Praxistest: Olympus OM-D E-M5 II kompakte Systemkamera
HiRes-Modus – FortsetzungHiRes-Aufnahmen im JPEG-Modus sind rund 40 Megapixel groß, RAW-Aufnahmen sogar 63,7 MP. Nach dem Grund für den Größenunterschied gefragt, antwortete Olympus mir, dass es hauptsächlich eine Sache der Performance sei. Zwischen 40 und 63,7 Mp wäre visuell kein großer Unterschied, aber für den Prozessor der Kamera wäre der Rechenaufwand und das Datenvolumen deutlich höher und würde entsprechend länger dauern. Darum habe man sich für die Limitierung auf 40 MP entschieden. Vielleicht ist das aber auch nur eine Marketing-Entscheidung, um dem künftigen Nachfolger des Topmodells E-M1 hier einen Vorteil zu verschaffen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die auch JPEGs mit den vollen 63,7 MP wird erzeugen können. – Oder mehr, sofern ihr Sensor eine höhere Auflösung haben wird.
Zurück zur E-M5 II. Eine HiRes-Aufnahme in der Kamera ist in wenigen Sekunden im Kasten. Um die maximale Schärfe zu gewährleisten, kann man für den HiRes-Modus eine Auslöseverzögerung von 1/8s bis 30 Sekunden im Menü einstellen. Die Aufnahmen selbst erfolgen übrigens ausschließlich mit dem neuen elektronischen Verschluss der E-M5 II, damit auch hier keine Unschärfen durch Erschütterungen entstehen können. Und last but not not least ist ein Stativ oder eine stabile Unterlage die Voraussetzung für eine HiRes-Aufnahme. Womit wir beim größten Nachteil dieser Technik wären, denn bedingt durch die zeitlich nacheinander entstehenden acht Aufnahmen muss erstens die Kamera absolut ruhig gehalten werden und zweitens darf sich im Motiv möglichst nichts bewegen. Freihand-Aufnahmen und bewegte Szenen scheiden damit praktisch aus und somit ist auch klar, dass die HiRes-Funktion der Olympus kein vollwertiger Ersatz für Kameras wie die Canon EOS 5DS mit nativen 50 Megapixeln Sensorauflösung sein kann. Weitere Einschränkungen: Im HiRes-Modus kann maximal Blende 8 und höchstens ISO 1.600 eingestellt werden.
Neben den Vergleichsbeispielen auf dieser Seite habe ich auch probiert, ob man den HiRes-Modus für Portraits nutzen kann. Leider erweist sich das als extrem schwierig, weil Menschen, selbst wenn sie ganz ruhig stehen und sich abstützen, sich immer minimal bewegen. Bei der extrem hohen Auflösung resultieren selbst allerkleinste Bewegungen in Unschärfen im Bild. Auch Landschaftsaufnahmen sind damit nur zu einem gewissen Grad machbar. Sich bewegende Äste oder Blätter führen zu Unschärfen und das Fotografieren am Wasser ist, wie im folgenden Beispiel zu sehen, immer mit gewissen Glättungseffekten versehen, wie sie sonst bei längeren Belichtungszeiten zustande kommen. Die Nutzbarkeit des HiRes-Modus ist damit praktisch auf gänzlich unbewegte Motive beschränkt. Für Produktfotografie eignet es sich nahezu ideal und auch viele Makro-Motive bieten sich an. Insekten und Kaltblüter sind oft unbeweglich genug, um ebenfalls mit höchster Auflösung erfasst zu werden. Olympus arbeitet daran, den HiRes-Modus derart zu beschleunigen, dass damit auch Aufnahmen aus der Hand möglich werden. Zumindest dann, wenn die Belichtungszeit der Einzelaufnahmen kurz genug ist. Die Hoffnungen liegen hier auf dem Nachfolger der E-M1.
Zwei kurz nacheinander erfolgte Aufnahmen, links mit 16 MP, rechts im HiRes-Modus. Hier zeigt sich deutlich, dass Bewegung im Motiv die Achillesferse dieser Funktion ist. Das Wasser bekommt einen Glättungseffekt, der sonst nur bei Aufnahmen mit langer Belichtungszeit entsteht.
Die Dateigröße bei derart hohen Auflösungen ist enorm. Im Modus JPEG+RAW schreibt die Kamera ein JPEG mit ca. 20 MB Größe (je nach Komplexität des Bildinhalts auch bis zu 40 MB), ein RAW (.ORF) mit rund 104 MB und eine .ORI-Datei mit ca. 14 MB auf die Karte. Die letztgenannte Datei ist laut Olympus eine „Sicherheitsdatei“ im RAW-Format. Man kann diese zur Zeit nur in der Software Olympus Viewer 3 (Version 1.4.2) öffnen und wie ein normales RAW behandeln – mit normaler 16-MP-Auflösung.
Wegen des Datenvolumens empfiehlt sich der Einsatz einer schnellen Speicherkarte. Mit einer langsamen Karte (getestet mit einer SanDisk Ultra mit 30 MB/s) dauert der Schreibvorgang locker über 10 Sekunden. Währenddessen kann man zwar eine neue Aufnahme vorbereiten, aber noch nicht die gerade gemachte Aufnahme betrachten. Mit einer SanDisk Extreme Pro (spezifiziert mit 95 MB/s) verkürzt sich die Wartezeit auf etwa 3 Sekunden, bis man die Wiedergabe starten kann.
Verarbeitung der Bilder auf dem Mac/PCDie E-M5 II erzeugt intern JPEGs mit maximal 40 Megapixeln (7.296 x 5.472 Pixel). Im Modus JPEG+RAW können Anwender aus den RAW-Dateien aber Bilder mit einer Auflösung von 63,7 MP (9.218 x 6.912 Pixel) generieren. Derzeit ist hierfür ein von Adobe programmiertes und recht simples Photoshop Plug-in (nur für 64 Bit PS) erforderlich, welches
hier heruntergeladen werden kann (nur mit Seriennummer einer passenden Kamera).
Mit diesem Tool können die Basis-Parameter des RAW-Bildes (Belichtung, Weißabgleich etc.) in wenigen groben Schritten eingestellt werden. Anschließend errechnet die Software aus dem rund 104 MB großen RAW-File ein 16 Bit JPEG und öffnet dieses in Photoshop – je nach Kameraeinstellung in sRGB oder AdobeRGB. Leider ist das Plug-in in seinen Fähigkeiten noch sehr beschränkt. Jeder Einstellungsschritt erfordert eine sekundenlange Neuberechnung des Vorschau-Bildes, welches nicht vergrößert dargestellt werden kann. Aber immerhin haben Anwender damit schon jetzt die Möglichkeit, das volle Potential des HiRes-Features der E-M5 II zu nutzen. Und eine weitere gute Nachricht ist, dass, basierend auf diesem Plug-in, auch bald mit einer Lightroom-Unterstützung des HiRes-Features zu rechnen ist!