Praxistest Logitech MX Master: Neuer Chef auf der Mausmatte?
PraxisNach rund einer Woche täglichen Umgangs mit der MX Master haben sich verschiedene Eindrücke angesammelt, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte. Wie eingangs schon erwähnt, ist die Gehäuseergonomie der MX Master nicht sehr weit von der der Performance MX entfernt. Der für mich auffälligste Unterschied betrifft die Daumenmulde, die bei der neuen Maus etwas luftiger ausgefallen ist und auch dickeren Daumen als meinen ein angenehmes Griffgefühl bieten sollte. Bei der Performance MX liegt der Daumen eher wie in einem engen Schalensitz ohne Bewegungsfreiheit nach oben oder unten. Für mein Gefühl (also rein subjektiv) ist diese neue „Daumenfreiheit“ etwas angenehmer. Ansonsten ist das Griffgefühl der beiden Mäuse so ähnlich, dass ich keiner einen bedeutsamen Vor- oder Nachteil zuschreiben würde. Beide liegen mir sehr gut in der Hand.
Etwas kritischer wird es bei den Tasten und Rädern:
Am gewöhnungsbdürftigsten sind nach meiner Einschätzung die seitlichen Tasten für "Vorwärts" und "Zurück", die nun übereinander liegen und kaum Abstand zueinander haben. Ich habe mich nach rund einer Woche schon weitgehend an diese neue Anordnung gewöhnt, aber sie erfordert aufgrund der Nähe der Tasten zueinander mehr Aufmerksamkeit. Ansonsten kann es schnell mal zu einer Fehlbedienung kommen. Ein Fortschritt ist diese Tastenanordnung auf keinen Fall. Eher ein leichter Rückschritt, mit dem man sich aber gut arrangieren kann. Ein Dealbreaker ist das aus meiner Sicht nicht.
Das Hauptscrollrad bietet mit seiner automatischen Umschaltung zwischen gerastert und freilaufend ein neues Feature, das ebenfalls etwas Zeit zur Gewöhnung benötigt. Nach anfänglicher Skepsis und einigen Justierungen am Umschalt-Zeitpunkt finde ich das Feature ehrlich gesagt sehr nützlich. Die bei der Performance MX nötige manuelle (mechanische) Umschaltung durch die Taste hinter dem Scrollrad habe ich nur selten benutzt. Mit der MX Master und der passenden Justierung brauche ich eine manuelle Umschaltung gar nicht mehr, sodass ich die Umschalttaste mit einer anderen Funktion belegen kann.
Mit dem neuen Daumenrad gibt es eine weitere Verbesserung bei der MX Master zu vermelden. Den horizontalen Bildlauf, welchen ich persönlich nur gelegentlich benötige, habe ich zuvor mit dem Kipprad der Performance MX ausgeführt, was zwar funktioniert, aber nicht besonders flexibel und präzise bei unterschiedlichen Scrollwegen ist. Mit dem Daumenrad funktioniert das erheblich besser und ich konnte mich schnell an dieses neue Feature gewöhnen. Das Daumenrad hat übrigens keine Klickfunktion und auch keine Rasterung sondern ist leicht ölgedämpft freilaufend. Fühlt sich sehr angenehm an.
An der Rasterung des Hauptscrollrades dürften sich die Geister scheiden. Es fühlt sich im Vergleich zur Performance MX etwas härter und „knorriger“ an. Einige Userkritiken auf Amazon sprachen auch von „zu laut“, was ich aber nicht wirklich bestätigen kann. Das Geräusch und das Gefühl sind aber anders und wirken klanglich wie haptisch etwas härter. Für mich keine große Sache. Damit kann ich leben.
Wer mag, kann sich das Hauptscrollrad über die Logitech Options Software auch auf dauerhaft freilaufend einstellen. Allerdings ist das Rad dann so lose, dass Webseiten und andere scrollbare Elemente schon durch schnelle Mausbewegungen (ohne das Scrollrad zu berühren) leicht ins "wackeln" kommen können, was etwas irritierend ist. Wäre das nicht der Fall, würde ich die Rasterung wahrscheinlich dauerhaft ausschalten, weil der Bildlauf mit freilaufendem Rad ruckfreier erfolgt – ähnlich wie beim Scrollen per Wisch auf iDevices. Vielleicht kann Logitech den Treiber diesbezüglich noch etwas optimieren und Wackelneigung kompensieren.
Womit ich noch mal zurück zu besagter Software kommen möchte. So einfach und flexibel die Anpassungsmöglichkeiten damit auch sind, es gibt leider einen Nachteil gegenüber dem LCC: Man kann lediglich globale Einstellungen vornehmen, aber keine programmspezifischen. Mit der Performance MX habe ich mir beispielsweise für InDesign die Vor- und Zurück-Tasten anders konfiguriert. Während ich sie systemweit für die Funktionen „Zurück“ und „Fenster schleißen“ eingestellt habe, nutze ich sie in InDesign zum Blättern in mehrseitigen Dokumenten, was der Tastenkombination alt+Page-up/down entspricht. Derartige Unterscheidungen sind mit der Logitech Options Softwareversion 5.00.450 nicht möglich, was der Hersteller hoffentlich bald nachbessert. Wer also auf diese programmspezifischen Anpassungen nicht verzichten möchte, ist hiermit gewarnt.
Dann wäre da noch die Frage: Was ist besser? Bluetooth- oder Unifying-Verbindung?Für mich eindeutig:
Unifying! Warum? Nun, die Bluetooth-Verbindung funktionierte im Test zwar sehr zuverlässig und war immer sofort verfügbar, aber nach einigen Stunden via BT-Verbindung fiel mir auf, dass sich der Mauszeiger damit ziemlich ruckhaft bewegt. Bei langen, gleichmäßigen, aber nicht allzu schnellen Bewegungen sind deutliche Unterbrechungen in der Mauszeigeranimation erkennbar – als wäre die Auslesefrequenz nur halb so hoch wie bei der Unifying-Verbindung. Vergleichbar in etwa mit einer Monitor-Bildwiederholfrequenz von 30 Hz gegenüber 60 Hz. Da ich momentan keine anderen Bluetooth-Mäuse hier habe, kann ich leider nicht nachvollziehen, ob das Normalität für BT-Mäuse ist oder ein spezielles Manko der MX Master. Jedenfalls ist der Unterschied so deutlich, dass für mich nur die Nutzung per Unifying-Receiver in Frage kommt.