Praxistest Meridian Explorer² DAC/Kopfhörerverstärker
MQA: Was bedeutet das?Ende 2014 hat Meridian mit der Vorstellung von MQA (Master Quality Authenticated) einigen Staub in der audiophilen Welt aufgewirbelt. Dabei ist gar nicht sofort ersichtlich, was genau das eigentlich sein soll. Ein neues Datenformat für Musik etwa? Oder vielleicht nur irgendein Marketing-Akronym für eine gar nicht so besondere und bereits bekannte Technologie (was in der Technikwelt leider oft vorkommt)? Hardware? Software? – Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach, oder zumindest nicht mit ein zwei Worten zu erklären.
Man könnte sagen, MQA ist der Versuch eines standardisierten Prozesses, um Musikdaten trotz Komprimierung genau so gut klingen zu lassen, wie vollkommen unkomprimierte und hochauflösende Studio-Originale. Im Prinzip wollen auch MP3 oder AAC und viele andere Formate nichts anderes erreichen, aber MQA geht die Sache anders an. Zunächst mal handelt es sich dabei
nicht um ein neues Datenformat á la MP3, FLAC oder sonstwas. Vielmehr ist MQA eine Art Beschreibungsdatei, die mit lossless Audiocontainer-Formaten wie ALAC, FLAC, WAV u.s.w. transportiert werden kann. Audiogeräte müssen also nicht erst ein weiteres Datenformat lernen – was allein ausreichen würde, um MQA scheitern zu lassen. MQA codierte Musik kann mit jedem heute verfügbaren Digitalplayer wiedergegeben werden, allerdings benötigt der angeschlossene DAC einen MQA-Decoder, um dessen klanglichen Vorteile auch nutzen zu können. Ohne einen solchen Decoder wird die ganz normale Qualität des verwendeten Datenformates wiedergegeben, ohne die durch MQA in Aussicht gestellten Verbesserungen. Ein solcher Decoder kann hardwareseitig in einem DAC integriert sein oder als Software auf einem Computer oder Smartphone laufen. Mobilgeräte können also auch von MQA profitieren. Von MQA-Lösungen auf Mobilgeräten oder auch als App für den Mac ist bisher noch nichts bekannt.
Man kann sich MQA wie zusätzliche Metadaten vorstellen, die es einem kompatiblen Decoder erlauben, die damit transportieren Zusatzinformationen zur „Rekonstruktion des Originals“ zu nutzen. Also entfernt ähnlich wie RAW-Daten von Kameras, womit in gewissen Grenzen nachträglich und verlustfrei Anpassungen an Belichtung, Weißabgleich etc. vorgenommen werden können. – Aber ich betone:
entfernt ähnlich.
Um die Wirkung von MQA besser zu verstehen, müsste man sehr tief in die Neurowissenschaft und Psychoaktusik einsteigen, denn Merdians Mastermind Bob Stuart und sein Team haben zahlreiche Erkenntnisse über die Natur des menschlichen Hörens in den Algorithmus einfließen lassen. Es geht also nicht um die übliche Aufrüstungsschlacht mit immer noch mehr Bits und noch höheren Sampling- oder Datenraten. Stuart sagt, das bringe inzwischen nichts mehr, weil bei den heutigen Auflösungen das Meiste des verfügbaren „encoding space“ ungenutzt bleibe – als würde man die Musik in einen zu großen Karton packen.
Damit das Ganze funktioniert, muss im ersten Schritt im Studio die Musik MQA codiert werden und am Ende der Kette (beim Verbraucher) ein MQA-Decoder vorhanden sein – und genau das beherrscht der Explorer². Die spannende Frage: Was bringt’s? Ist es hörbar? Und wenn ja, sehr deutlich oder eher subtil?