Praxistest: Resonessence Labs HERUS+ USB-DAC/Kopfhörerverstärker
HERUS+: Praxis & KlangFür den Hörtest habe ich den HERUS+ mit meiner Referenz in dieser Klasse, dem Meridian Explorer (
ab ca. 190 Euro, Amazon) verglichen. Als Kopfhörer kamen der mobiltaugliche, geschlossene 22 Ohm-Kopfhörer B&W P7 sowie der halboffene 600 Ohm High-End-Kopfhörer beyerdynamic T1 zum Einsatz. Getestet wurde vornehmlich am Mac, aber auch am iPhone und am iPad. Ich fasse meine Erfahrungen im Folgenden zusammen, ohne dabei auf jedes einzelne gehörte Datenformat einzugehen.
Schon nach wenigen Takten Musik stand fest, der HERUS+ ist kein 08/15-DAC und ganz gewiss kein Gadget, das Liebhaber des guten Klangs leichtfertig als verzichtbaren Luxus abtun sollten. Klar, 399 Euro sind eine Stange Geld, aber wer vom HiFi-Virus infiziert ist, dürfte diesen Preis in Relation zum Klanggewinn schon als echtes Schnäppchen ansehen. Es gibt Menschen, die sehr viel mehr Geld für sehr viel weniger klangliche Ausbeute berappen.
Vor allem die enorme Dynamik des HERUS+ nimmt einen sofort gefangen. Man meint fast, es hier mit einem sehr viel potenteren Desktop-DAC/Amp zu tun zu haben. Erinnerungen an Top-Geräte wie den schon bereits weiter oben erwähnten Meridian Prime Headphone Amplifier werden wach.
Im direkten Vergleich zum etwas günstigeren, aber keineswegs zu unterschätzenden Meridian Explorer kann der HERUS+ aus dem selben Kopfhörer etwas mehr Pegel herausholen, was den Direktvergleich etwas erschwert. Nach dem Austarieren der Pegeldifferenz bestätigt sich aber der Eindruck, dass der HERUS+ mindestens eine ganze Klasse höher anzusiedeln ist als der Explorer. Wow! Damit hätte ich nicht gerechnet, hat sich der Explorer bisher doch jede Konkurrenz locker von der Pelle halten können. Der Kanadier wirkt viel spannungsgeladener und zupackender, ohne dabei irgendwie unangenehm vordergründig oder plump zu wirken. Im Gegenteil. Auch feinste Klangnuancen gewinnen mit dem HERUS+ deutlich an Authentizität. Stimmen entwickeln über ihn einen natürlichen Schmelz und die räumliche Darstellung über den B&W P7 verbessert sich spürbar. Ehrlich gesagt habe ich den P7 noch nie so gut gehört.
Mit meinem Referenzkopfhörer beyerdynamic T1 wird der Unterschied noch gravierender. Dass der Explorer mit dem 600-Ohm-Boliden nicht so gut zurecht kommt, wusste ich schon. Dass andererseits der HERUS+ den T1 so gut im Griff hat, hätte ich nicht erwartet. Ich würde diese beiden vielleicht nicht unbedingt als ultimative Traumkombi empfehlen, aber Einschränkungen gibt es hierbei – im Gegensatz zum Explorer – kaum hinzunehmen. Der T1 behält am HERUS+ voll und ganz seine herausragenden Eigenschaften wie Dynamik und Schnelligkeit bei zugleich luftiger Offenheit. So kenne ich den großen beyerdynamic eigentlich nur an deutlich teureren Wandler/Verstärker-Kombinationen. Toll! Ich hätte nur zu gern noch ausprobiert, wie sich mein zweiter Kopfhörer-Favorit, der etwas günstigere und nicht ganz so hochohmige beyerdynamic T90 am HERUS+ schlägt. Leider habe ich den T90 nicht hier.
Nach einigem Experimentieren mit den unterschiedlichen Digitalfilter-Varianten des HERUS+ bin ich meistens bei der Apodizing-Variante hängen geblieben, die übrigens auch Meridian favorisiert, im Explorer aber keine Verwendung findet. Aber auch mit der Standard-Filtervariante war der HERUS+ meinem bisherigen Favoriten in nahezu jeder Disziplin überlegen. Wie schon angemerkt sind die klanglichen Unterschiede zwischen den Filtervarianten sehr subtil. Ungeübte Hörer, die mal eben schnell hin und her schalten, könnten gar zu dem Schluss kommen, es gäbe gar keinen hörbaren Unterschied, aber dem ist nicht so. Nach geraumer Zeit des intensiven Musikgenusses wird früher oder später jeder seinen eigenen Favoriten unter den Filtern herausgefunden haben. Der Standard-Filter hat nach meinem Dafürhalten am wenigsten Ausdruckskraft – relativ gesehen. Der Minimum Phase IIR-Filter klingt eine Spur impulsfreudiger, ist dafür aber manchmal eine klitzekleine Spur zu hart. Der Apodizing-Filter bietet für meinen Geschmack den besten Kompromiss aus Dynamik und Natürlichkeit. Aber das kann auch vom Musikmaterial abhängig sein, sodass man doch immer wieder mal ausprobiert, ob eine andere Variante nicht gerade besser passt. Die Auswahl ist zum Glück nur einen Tastendruck entfernt und die Umschaltung erfolgt vollkommen ohne Knacken oder sonstige Störgeräusche.