Praxistest: micromega MyAmp DAC/Vollverstärker
Installation und KlangAls „klassischer“ HiFi-Verstärker ohne Netzwerk-Tam-Tam gestaltet sich die Inbetriebnahme des MyAmp erwartungsgemäß kinderleicht: Quellengerät(e) anstöpseln, Lautsprecher verbinden, Netzkabel anschließen, einschalten – läuft. Am „kompliziertesten“ (bewusst in Anführungszeichen gesetzt) ist da noch die Verbindung via Bluetooth. Dazu muss der MyAmp zunächst in den Pairing-Modus geschaltet werden, was beim ersten Einschalten automatisch der Fall ist. Ansonsten drückt man an der Rückseite für ca. eine Sekunde die kleine versenkte Taste „BT PAIR“ und wählt dann im Bluetooth-Menü des Quellengerätes (Smartphone, Tablet, Mac, PC…) den MyAmp als Ausgabegerät. Das war’s auch schon.
Sämtliche Eingänge, inklusive Bluetooth, lassen sich entweder direkt über die mitgelieferte Fernbedienung anwählen oder durch mehrfaches Drücken der „SEL“-Taste an der Gerätefront. LEDs informieren, welcher Eingang gerade aktiv ist. Die eingestellte Lautstärke wird zudem über eine senkrechte LED-Kette an der Front angezeigt. Die Einstellung der Lautstärke erfolgt sehr fein abgestuft in 256 Schritten á 0,5 dB.
Wie zuvor bereits erwähnt, besitzt der MyAmp auch einen speziellen Subwoofer-Ausgang, was in dieser Preis- und Geräteklasse eine echte Seltenheit ist. Über den Sub-Out werden Signale des linken und rechten Kanals unterhalb von 200 Hz ausgegeben. Pegel und Übergangsfrequenz werden dann entsprechend den Erfordernissen direkt am Basswürfel eingestellt. So kann mit dem MyAmp jedes passive Lautsprecherpärchen komfortabel um einen Subwoofer ergänzt werden.
Getestet habe ich den MyAmp mit meiner neuen Passivlautsprecher-Referenz KEF Reference 1 (siehe
Rewind 469). Preislich sind die zwar eine völlig andere Liga und sicherlich nicht die erste Wahl für Käufer des MyAmp, aber hier geht es in erster Linie darum, die klanglichen Meriten des MyAmp mit bestmöglichen Mitteln auszuloten. Rein elektrisch stellen die Reference 1, bei denen es sich um 8-Ohm-Lautsprecher handelt, für den MyAmp zwar keine Herausforderung dar, aber aufgrund des mittelmäßigen Wirkungsgrades der Lautsprecher sind die 2x 30 W des MyAmp hier die Untergrenze. Lautsprecher mit höherer Empfindlichkeit als 85 dB und niedrigerer (Nominal-) Impedanz als 8 Ohm empfehlen sich eher für den MyAmp. Die Liste der in Frage kommenden Modelle ist lang. Neben den von micromega selbst angebotenen MySpeakern kommen praktisch alle herkömmlichen passiven Lautsprecher in angemessener Preisklasse in Betracht. Beispielsweise die
nuLine von nubert, in der auch passende Subwoofer angeboten werden.
Aus der Bahn werfen ließ sich der kleine Franzose aber auch von den KEF High-End-Lautsprechern nicht…
Um eine lange Hörgeschichte kurz zusammenzufassen: Der MyAmp erstaunt mit einem für seine Größe enorm dynamischen Klangbild bei völlig ausreichenden Leistungsreserven für die meisten Lautsprecher. Auch der integrierte DAC trägt hierzu sicherlich sein Scherflein bei, aber als Gesamtpaket ist natürlich schwer zu beurteilen, welcher Part den größten Anteil am Ergebnis hat. Ist auch völlig egal, denn entscheidend ist schließlich nur, was hinten rauskommt, und das ist beim MyAmp aller Ehren wert. Bässe haben genug Tiefgang und Schub, die Mitten sind neutral und natürlich, die Höhen überzeugen mit toller Auflösung, ohne lästig oder aufdringlich zu sein.
Ähnlich positiv fällt das Ergebnis über Kopfhörer aus. Gegenüber dem direkten Anschluss an einen Mac oder ein iDevice steht die Musik über den MyAmp deutlich besser im Saft und wirkt nicht so flach und leblos wie über die popeligen Ausgangsstufen der Apple-Produkte. Nicht allzu hochohmige, aber möglichst hochwertige Kopfhörer, wie der B&W P7 (siehe Test in
Rewind 405), fühlen sich am MyAmp pudelwohl, was ihn zu einer idealen Desktoplösung macht. Egal ob man am Bildschirmplatz Musik über Kopfhörer oder Lautsprecher genießen will, die kleine Black oder White Box nimmt nicht viel Platz weg.
Erst der Vergleich mit dem Meridian Explorer DAC/Kopfhörerverstärker (siehe
Rewind 370) zeigt dem MyAmp im Kopfhörerbetrieb seine Grenzen auf. Der Meridian kann mit noch etwas mehr Körperhaftigkeit und Feinauflösung punkten. Allerdings kostet der Meridian allein schon mehr als die Hälfte des MyAmp und ist eben kein Verstärker, mit dem man ein komplettes HiFi-System aufbauen kann.
Der integrierte Lüfter bleibt übrigens die meiste Zeit sehr dezent und nahezu unhörbar im Hintergrund. Ein leichtes Rauschen, ahnlich dem Geräuschpegel einer 2,5“ Mobilfestplatte, ist aber nicht zu leugnen. In einiger Entfernung auf einem Regal oder am Desktop unter der Tischplatte oder in der Nähe auf einer Fensterbank sollte der MyAmp aber unhörbar sein – zumal wenn leise Musik spielt.
Micromega hat auch
passende Passivlautsprecher für den MyAmp im Angebot. Darüber hinaus wird es ab Mai auch aktive Versionen dieser Lautsprecher (für ca. 900 Euro/Paar) geben, in denen die komplette Elektronik des MyAmp steckt. Nutzer haben damit eine praktisch gleichwertige Wahl zwischen einer Aktiv- und einer Passivlösung.