Methoden zur Oberflächenhärtung, wie beispielsweise die von der deutschen Uhrenfirma Sinn eingesetzte
„Tegiment-Technologie“ nutzen würde, wäre das keine absolute Garantie gegen Kratzer und sonstige Macken. Alu und Stahl sind in jedem Fall weicher, als eine ganze Reihe in der Natur vorkommende Mineralien wie Quarz.
Übrigens: Titan, welches ebenfalls oft für Uhrengehäuse und Armbänder eingesetzt wird und als „widerstandsfähiger als Stahl“ gilt, zerkratzt eher noch leichter als vermeintlich schwächerer Stahl.
Beim Uhrglas setzt Apple im Modell Sport auf „gehärtetes Ion‑X Glas“, das in seiner Kratzfestigkeit etwa dem in einigen Smartphones verwendeten, künstlich erzeugten Glassorten entspricht. Noch härter ist das Saphirglas der Watch Steel und Edition, welches als zweithärtestes transparentes Material nach Diamant gilt. Da natürlicher Diamant kaum in der erforderlichen Größe und Menge verfügbar ist und auch bei künstlicher Herstellung zu teuer und zu schwer zu verarbeiten wäre, nutzen viele Uhrenhersteller Saphirglas und die Praxis zeigt, dass Kratzer damit weitgehend (aber nicht vollständig!) vermieden werden können.
Je härter das Material, desto bruchanfälliger ist es auch. Nur weil Diamant das härteste bekannte Material ist, bedeutet das nicht, es wäre unzerstörbar. Ein Schlag mit einem vergleichsweise weichen Stahlhammer zerschmettert problemlos Diamanten. Darum kann auch niemals ausgeschlossen werden, dass das Saphirglas der Watch Steel und Edition nicht doch irgendwann mal einen Kratzer oder eine Macke (Absplitterung) aufweisen wird.
Apple hat bei seiner Materialwahl für die Watch aus meiner Sicht eine vernünftige Auswahl getroffen. Abnutzung und Gebrauchsspuren sind unvermeidlich und stehen in keinem direkten Zusammenhang zum Preis, sondern liegen in der Natur der Sache.