Praxistest: Olympus OM-D E-M5 II kompakte Systemkamera
Verbesserter Stabilisator und HiRes-ModusHinweis: Alle im Folgenden gezeigten Aufnahmen sind für das Web auf 2500 Pixel Breite verkleinert. (Anzeige in voller Größe: Rechte Maustaste > In neuem Tab oder Fenster öffnen.) Sie können sich eine Auswahl der Testaufnahmen über diesen Direktlink herunterladen. In der ZIP-Datei (rund 190 MB) finden sich JPEG-Beispiele mit 16, 40 und 63,7 MP Auflösung. Wegen der enormen Dateigröße findet sich darunter nur eine RAW-Datei. Diese kann mit dem im Text beschriebenen Plug-in von Photoshop geöffnet werden. Allerdings lässt sich das Plug-in nur mit einer gültigen Seriennummer einer E-M5 II herunter laden. – Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt und nur für private Zwecke und nicht zur Vervielfältigung/Weitergabe freigegeben.––––––––––––––––––––––––––––––––
Der Sensor der E-M5 II ist gegenüber dem des Vorgängers weitgehend unverändert und bietet nach wie vor eine Auflösung von rund 16 Megapixeln. Doch nun gibt es da einen
„40-Megapixel-High-Resolution-Modus“. Was ist das? Wird hier etwa das 16-MP-Bild des Sensors hochskaliert, so wie TV-Geräte es mit mit Non-HD-Material machen, um es auf Full-HD oder gar 4K aufzupumpen? Nein!
Olympus hat sich bei diesem außergewöhnlichen und derzeit einzigartigen Feature an Innovationen aus ihrer Medizinsparte, genauer gesagt der Mikroskopie, bedient und auf die digitale Fotografie übertragen. Kernstück der Technik ist der nochmals deutlich verbesserte 5-Achsen-Bildstabilisator der E-M5 II. Um ein Bild mit deutlich höherer Auflösung zu erhalten, als es mit den 16 Megapixeln des Sensors eigentlich möglich wäre, bewegt der Stabi-Mechanismus den gesamten Sensor in vier Richtungen und nimmt dabei insgesamt 8 Bilder auf. Diese werden anschließend mittels eines hochkomplexen Algorithmus zu einem Einzelbild mit 40 (JPEG) oder gar 63,7 Megapixeln (RAW) Auflösung zusammengerechnet.
Die dafür nötige Präzision muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Den Sensor um einen halbem Pixel zu bewegen (und wieder zu stoppen) bedeutet umgerechnet auf die Pixeldichte des Sensors eine Wegstrecke von +/-0,0001mm, wie Setsuya Kataoka, General Manager der Olympus Produkt und Marketing Abteilung gegenüber DPReview in einem
Interview verriet. Die nötige Präzision konnte nur mit einem deutlich verbesserten Mechanismus zur Sensorstablisierung erreicht werden. Aus diesem Grund kann das Hi-Res-Feature auch nicht einfach per Firmware-Update etwa in der E-M1 nachgereicht werden. Aber man kann davon ausgehen, dass auch der Nachfolger der E-M1 von dieser Entwicklung profitieren wird.
100% Crop einer Makro-Aufnahme des Fotos-Icon auf dem iPhone 6 Display. Links: 16 MP, Mitte 40 MP, rechts 63,7 MP.
Theoretisch könnten auch andere Kamerahersteller, die mit einer Sensor-basierten Bildstabilisierung arbeiten, eine ähnliche Funktion einbauen – etwa Sony. Allerdings ist fraglich, ob das in absehbarer Zeit geschehen wird, denn erstens stehen dem mit Sicherheit einige Patente im Weg und zweitens würde es mutmaßlich noch einen deutlich höheren Aufwand erfordern, um einen viel größeren APS-C- oder Vollformatsensor mit gleicher Präzision und Geschwindigkeit zu bewegen. Abwarten. Patente lassen sich umgehen (oder vor Gericht darum streiten) und die Technik wird ständig weiter entwickelt und verbessert. Bis vor kurzem galt es auch noch als unwahrscheinlich, dass wir in absehbarer Zeit Vollformatkameras mit Sensorstabilisierung sehen würden, aber da hat Sony uns eines besseren belehrt. Man stelle sich nun vor, welche Auflösungen mit der Olympus-Technik möglich wäre, wenn dafür ein großer Sensor mit 40, 50 oder mehr Megapixeln nativer Auflösung zum Einsatz käme…
Für Produktfotografie eignet sich der HiRes-Modus ideal.
Hier und jetzt hat Olympus aber die Nase weit vorn. Neben dem hochauflösenden Modus, der allerdings ein paar Einschränkungen hat (dazu später mehr) ist die zweite gute Nachricht, dass der verbesserte Sensor-Stabi auch eine deutlich spürbare Verbesserung bei seiner eigentlichen Funktion, der Bildstabilisierung, mit sich bringt. Olympus gibt bis zu 5 Blendenstufen mehr Freihandreserven an und ich bin geneigt, dem zu glauben. Gegenüber dem gewiss nicht schlechten 5-Achsen-Stabi in der E-M1 merkt man bei der E-M5 II vor allem im Sucher, bei Verwendung längerer Brennweiten, wie unglaublich ruhig das Bild wird, sobald man den Auslöser halb durchdrückt. Auch Video-Enthusiasten, die sich die E-M5 II bereits ansehen konnten, berichten von einer enormen Stabilisierungswirkung, die andere Kameras weit übertrifft. Und nicht zuletzt bemerkt man die Wirkung bei Freihandaufnahmen mit langer Brennweite oder bei Makros, wo locker eine Blendenstufe länger belichtet werden kann und die Bilder trotzdem knackscharf sind. – Beeindruckend!
Kommen wir zu den Stärken und Schwächen des HiRes-Modus. Natürlich habe ich speziell diese Funktion ganz besonders intensiv ausprobiert und bin wirklich begeistert von den Möglichkeiten, die sich damit ergeben. Neben der hohen Bildauflösung zeigen sich nämlich noch weitere Vorteile, die selbst Kameras wie die neue Canon EOS 5DS mit ihrem 50 Megapixel Vollformatsensor nicht bieten können. Zunächst einmal werden Moirés mit der Olympus-Methode praktisch vollständig unterdrückt. Zusätzlich ergibt sich eine höhere Farbgenauigkeit, weil jedes Pixel mit dem vollen Farbspektrum gesampelt wird. Wie bereits berichtet wird ein Hi-Resolution Foto aus insgesamt acht Einzelaufnahmen erzeugt. Bei den ersten vier Aufnahmen wird der Sensor um jeweils ein ganzes Pixel in vier Richtungen bewegt und kann damit durch den vorgelagerten Bayer-Farbfilter alle Grundfarben sampeln, anstatt nur eine. Die nachfolgenden vier Aufnahmen dienen zur Erhöhung der Auflösung durch verschieben um jeweils ein halbes Pixel. DPReview hat den Vorgang
hier visualisiert.