FazitNun habe ich schon fast 6.000 Worte zur Watch niedergeschrieben und dennoch nur die Oberfläche angekratzt. – Metaphorisch natürlich. Schon in diesem frühen Stadium ihrer Marktpräsenz hat Apple mit seiner Smartwatch Erstaunliches geleistet. Sie dürfte schon jetzt zu den meistverkauften Uhrenmodellen aller Zeiten gehören, womit sie der Uhrenindustrie – auch wenn sie es nicht zugeben wird – sicherlich einen enormen Schreck eingejagt hat.
Auch bei der Software überzeugt die Watch trotz des frühen Entwicklungsstadiums des Watch OS mit hoher Zuverlässigkeit und guter Bedienbarkeit. Ihr Anwendungsspektrum ist zur Zeit noch relativ begrenzt, wird aber mit der Freigabe für Drittanbieter-Apps, die nativ auf der Uhr laufen und nicht auf dem gekoppelten iPhone, einen ordentlichen Schub erhalten, so wie seinerzeit das iPhone nach dessen Öffnung für fremde Apps. Auch Apples HomeKit, die Plattform für Heimsteuerungssysteme, könnte in großem Maße dazu beitragen.
Wenn künftig mittels HomeKit über Siri und die Watch Fremdgeräte gesteuert werden können (z.B.: „Hey Siri, Garagentor öffnen, Haustür aufschließen, Klodeckel hochklappen.“), sind wir einer interaktiven Wohnumgebung, von der wir vor einem Jahrzehnt nur hätten träumen können, schon wieder ein gutes Stück näher.
Sehr bedauerlich ist, dass Apple Pay hierzulande noch immer nicht verfügbar ist. Und selbst wenn es kommt, wird es noch etliche Jahre dauern, bis eine ausreichende Anzahl geeigneter Bezahlterminals verfügbar ist, um überall bequem über die Watch bezahlen zu können.
Die Zeit wird zeigen, wohin sich die Technologie der Smartwatches entwickeln wird. Mit der ersten Inkarnation der Watch steht auf jeden Fall eine gelungene Plattform parat, auf der sich aufbauen lässt.
Ich selbst frage mich inzwischen, ob und wann ich wohl mal wieder eine meine anderen Uhren umbinden werde. Zwar nutze ich die Watch primär auch nur als Uhr, doch möchte ich auf ihre Zusatzfunktionen nur noch ungern verzichten. Uhrensammler (zu denen ich mich nicht zähle) wechseln häufig ihre Uhren je nach Tageslaune, passend zu unterschiedlichen Anlässen oder zur Kleidung. Apples Uhr ist ein Allrounder, der für fast jede Gelegenheit taugt. Auf ein anderes Modell zu wechseln und damit zumindest zeitweise auf ihre Vielseitigkeit verzichten zu müssen, könnte vielleicht sogar den einen oder anderen Uhren-Enthusiasten dazu bewegen, seine Sammelleidenschaft einzuschränken und stattdessen lieber öfter mal das Armband der Watch zu tauschen. Der Markt für klassische mechanisch/analoge Uhren wird deswegen aber sicher nicht gleich den Bach runtergehen.
Übrigens, den Preis der Watch führe ich nicht als Minuspunkt an, weil ich der Meinung bin, dass Apple mit seinem Produkt sowohl technologisch als auch qualitativ weit oberhalb aller anderen bisher gesehenen Smartwatch-Lösungen angesiedelt ist und der Preis damit gerechtfertigt ist. Das gilt auch in Bezug auf die Preisunterschiede Sport @@ Steel @@ Edition. Wie viel man grundsätzlich bereit ist, für eine Uhr auszugeben, muss sowieso jeder für sich selbst entscheiden. Wer die Preise im Uhrenmarkt nicht gewohnt ist, dem mag schon die Einsteigerversion zu teuer erscheinen, für entsprechend gut betuchte Uhrenliebhaber spielt selbst der Preis der Edition nur eine untergeordnete Rolle. Die Steel liegt mit ihrem Preis bis 1.250 Euro bequem im Rahmen dessen, was heute für herkömmliche Uhren der Mittel- bis Oberklasse verlangt wird. Eine weit weniger funktionale "Hightechuhr", wie z.B. die Citizen Promaster Satellite mit GPS-Empfang (
) kostet ebenfalls um 1.200 Euro und mehr. Nur um ein Beispiel zu nennen.
Zeit ist relativ. Preise sind es auch.
Plus/Minus Apple Watch Steel mit Stahl Gliederarmband+ gelungener Einstieg für eine neue Technologieplattform
+ sehr gute Material- und Verabeitungsqualität
+ einzigartige Konstruktionsdetails an Uhr und Armband
+ einfach zu erlernendes Interface
+ problemlose Bedienung
+ für ein Erstprodukt erfreulich Bug-frei
+ hohe Praxistauglichkeit ohne nervige Technologiebarrieren
+ Produkt-Design deutlich ausgereifter und luxuriöser als die Smartwatch-Konkurrenz
+ hervorragend ablesbares Display
+ Taptic Engine für dezente Benachrichtigungen
+ Bedienung mit Touch, Force Touch, Swipe und Digitaler Krone sehr gut durchdacht
+ Sensoren für Health-Features
+ zuverlässige automatische Display-Aktivierung
+ Akku hält bei gemäßigtem Einsatz deutlich länger, als von Apple versprochen
– Vergänglichkeit der Technik (begrenzter Langzeitwert)
– Akku-Austausch vergleichsweise teuer
– derzeit noch relativ hohe Abhängigkeit vom iPhone
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