Praxistest: Lindemann Audio musicbook:15
Beschreibung musicbook – FortsetzungEine Besonderheit stellt die Bedienung der Vorstufe mb:15 am Gehäuse dar, schließlich besitzt das Gerät dafür nur zwei Elemente: Die bereits erwähnte On/Off-Taste und ein flach in die Oberseite und über die Vorderkante hinausragendes Dreh-/Drück-Rad. Damit lassen sich alle wichtigen Steuerungsfunktionen bewerkstelligen. Ein einfacher Dreh am Rad ändert die Lautstärke, kurzes Drücken aktiviert die Stummschaltung, Drücken und Drehen schaltet den Eingang um, oder wechselt im CD-Betrieb den Titel, über gedrückt halten des Rades kann man die CD-Wiedergabe stoppen und im gestoppten Zustand die CD auswerfen. Zwar muss man sich die Funktionen erst einmal einprägen, aber das hat man schnell verinnerlicht. Über die Fernbedienung stehen natürlich für alle Funktionen eigene Tasten zur Verfügung – außer direkte Quellenwahltasten.
Das kontraststarke OLED-Display hinter der bei bestimmtem Licht manchmal bläulich/violett schimmernden Plexiglasfront informiert über sämtliche Betriebszustände und ist dabei aus jedem Winkel sehr gut ablesbar. Etwas irritierend finde ich lediglich die Entscheidung der Entwickler, welche Informationen dort standardmäßig angezeigt werden. Beispielsweise wird der Lautstärkepegel nur während der Regelung eingeblendet und verschwindet danach wieder. Dauerhaft wird hingegen der gewählte Eingang oder wahlweise die Samplingfrequenz (bei CD auch die Titel-/Zeitinformationen) eingeblendet. Der gewählte Eingang wird aber zusätzlich noch mal klein in der linken oberen Displayecke angezeigt. Wozu? Mir würde die kleine Anzeige des gewählten Eingangs ausreichen und dafür in groß eine permanente Anzeige des Lautstärkepegels. So weiß man auch vor dem Starten der Wiedergabe schon, welche Lautstärke einem gleich entgegen schlägt. Eine entsprechende Anpassung der Software, die im Falle des mb:15 leider nur im Werk aktualisiert werden kann, wäre nett.
Verschiedene Display-Anzeigen
Über die Fernbedienung lässt sich das Setup-Menü des mb:15 aufrufen. Darin gibt es einige Einstellungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Displayhelligkeit oder die Konfiguration der Ein- und Ausgänge. So kann man beispielsweise die Digitalausgänge komplett abschalten, wenn man sie nicht benötigt. Die Hochpegelausgänge (Line Out) lassen sich bei Bedarf auf festen Pegel umschalten, womit man die Lautstärkeregelung z.B. angeschlossenen Aktivlautsprechern überlassen kann. Vom Werk aus ist diese Option natürlich nicht aktiviert, um beim Anschluss an eine Endstufe nicht plötzlich die maximale Lautstärke auf die Ohren zu bekommen.
Ein paar zusätzliche Konfigurationsmöglichkeiten könnte Lindemann meiner Meinung nach noch hinzufügen, wie beispielsweise Optionen, welche Standardwerte das Display anzeigen soll (siehe oben), oder auch die Drehrichtung des Lautstärkerades umzukehren. Blickt man nämlich von oben auf das Rad, bewirkt eine Rechtsdrehung entgegen der Gewohnheit mit normalen Lautstärkedrehreglern eine Verringerung des Pegels. Da man dieses Rad jedoch normalerweise von vorne betrachtet und mit dem Daumen an seiner Kante dreht, ist die Drehrichtung durchaus logisch. Daher ist das nicht als Kritik gemeint, sondern nur als Verbesserungsvorschlag zur Individualisierung.
Sehr nett ist, dass man die Lautstärke für Line Out und Kopfhörer getrennt einstellen kann. Sobald man einen Kopfhörer an der 6,3-mm-Klinkenbuchse anstöpselt, wird der Line Out stummgeschaltet und die Lautstärke wird nur für den Kopfhörer geregelt. Steckt man den wieder ab, wird wieder auf die zuletzt für den Line Out genutzte Einstellung gewechselt.
Insgesamt bietet das mb:15 für eine DAC/Vorstufe mit integriertem Slot-Loading CD-Player eine sehr üppige Ausstattung bei hohem Bedienungskomfort.
Noch ein paar Worte zur verbauten Technik: Herz des mb:15 über den USB-Zweig ist ein noch recht neuer, sehr leistungsstarker und in bislang nicht sehr vielen Geräten zu findender Wandlerchip namens
AK449 von Asahi Kasei Microdevices zu finden, der auch DSD beherrscht. DSD (Direct Stream Digital) ist das Format der SACD. Ohne tief in die Technik einsteigen zu wollen, sei an dieser Stelle nur erwähnt, dass es selbst in höchsten High-End-Kreisen und unter renommierten Entwicklern unterschiedliche Meinungen über Sinn oder Unsinn von DSD gibt. Wer etwas mehr darüber erfahren möchte, findet hier ein interessantes
Interview des Magazins „AUDIO“ mit verschiedenen deutschen Entwicklern und ihrer Meinung dazu. Lindemann hält offensichtlich große Stücke auf DSD. Meine persönliche Meinung: Aus technischer Sicht halte ich PCM für den logischeren Weg. Aus klanglicher Sicht sind die Unterschiede zwar wahrnehmbar, aber, zumindest im Vergleich zu Hochbit-Aufnahmen, wohl eher im geschmacklichen Bereich als in klares „besser/schlechter“ einzuordnen. Entscheidender ist aus meiner Sicht letztlich das Gesamtsystem (oder die Kette), angefangen mit den jeweiligen Ausgangsstufen der Geräte.
Interessant ist aber auch, dass im Lindemann mb:15 unterschiedliche Wandler für den USB-Zweig und die restlichen Digitaleingänge und CD stecken. Der besagte AKM-Chip kümmert sich um USB-Signale, alles andere wird von einem Wolfson DAC verarbeitet und in das
DXD-Format konvertiert.
Zweifellos wird es wieder einige Stimmen geben, die bei solchen Erwägungen von „HiFi-Spinnerei“ und „Voodoo“ sprechen werden, aber das ist es keineswegs. Die (Hör-) Erfahrung zeigt, dass Digital eben nicht gleich Digital ist. Es gibt auf dem Gebiet der digitalen Audio-Signalverarbeitung nach wie vor noch sehr viel zu lernen. Lediglich die Auflösung und/oder Samplingraten immer weiter zu erhöhen, ist sicherlich nicht die Universallösung. Den größten Fortschritt in Sachen Klang wird künftig möglicherweise das bessere Verständnis von psychoakustischen Gegebenheiten bringen, so wie z.B. Meridian es mit seinem neuen MQA-Format bereits demonstriert hat. (
Informativer Artikel zu MQA in englisch.)
Im Hier und Jetzt geht es aber um das mb:15 und die Frage, ob sich der Luxus von rund 3.200 Euro für einen DAC/Vorverstärker/Kopfhörerverstärker/CD-Player (ohne Endstufe) lohnt.