Praxistest: Naim mu-so All-In-One Musiksystem
Klang und PraxisEinmal eingerichtet erwies sich das mu-so im Test als wirklich einfach zu bedienendes System. Besonders erfreulich empfinde ich dabei die Tatsache, dass man nicht für jede kleine Aktion die App zu Hilfe nehmen muss. Meistens reicht der Griff zur Fernbedienung, wobei hier eine kleine Einschränkung nicht unerwähnt bleiben soll: Die Lautstärkeregelung über die Fernbedienung finde ich etwas zu langsam und das enge Tastenkreuz kann zu versehentlichen Fehlbedienungen führen, etwa wenn man die Lautstärke ändern will und stattdessen den Eingang wechselt oder Pause drückt. Über den Drehregler am Gerät geht das besser, aber der ist in den meisten Fällen wohl nicht in Armreichweite.
Screenshots aus der Naim-App. Die Bedienung ist selbsterklärend und sehr einfach.
Die an der Oberseite eingelassene Bedieneinheit sieht zwar sehr schön aus und ist auch toll zu bedienen, aber als Display – zum Beispiel zur Anzeige des Lautstärkepegels oder des gewählten Eingangs – ist sie nur eingeschränkt brauchbar, weil man sie, je nach Aufstellung, in den meisten Fällen nicht gut sehen kann. Aber das ist nur ein kleines Manko, welches nur eine geringfügige Bedeutung für die Praxis hat. Die Beleuchtung des Logos und der Bedieneinheit kann übrigens über die App oder die Fernbedienung in drei Stufen geregelt oder ganz ausgeschaltet werden.
Kommen wir zum wichtigsten Kriterium: dem Klang!
Wie ich eingangs schon ausgeführt habe, wird man in der Regel mit einem guten Paar Stereolautsprecher ein besseres Klangergebnis erzielen als mit einem One-Box-Speaker wie dem mu-so. Das liegt u.a. daran, dass es ohne akustische und elektronische Tricks kaum möglich ist, aus einem einzelnen Speaker eine anständige und natürliche Stereobühne zu erzeugen. Nichts hat hier bislang am überlegenen Status des berühmten Stereo-Dreiecks ändern können. Naim Verzichtet daher auch weitgehend auf DSP-Spielereien oder Reflexionseffekte, um irgend eine Art von virtuellem Raumklang zu erzeugen. Stattdessen setzt mu-so auf eine für diese Geräteart recht große Gehäusebreite, die ein wenig an Soundbars für Fernseher erinnert. Die Mitteltöner, welche das größte und wichtigste Frequenzspektrum übertragen, liegen ganz außen und bieten so eine Basisbreite von immerhin rund 50 cm. Damit lässt sich, bei einigermaßen mittiger und nicht zu weit entfernter Hörposition vor dem Gerät ein sehr brauchbares Stereopanorama erzeugen. Ohne Tricks und Kniffe.
Erstaunlich dabei ist, wie gut sich das Klanggeschehen vom Gehäuse lösen kann. In manchen Situationen reicht die Klangbühne weit über die Gehäusebegrenzungen des mu-so hinaus. Ob und wie sehr der interne DSP dabei doch vielleicht noch nachhilft, weiß ich nicht, aber ganz gewiss spielt auch die vergleichsweise gute Resonanzdämpfung des Gehäuses eine Rolle. Diese zeigt sich umso mehr bei höheren Pegeln als wichtiges Konstruktionsmerkmal. Für ein One-Box-System spielt das mu-so dann nämlich erstaunlich schlackenlos und unangestrengt. Ein Merkmal, das man nur sehr wenigen anderen Geräten dieser Art nachsagen kann.
Richtig beeindruckend ist auch der Bass. Unglaublich, was Naim dem mu-so hier beigebracht hat. Mir ist kein anderes „Tischradio“ bekannt, das einen derart mächtigen und tiefen Bass erzeugen kann. Bei niedrigen Lautstärken kommt diese Fähigkeit allerdings nicht ganz so gut zum Tragen, wobei auch die zuschaltbare Loudness-Funktion keine große Hilfe ist. Die adaptive Loudness in den ELAC Air-X 203 (siehe Test in
Rewind 457) finde ich da deutlich effektiver und weniger „klangschädigend“.
Alles in allem klingt auch das mu-so immer dann am Besten, wenn man eine ideale Hörposition dazu einnimmt, also irgendwo in gerader Linie davor mit nicht allzu großem Abstand und einigermaßen auf Ohrhöhe. Doch egal wo man sich im Raum aufhält, man hört stets, dass das mu-so alles andere als ein „Brüllwürfel“ ist. Klangfarben, Auflösung und Ausgewogenheit sind auf einem extrem hohen Niveau für die Bauart. Der Luftigkeit und Räumlichkeit von frei aufgestellten Stereolautsprecher, beispielsweise einem Paar Nubert NuPro (A-100/200/300, siehe
Rewind 417) oder gar den bereits zuvor erwähnten, aber auch deutlich teureren ELAC Air-X 203, kann das mu-so nichts entgegensetzen. Ich betone aber noch mal, dass bei einem All-In-One-System wie dem mu-so andere Aspekte deutlicher im Vordergrund stehen. Und in Sachen wohnraumfreundlicher Gestaltung und Vielseitigkeit bei der Wiedergabe ist das mu-so eine Klasse für sich.