Praxistest: Lindemann Audio musicbook:15
Beschreibung musicbookAktuell besteht die musicbook-Serie aus sechs Komponenten, die alle eines gemeinsam haben: Ein äußerst schickes Gehäuse aus massiven (6,5 mm Wandstärke) Aluminiumteilen, die mit ihren abgerundeten Formen an ein dickes Buch erinnern – woher mutmaßlich der Name musicbook stammt. Mit den Grundmaßen von 28 x 22 cm (B x T) handelt es sich zwar nicht gerade um Mini-Komponenten, aber die musicbooks sind deutlich kompakter als Standard-HiFi-Geräte im "Rastermaß" von 43 cm und passen auch problemlos auf gut organisierte Desktops.
Die Lindemann Audio musicbook-Serie im Überblick
(fett markierte im Test):- musicbook:10 (€ 2.800): USB audio music player mit DSD playback
- musicbook:15 (€ 3.200): wie mb:10, aber mit CD-Player
- musicbook:20 (€ 3.500): Netzwerk-Player
- musicbook:25 (€ 3.900): wie mb:20, aber mit CD-Player
- musicbook:50 (€ 1.800): Class-D Endstufe, 2x80W
- musicbook:55 (€ 2.800): Class-D Endstufe, 2x240W
Getestet habe ich die Modelle musicbook:15 und 50. Zunächst war geplant, nur die DAC/Vorstufe musicbook:15 an meinen Referenz-Aktivlautsprechern ELAC AIR-X 203 (siehe Test in
REWIND 457) zu testen, die über passende analoge Eingänge verfügen. Allerdings werden deren analoge Eingangssignale vor der Weiterverarbeitung von interner Elektronik erst wieder digitalisiert, was in diesem speziellen Fall eine vollkommen unangemessene zusätzliche Signalwandlung wäre. Also entschied ich mich dazu, eine passende Endstufe hinzuzuziehen und das System an meinen analogen Referenzlautsprechern KEF Reference 1 (siehe
REWIND 469) zu betreiben.
Außerdem habe ich natürlich dem im mb:15 integrierten Class-A Kopfhörerverstärker auf den Zahn gefühlt, wofür die Kopfhörer
beyerdynamic T1 (Shop:
) und
B&W P7 (Shop:
) zum Einsatz kamen.
Der Luxus fängt schon beim Auspacken der edeln Komponenten und beim Anschluss an das vorhandene Equipment an. Das mb:15 besitzt zahlreiche Anschlüsse hochwertigster Machart für analoge und digitale Quellengeräte, symmetrische und unsymmetrische Analogausgänge und auch zwei Digitalausgänge (Toslink und Coax). Die Endstufe mb:50 wurde im Test mit einem symmetrischen XLR-Kabel an die Vorstufe angebunden.
Unverzichtbar in der heutigen Zeit ist natürlich auch ein USB-Eingang für den Anschluss an Mac oder PC, wobei dieser selbstverständlich im heute gängigen asynchronen Modus arbeitet, bei dem der Takt für das Digitalsignal nicht vom Computer vorgegeben wird, sondern vom Wandler selbst, was klanglich deutliche Vorteile hat. Dieser spezielle USB-Modus existiert schon seit Anbeginn der USB-2-Ära, wurde aber in der normalen Computer-Praxis nie genutzt und erst vor wenigen Jahren von ein paar audiophilen Digitalexperten „wiederentdeckt“. Der klangliche Vorteil kann erheblich sein, weshalb sich der asynchrone Modus innerhalb kürzester Zeit im High-End Audiobereich durchgesetzt hat.
Die an der Rückseite leicht versenkten aber sehr gut zugänglichen Anschlüsse werden ergänzt durch eine Kaltgerätebuchse für die Stromversorgung und einen „harten“ Netzschalter, um das System bei Bedarf komplett vom Netz trennen zu können. Das bedeutet auch: interne Netzteile! Selbstverständlich braucht man sich bei so hochwertigen Komponenten nicht mit primitiven Steckernetzteilen herumzuärgern. Die Lautsprecherterminals an der Endstufe eignen sich allerdings nur für Bananenstecker, was möglicherweise Designgründe hat. Die üblichen Schraubterminals für Kabelschuhe würden über die Gehäuserückseite hinausragen.
Nach dem Einschalten der Hauptschalter an der Rückseite befinden sich beide Testgeräte in Bereitschaft. Die Vorstufe mb:15 kann entweder mittels der konkaven Taste links an der Geräte-Oberseite oder über die schicke, mitgelieferte IR-Fernbedienung aufgeweckt werden.
Apropos Fernbedienung: Viele Hersteller, auch einige im High-End-Sektor, sparen leider an diesem Zubehör und kaufen einfach komplett fertige IR-Signalgeber ein. Die Lindemann-Fernbedienung ist eine Eigenentswicklung in einem dem iPhone 5 nicht unähnlichen Gehäuse mit Metallrahmen und (Plexi-) Glas an der Ober- und Unterseite. Im Inneren steckt zudem ein kleiner Li-Ion-Akku, der im normalen Betrieb ca. 1-2 Jahre durchhalten soll und bei Bedarf über praktisch jede beliebige USB-Buchse nachgetankt werden kann. Das spart die Beschaffung von Ersatz-Knopfzellen (für Mignon- oder Mico-Akkus ist die Fernbedienung zu flach). Wenn es an dem Signalgeber etwas zu kritisieren gibt, dann vielleicht, dass die kleinen runden Tasten alle die selbe Form haben und ohne hinzusehen nicht eindeutig voneinander Unterscheidbar sind. Man muss sich die Positionen der Tasten gut einprägen.
Zurück zu den musicbooks: Der Stromverbrauch der Komponenten sowohl im Betrieb als auch im Standby ist sehr bescheiden und entspricht den neuesten Richtlinien. Dabei hat Entwickler Norbert Lindemann der Endstufe eine clevere zweistufige Ruhezustandsschaltung spendiert. Der Verstärker schaltet sich automatisch nach einigen Minuten in Standby, wenn am Eingang kein Signal mehr anliegt. In diesem „warmen Standby“ werden ca. 2 W verbraucht. Erst nach einer Stunde schaltet sich das System in den „kalten Standby“ mit einem Verbrauch von nur noch 0,3 W. Sinn und Zweck des Ganzen: Aus dem „warmen Standby“ ist die Endstufe nach dem wieder Einschalten praktisch sofort spielbereit. Aus dem kalten Standby dauert es hingegen einige Sekunden länger, bevor die Ausgänge freigeschaltet werden. Bei kurzzeitigen Unterbrechungen der Wiedergabe fährt die Endstufe also nicht gleich komplett herunter.
Alles in Allem ist der Stromverbrauch der Komponenten dank modernster Schaltnetzteile auch im Betrieb sehr moderat und übersteigt wohl nur selten die 20-W-Marke.