Praxistest Meridian Explorer² DAC/Kopfhörerverstärker
Praxis und KlangFür den Hörtest des Explorer² am Mac habe ich zur Standortbestimmung den Ur-Explorer als Vergleichsmaßstab herangezogen. Als Kopfhörer kamen der in
Rewind 331 getestete und zur Co-Referenz gekürte 250-Ohm-Kopfhörer beyerdynamic T90 zum Einsatz sowie der in
Ausgabe 405 ausgiebig besprochene B&W P7 mit niedrigen 22 Ohm Impedanz. Der beyerdynamic T90 ist ein offener Kopfhörer für den stationären Einsatz und klanglich einer meiner absoluten Lieblingskopfhörer. Der B&W P7 gehört unter den geschlossenen, mobiltauglichen Hörern zu den Stars seiner Preisklasse.
Für die Wiedergabe vom Mac diente iTunes in Kombination mit der App BitPerfect (
App Store, 9,99 Euro). Letztere sorgt für eine bitgenaue (Nomen est Omen!) Ausgabe an den Explorer². Als Musikfutter kamen sowohl komprimierte MP3-Dateien (nicht kleiner als 128 kBit/s, Webradio-Streaming), CD-Qualität (16 Bit 44,1 kHz ALAC lossless komprimiert) sowie Hi-Res ALAC Material bis 24 Bit/192 kHz zum Einsatz.
Eine schlechte und eine gute Nachricht:Die Schlechte zuerst: Es gibt zwar schon tausende von MQA-codierten Musikfiles, aber die Musikindustrie und Meridian wollten bis jetzt (u.a. aus lizenzrechtlichen Gründen) keine entsprechenden Samples zur Verfügung stellen. Zwar konnte ich mir auf der High End in München schon einen ersten (vielversprechenden) Eindruck verschaffen, aber auf Grundlage einer kurzen Messeerfahrung möchte ich mir hier kein Urteil erlauben. Das muss ich zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Die gute Nachricht: Auch mit herkömmlichen Musikfiles ist gegenüber dem alten Explorer ein nicht unerheblicher Klanggewinn zu verzeichnen.
Vor allem im Bereich der Grobdynamik hat der Explorer² deutlich zugelegt. Die Musik steht viel besser im Saft und erscheint lebendiger, anspringender. Das kommt auch feinen Details zugute. In komplexen Musikstücken sind einzelne Instrumente oder Hintergrundgeräusche besser heraushörbar. Mit dem beyerdynamic T90 wirkt die Wiedergabe noch ein Stück luftiger, aber auch wärmer und anschmiegsamer, während der geschlossene B&W P7 vor allem im Bassbereich deutlich an Kontur gewinnt. Vermutlich bedingt durch die geänderte Ausgangsimpedanz spielt der P7 am Explorer² außerdem etwas weniger verfärbt. – Nicht, dass der P7 grundsätzlich an einer klanglichen Koloration leiden würde, aber mit dem neuen Meridian DAC wirkt seine Wiedergabe einfach ein gutes Stück realistischer. Und auch weniger „pressend“. Ein Phänomen, mit dem viele bassbetonte, geschlossene Kopfhörer zu kämpfen haben. Am Explorer² erklingt der P7 fast schon wie ein halboffener Kopfhörer, was dem Langzeithörgenuss enorm zuträglich ist. – Klasse!
Ebenfalls positiv macht sich die geänderte Lautstärkeregelung bemerkbar. Mit dem Explorer² lässt sich der Pegel im unteren Bereich auch mit sehr lauten Kopfhörern feinfühlig und ohne Dynamikverlust regeln.
Ob der Explorer² damit auch an Leistung des hervorragenden, aber auch 150 Euro teureren Resonessence HERUS+ (Test in
Rewind 463) herankommt, kann ich leider nicht eindeutig beantworten, weil mir dieses Gerät nicht mehr vorliegt. Der HERUS+ ging ein gutes Stück kraftvoller zu Werke als der Explorer der ersten Generation. Besonders mit dem P7 hat der Resonessence begeistert. Genau mit diesem Kopfhörer legt aber auch der Explorer² am meisten zu, so dass die Lücke zum HERUS+, sofern überhaupt noch vorhanden, sehr klein sein dürfte. Und das zu einem deutlich günstigeren Preis. Hut ab! Bei hochohmigeren Kopfhörern wie dem beyerdynamic T90 dürfte dem HERUS+ aber noch ein gewisser Respektabstand bleiben, denn damit kam er etwas besser zurecht. Sogar mit dem 600 Ohm beyerdynamic T1 spielt der HERUS+ noch auf einem sehr hohen Niveau, obwohl sich für diesen Spitzenkopfhörer doch eher ein dicker Kopfhörerverstärker vom Schlage des beyerdynamic A2 (
Rewind 429) plus DAC empfiehlt.