Praxistest B&W P5 Wireless: Drahtloser Mobilkopfhörer für Musik-Gourmets
Praxis und KlangDer P5W wiegt knapp 20 g mehr als der rein passive P5 Series 2 (213 g gegenüber 195 g). Das ist zwar kaum spürbar, aber B&W hat trotzdem die Ergonomie des P5W etwas überarbeitet, um das Mehrgewicht zu kompensieren. Zu sehen ist das nicht, außer vielleicht an der etwas dickeren Kopfbandpolsterung, aber der P5W trägt sich wirklich ausgezeichnet für einen On-Ear-Kopfhörer. Das Gewicht ist buchstäblich erträglich, auch bei längeren Hörsessions. Und der Sitz und Anpressdruck sind so ausgelegt, dass der Hörer auch bei schnelleren Kopfbewegungen nicht gleich von der Murmel rutscht. Als Sportkopfhörer ist der P5W aber nicht gedacht.
Das äußere Erscheinungsbild des P5W mit seinem Leder- und Chrom-Look hebt sich nicht von den anderen B&W-Kopfhörermodellen ab, wohl aber von der Konkurrenz. Das Design ist nach meinem Dafürhalten äußerst gelungen und „nutzt sich nicht ab“ – ist also zeitlos. Auch nach mehreren Jahren (solange gibt es inzwischen B&W-Kopfhörer in diesem Look) wirkt es nicht altbacken oder überholt. Mechanisch und haptisch gibt sich der P5W ebenfalls keine Blöße. Er fasst sich gut an und nichts knarzt oder knirscht. Für 400 Euro kann man das zwar auch erwarten, aber es ist leider keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Die Anordnung der Tasten finde ich sehr gelungen. Man erreicht sie ohne Verrenkungen, kann sie haptisch gut unterscheiden, ihre Funktion ist eindeutig und erfordert keine lange Gewöhnung. Übrigens: Legt man den P5W ab, ohne ihn auszuschalten, schaltet er sich nach einigen Minuten ohne Signal selbst aus.
Zum Transport dreht man die Hörmuscheln des P5W einfach in eine flache Position und steckt den Kopfhörer „frustfrei“ (ohne Gefummel) in die mitgelieferte Tasche. Eine Klappfunktion wie sein größerer Bruder P7 besitzt der P5W zwar nicht und lässt sich deshalb nicht ganz so klein machen, wie manche andere Modelle, aber allzu viel Platz benötigt er trotzdem nicht.
Im Betrieb erwies sich der P5W als sehr zuverlässig. Einmal mit dem Mac oder iDevice gekoppelt spielt er ohne merkliche Verzögerungen und Aussetzer – sofern man sich nicht allzu weit entfernt. Mit dem Mac Pro gekoppelt riss die Verbindung leider schon im Nebenraum mit nur einer Wand dazwischen und in höchstens 5 Metern Luftlinie ab. Verbunden mit dem iPhone 6 und dem iPad Air ist die Reichweite etwas besser und funktioniert in besagtem Nebenraum störungsfrei. Möglicherweise ist die BT-Sendeleistung des Mac Pro durch sein Metallgehäuse etwas eingeschränkt. Dem P5W ist das wohl nicht anzulasten.
Aber wie klingt er denn nun? Zuallererst habe ich die Sprachqualität beim Telefonieren ausprobiert. Der Aufwand mit den zwei Mikrofonen und der Geräuschunterdrückung hat sich gelohnt. Die Sprachverständlichkeit ist auf beiden Seiten sehr gut. Wind- und andere Nebengeräusche wie Straßenlärm werden wirkungsvoll unterdrückt. – Ausgezeichnet!
Als nächstes habe ich die Klangqualität des P5W im aktiven Bluetooth-Modus mit dem passiven, kabelgebundenen Betrieb verglichen. (Per Kabel am Meridian Explorer² über den Mac.) Im Gegensatz zu den meisten anderen von mir getesteten BT-Kopfhörern, die auch über Kabel betrieben werden können, schlägt sich der P5W im Drahtlosbetrieb wirklich hervorragend. Nach meinen bisherigen Erfahrungen fällt die Klangqualität über Bluetooth meistens deutlich gegenüber Kabel ab. Nicht so beim B&W. Trotzdem gibt es einen sehr deutlich hörbaren Unterschied. Im BT-Modus sorgt der DSP offenbar für eine etwas stärkere Bassbetonung und er wirkt insgesamt etwas „farbstärker“. Passiv über Kabel betrieben gibt sich der P5W hingegen etwas neutraler. In beiden Fällen sprechen wir hier über ein sehr hohes Klangniveau, das alle mir bisher bekannten BT-Kopfhörer eindeutig übertrifft.
Sein Klangcharakter verrät vom ersten Ton an die B&W-Familienzugehörigkeit. Ausgewogen, sonor, mit angenehmem Grundton und kräftigem Bass, aber nicht übertrieben fett, saubere aber nie lästige Höhen. – So könnte man den P5 Wireless zusammengefasst beschreiben. Das trifft im Wesentlichen auch auf den großen P7 zu, den ich als klanglichen Maßstab herangezogen habe. Gegenüber seinem großen Bruder, den ich ebenfalls am Meridian Explorer² angeschlossen habe, wirkt der P5W nicht ganz so mächtig, souverän, tiefreichend und weist eine minimale klangliche Verfärbung auf, was aber nur im direkten Vergleich auffällt.
B&W hat für den P5W eine sehr gefällige Abstimmung gefunden, die nicht viel Raum für Kritik lässt. Wenn überhaupt kann man ihm vielleicht ankreiden, im Vergleich zu Top-Kopfhörern wie dem offenen beyerdynamic T90 nicht ganz so spritzig, holografisch und feinauflösend zu sein. Aber das gehört bei der B&W Kopfhörerfamilie scheinbar auch ein wenig zum Konzept, denn das macht sie besonders langzeittauglich. Weder der P7, noch der P5 Series 2, noch der hier getestete P5W machen durch übertriebe Härte oder vordergründige, spitze Höhen unangenehm auf sich aufmerksam. Was aber nicht gleichbedeutend mit dumpf oder matt ist! Die B&W-Kopfhörer, inkl. des P5W klingen tatsächlich – wie vom Hersteller versprochen – etwas Lautsprecher-ähnlicher, als viele andere Kopfhörer. Das Im-Kopf-Gefühl wird man aber auch mit diesen Modellen nicht ganz los.
Trotz ihrer nervenschonenden Abstimmung würde ich – ganz allgemein – nicht mehr als ca. 2-3 Stunden Musikgenuss über Kopfhörer pro Tag empfehlen. Und natürlich nicht bei zu hohen Pegeln. Bei aller Liebe: Kopfhörer strengen das Gehör auf Dauer mehr an, als (gute) Lautsprecher.