PraxiserfahrungenDer Dell ist vom Werk aus kalibriert (ein individuelles Protokoll liegt bei). Farben und Kontraste sind damit (und in Verbindung mit dem von Apple generierten Profil) nach meiner semiprofessionellen Einschätzung sehr nah am Optimum dessen, was man heute von einem Oberklasse LCD-Panel erwarten kann. Nicht verwunderlich, dass es für mich nach dem Wechsel von einem 10 Jahre alten Cinema Display einen riesigen Fortschritt in der Farbdarstellung bedeutet. Zumal der Dell 100% des sRGB- und 99% des AdobeRGB-Farbraums abdeckt und somit gerade zur Fotobearbeitung eine gute Wahl darstellt.
Erste wichtige Erkenntnis neben der tollen Farbdarstellung: Die Schärfe ist wirklich fantastisch! Zwar hatte ich nie das Gefühl, mit dem 30“ ACD in Sachen Detailtreue unterversorgt zu sein, aber der Sprung von rund 100 auf über 200 ppi ist doch sehr deutlich sichtbar. Selbst für jemanden wie mich mit nachlassender Sehschärfe und entsprechender Brille zur Kompensation.
Kleines Beispiel gefällig? Bitte sehen sich mal genau den folgenden Desktop-Screenshot an und achten Sie dabei auf das kleine Icon im iTunes Mini-Player links oben (Pfeil). Es handelt sich dabei um ein Aufzählungssymbol, bei dem die Ziffern 1, 2 und 3 (bei Darstellung in 27“ Bildgröße) klar zu erkennen sind. Auf dem 30“ ACD waren das mehr oder weniger nur Punkte!
OS X wählt für den UP2715K automatisch die passende Einstellung, welche in den Systemeinstellungen > Monitore als
„Standard für Monitor“ angegeben ist. Diese entspricht in der Darstellungsgröße einem Monitor mit 2.560 x 1.440 Bildpunkten, daher wirkt alles genau so groß, wie auf einem non-Retina iMac 27“ – oder fast so groß, wie mit dem 30“ ACD. Schriften und andere Vektorelemente sind dabei knack-scharf, ebenso wie die bereits an so hohe Auflösungen angepassten Bitmap-Elemente der OS-X-Oberfläche. Wenn man nicht gerade mit sehr alten Programmen arbeitet, die noch nicht an höhere Auflösungen angepasst wurden, braucht man sich wegen unscharfer, verpixelter Darstellung keine Sorgen zu machen. Wer lieber größere Schriften haben will, oder noch mehr Platz benötigt, der kann in der Monitoreinstellung eine der skalierten Auflösungen wählen (siehe Screenshots). Fährt man mit der Maus über eines der Symbole, wird angezeigt, welcher Monitorauflösung das jeweils optisch entspricht. Weitere Auflösungen lassen sich anzeigen, indem man mit gedrückter alt-Taste auf den Button
„Skaliert“ klickt.
Neben der Farbdarstellung und der Schärfe/Auflösung sind natürlich noch andere Kriterien von Bedeutung, wie etwa die Helligkeitsverteilung, der Schwarzwert und die Blickwinkelstabilität. Auch hierzu kann ich Ihnen nur meine subjektive Einschätzung als Anwender mit gehobenen Ansprüchen schildern.
Der Dell UP2715K verfügt wie fast alle heutigen Monitore über eine Edge-LED Hintergrundbeleuchtung. Die Helligkeitsverteilung ist nach meinem Dafürhalten sehr ausgewogen. Eine „wolkige“ und ungewöhnlich ungleichmäßige Ausleuchtung kann ich nicht feststellen. Für meinen Geschmack ist die Helligkeitsverteilung sehr gut und erheblich besser, als mit dem alten 30“ ACD, was aber auch nicht verwunderlich ist. Mit einem kleinen kostenlosen Tool namens „
Pixel Check“ (via Macupdate.com) habe ich keine Abweichungen feststellen können, die meine Arbeit in irgendeiner Weise beeinträchtigen würde und nebenbei konnte ich damit auch keine toten Pixel entdecken. (Dell gewährt übrigens einen „Premium Panel-Service“ und verspricht einen kostenlosen Monitoraustausch während des begrenzten Hardwareservice, auch wenn nur ein ständig leuchtendes Pixel gefunden wird.)
Der Schwarzwert ist gut, aber wie von einem LCD mit Edge-LED zu erwarten, nicht hundertprozentig. Bei vollständig schwarzem Bildschirm schimmert die Hintergrundbeleuchtung immer ein wenig durch. Dell gibt für den Standard-Kontrast (nicht „dynamisch“) einen Wert von 1.000:1 an. Ein wirklich perfektes Schwarz ist mit keinem LCD-Monitor möglich. OLED-Displays dürften auf diesem Gebiet klar die Nase vorn haben. Für die meisten Zwecke dürfte der Schwarzwert des Dell aber vollauf genügen.
Das verbaute IPS-Panel (In-plane switching) hat gegenüber günstigeren TN-Panels (Twisted Nematic) eine deutlich größere Blickwinkelstabilität. Der Hersteller gibt in alle Richtungen 178° an. Mit leichten Helligkeitsabweichungen und auch kleineren Farbveränderungen muss man bei stark seitlicher Betrachtung aber insbesondere schräg von oben dennoch rechnen. Der Dell liegt hierbei auf einem für diesen Display-Typ gängigen Niveau – also sehr gut, aber nicht so gut, wie Plasma oder OLED.
Auch nicht unwichtig: Wie gut ist das Display entspiegelt? Die Glasfront des Dell erscheint zwar auf den ersten Blick wie ein Glossy-Display, zeigt aber kaum störende Reflexionen. Es ist nicht mattiert. Die volle Schärfe bleibt damit erhalten, und solange nicht von hinten helles Licht auf den Screen fällt, sind Spiegelungen kein Thema. Mit einem weißen Shirt vor dem Bildschirm sitzend und mit einfallendem Tageslicht durch ein hinter dem Monitor befindliches Fenster kann ich mich bei komplett schwarzem Bildschirm selbst nur schemenhaft in der Spiegelung erkennen. Nach meiner Einschätzung ist die Entspiegelung sehr effektiv gelungen. Dell schreibt dazu:
"Optische Verbindung und eine Antireflexbeschichtung eliminieren die Reflexion von zwei Oberflächen: der LCD-Anzeige selbst und der Schutzglasschicht davor, so dass mehr Licht übertragen wird, was zu einer erheblichen Verbesserung der Bildschärfe, Lebendigkeit der Farben und Kontrast führt. Dank der Anti-Fleck-Beschichtung lassen sich Fingerabdrücke leicht entfernen." Ein Thema, das mir bei einem Monitor enorm wichtig ist: die Geräuschentwicklung. Nicht wenige Monitore haben einen (oder mehrere) eingebaute Lüfter. Der Dell nicht! Auch neigen manche Bildschirme zum Summen oder Brummen, insbesondere dann, wenn nicht die volle Helligkeit eingestellt ist. Das liegt daran, dass viele Hersteller die Helligkeit der LED-Hintergrundbeleuchtung durch sehr schnelles Ein- und Ausschalten realisieren (Pulsweitenmodulation, PWM). Je länger die Dunkelphasen, desto dunkler das Bild. Dadurch kann es aber in den Geräten zu Summen oder Brummen kommen. Außerdem kann dies unter bestimmten Umständen und bei dafür empfindlichen Betrachtern zu einem lästigen Flimmern des Bildes führen, was nichts mit der eigentlichen Bildwiederholfrequenz zu tun hat.
Nun, auch in diesem Punkt kann ich Entwarnung geben. Im Dell UP2715K brummt und summt nichts und auch ein Flimmern kann ich nicht erkennen. Auch wenn man mit dem iPhone den Bildschirm filmt, zeigt sich im Live View und in der Aufnahme kein Flackern und keine durchlaufenden Streifen. So und nicht anders muss es sein!
Nach etwas über zwei Wochen mit dem 5K-Dell hat der Monitor alle meine Erwartungen an die Praxistauglichkeit grundsätzlich mit Bravour erfüllt. Wenn überhaupt gibt es nur kleinere Einschränkung zu vermerken: In einem Fall hat der Dell nach dem Aufwecken des Mac das Monitorsignal nicht sofort erkannt, schaltete sich kurze Zeit später aber doch ein. Außerdem braucht der UP2715K nach dem Aufwecken des Mac grundsätzlich ein paar Sekunden länger als das 30“ ACD, bis das Bild angezeigt wird. Noch bei schwarzem Bildschirm kann ich mein Login-Passwort eingeben. Das Cinema Display war immer sofort wach. Für diejenigen, die eine kurze Zeitspanne für die automatische Abschaltung des Monitors bei Nichtbenutzung in den OS-X-Systemeinstellungen festgelegt haben, könnte das lästig sein.
Zudem gibt es noch eine Sache in Verbindung mit dem eingebauten USB-Hub zu beanstanden. Dell weist in der Anleitung zwar darauf hin, für funkgesteuerte Geräte den USB-Anschluss mit der Kennzeichnung „5b“ oder den USB-Downstream-Port auf der Rückseite zu nutzen, aber auch daran machte mein Logitech Unifying-Dongle Schwierigkeiten. Das äußerte sich in lästigen Aussetzern und Rucklern, obwohl die Distanz zur Maus nicht sehr groß war. Ich habe den Dongle deswegen jetzt mit einer USB-Verlängerung an einem anderen USB-Hub angeschlossen und ihn in der Nähe der Maus unter die Tischplatte geklebt (mit dem unglaublich vielseitigen „
BluTack“-Haftgummi).
Von diesen Kleinigkeiten abgesehen begeistert der Dell rundum. Auch den Komfort eines schnellen eingebauten SD-Kartenlesers weiß ich sehr zu schätzen. Am beeindruckendsten ist aber am Ende doch die tolle Auflösung dieses Monitors. Ob der irgendwann zu erwartende Sprung auf 8K nochmal eine dermaßen deutliche Verbesserung (bei ähnlicher Displaygröße) mit sich bringt, wage ich zu bezweifeln.