BeoPlay S8 KlangOkay. Klangbeschreibung… hmmm…
Lautsprechertester stehen immer vor dem Problem, dass sich Klang eigentlich unmöglich mit Worten beschreiben lässt. Es ist ein viel zu subjektives und individuell unterschiedliches Sinneserlebnis. Das ist auch einer der Gründe, warum Sie in meinen Tests nie ausufernde Klangbeschreibungen anhand bestimmter Musikstücke finden (
„Die Gitarre im Stück XY von Interpret AB in der Einspielung von soundso aus dem Jahre blabla klingt hier nicht ganz so natürlich wie …" u.s.w.). Vielmehr möchte ich Ihnen eine kompakte Zusammenfassung meiner Eindrücke schildern. Es gibt aber eine Analogie, die eine bildhafte und nachvollziehbare Vergleichsmöglichkeit bietet: Die Digitalfotografie und Bildbearbeitung auf dem Computer und die Malerei.
Stellen Sie sich den Klang der B&O S8 so vor: Das System malt den Klang in breiten Pinselstrichen und mit satten Ölfarben. Und zwar auf ziemlich beeindruckende Weise, die den Hörer unmittelbar anspricht. In Bezug auf Digitalfotografie ist das Erlebnis etwa so wie ein JPEG-Bild, aufgenommen mit einer guten Kompaktkamera in Vollautomatik. Das heißt, satte (Klang-) Farben, mit hohen Kontrasten und knackiger Schärfe. Wer kein erfahrener HiFi-Hörer ist, wird dieses Klangbild auf Anhieb mögen und ziemlich beeindruckt davon sein. Fast schon unglaublich dabei ist, wie gut aufgelöst und weitgehend unverfärbt die kleinen Breitbandtreiber der Satelliten spielen. Und der Bass ist die Wucht in Tüten – jedenfalls in Bezug auf seine mächtige und tiefreichende Spielweise auch bei geringen Pegeln.
Im Vergleich mit der ELAC AIR-X 203: Die erhöhte Aufstellung auf den Boxen hat sich nebenbei als besser erwiesen, als direkt auf der Tischplatte.Wer sich mit Digitalfotografie auskennt, weiß aber, dass die oberflächlich betrachtet tollen Fotos aus modernen Kompaktkameras ganz klare Grenzen und Schwachpunkte aufweisen. Die Farben der JPEGs direkt aus der Kamera sind oft zu stark gesättigt, Kontraste und Schärfe zu hoch, Schatten saufen ab und Lichter brennen aus. Dieses Bild lässt sich auch auf den Klang der S8 übertragen. Ihr Bass ist zwar ungeheuer mächtig, lässt aber auch ein wenig an Detailgenauigkeit vermissen. Die Mitten sind anspringend und lebendig, treffen aber nicht immer den richtigen „Farbton“. Die Höhen klingen transparent und definitiv nicht unterbelichtet, runden Feinheiten aber etwas zu sehr ab.
Im direkten Vergleich mit den
vorletzte Woche getesteten ELAC AIR-X 203, die allerdings rund das Doppelte kosten, lassen sich die klanglichen Eigenarten noch besser einordnen. Was beim alleinigen Hören der S8 nicht unmittelbar auffällt, kommt hier ans Tageslicht. Die ELACs sind da eher wie eine DSLR-Kamera im Vergleich zu Kompaktkameras mit deutlich kleineren Sensoren. Die 203 bringen vor allem viel mehr feine Details ans Tageslicht. In den unteren Frequenzlagen wirken die 2-Wege-Boxen zwar nicht ganz so mächtig wie der große Sub der B&O, dafür aber viel näher an der Wahrheit und keineswegs schwachbrüstig. Bassläufe offenbaren plötzlich Konturen, die mit der S8 nicht wahrnehmbar sind (absaufende Schatten). In den Mitten mögen die ELACs auf den ersten Ton zwar nicht ganz so „poppig“ wirken, dafür bilden sie das Geschehen mit natürlicheren Klangfarben ab und in den Höhen werden feinste Nuancen dargestellt, die bei den S8 durch „Verrundung“ verloren gehen.
Trotzdem: Ich wette, dass die meisten nicht-audiophilen Nutzer beim Anhören der S8 aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Das Set ist so quicklebendig, anspringend und dynamisch, wie man es vor allem den kleinen Satelliten nicht zutrauen würde. Doch es gibt noch weitere „Wenn“ und „Aber“ zu vermelden.
Aufstellung: Ich hatte die S8-Satelliten zunächst mit den mitgelieferten Standfüßen direkt auf die Tischplatte gestellt. Das geht zwar ganz gut, aber als ich zum Vergleich die ELACs wieder auf den Tisch verfrachtete und die S8-Satelliten oben auf die ELACs stellte, also deutlich weiter weg von der Tischoberfläche, spielten die Satelliten noch überzeugender. Vor allem die Klangbühne und die Klangfarben profitierten. Schade, dass B&O keine passenden Tischständer anbietet, welche die Lautsprecher etwa 25-30 cm höher schweben lassen.
So oder ähnlich stellen sich die Designer die Aufstellung vor. Es empfiehlt sich aber eine Positionierung des Subs irgendwo zwischen den Satelliten.Als sehr klangkritisch hat sich – wie befürchtet – die Aufstellung des Subwoofers erwiesen (wobei ich hier einen nicht übertriebenen Umgang mit dessen Pegelregler voraussetze). In meiner Aufstellung, mittig zwischen den Satelliten, hinter dem Monitor, fügt sich das Klanggeschehen recht harmonisch zusammen. Stellt man den Sub aber außerhalb der Stereobasis der Satelliten auf, zerfasert das Klangbild. Nicht, dass man in jeder Situation blind mit dem Finger auf die exakte Position des Subs zeigen könnte, aber man merkt doch sehr deutlich, wenn das Tieftonspektrum plötzlich schwerpunktmäßig aus einer anderen Richtung kommt. Darunter leidet auch das restliche Frequenzband. Die Musik wirkt plötzlich nicht mehr wie aus einem Guss. Dass man Subwoofer völlig beliebig im Raum positionieren kann, weil man tiefe Frequenzen ja nicht orten kann, war schon immer ein Ammenmärchen. Anders wäre es mit Subwoofern, deren Trennfrequenz bei oder deutlich unter 80 Hz liegt, aber selbst dann muss man bei der Aufstellung, Einpegelung und der Phaseneinstellung seeehr viel Fachkunde und Sorgfalt walten lassen, um ein perfektes Zusammenspiel mit den Satelliten zu erreichen. Im Falle des S8-Subwoofers würde ich DRINGEND dazu raten, diesen möglichst zwischen den Satelliten aufzustellen. Ansonsten verschenkt man viel vom Klangpotential dieses 2.1-Sets.
Unter dem Strich bleibt damit die Erkenntnis, dass B&O hier ein Lautsprechersystem geschaffen hat, das die meisten Normalhöher überzeugen und vielleicht sogar vom Hocker hauen dürfte. Audiophilen, die nach einer 2.1-Desktop-Lösung suchen, würde ich hingegen eher zu den in Rewind 258 getesteten ELAC MicroMAGIC II (bzw. deren Nachfolger
2.1 MicroMagic) mit passenden Standfüßen für die Satelliten raten. Der vergleichsweise kleine Subwoofer dieses Sets kann sehr gut mit dem großen S8-Sub mithalten, diesen in Sachen Präzision sogar übertrumpfen, und die Satelliten überzeugen mit einer kultivierteren, aber nicht minder einnehmenden Spielweise. Das ELAC-Set kostet mit rund 1.500 Euro zwar etwas mehr und sieht vielleicht nicht ganz so schick aus – vor allem bei der Verkabelung – bietet dafür aber auch digitale Anschlussmöglichkeiten und vermag audiophile Ansprüche eher zu befriedigen.