Preispoker: Warum Apple es sich (noch) erlauben kann, mehr Geld als andere zu verlangen
Der LeistungsaspektPreisdiskussionen sind leider oft sehr emotional geprägt und entsprechend unsachlich. Zum Beispiel: Prospektdaten und Benchmarkwerte als Beweis dafür heranzuziehen, dass Apple zu teuer ist äußerst beliebt (wie im Forum oft genug erlebt), aber komplett an der Realität vorbei argumentiert. Mein Porsche-Beispiel auf der Seite zuvor unterstreicht das. Bei Computer-Devices ist das nicht sehr viel anders. Der Preis einer Sache orientiert sich weder an PS-Zahlen, noch an Benchmarkwerten.
Rechnet man – sofern einzeln erhältlich – die Bauteile eines Computers wie Mainboard, Prozessor, Hauptspeicher, Grafikkarte etc. zusammen, könnte man in vielen Fällen leicht zu dem Schluss kommen, dass Apples Produkte im Marktvergleich zu teuer sind. (Wobei am Beispiel des iMac Pro die Rechnung gar nicht so einfach aufgeht.) In Einzelbereichen, wie Apples Aufpreisen für RAM, mag das sogar zutreffen. Der Denkfehler an der Sache ist aber, dass ein paar Computerbauteile noch keinen Mac oder iPhone ausmachen. Unberücksichtigt bleibt dabei auch stets, dass Apple ziemlich aufwendige Eigenentwicklungen beispielsweise beim Mainboard macht, um diese optimal in seine nicht minder aufwendig gestalteten Gehäuse einzupassen. Mal eben einen Mini-PC mit Klettband an die Rückseite eines Monitors zu binden macht daraus noch keinen günstigen iMac-Killer.
Apple lässt sich nicht nur für Bauteile bezahlen, sondern auch für die Entwicklung von Gesamtkonzepten – inkl. starker Verflechtung von Hard- und Software. Das unterscheidet Macs von PCs und macht sie besonders. Es verleiht Apples Produkten ein
Alleinstellungsmerkmal, was
ein ganz wesentlicher Grund dafür ist, warum Apple sie erfolgreich mit höherer Gewinnmarge verkaufen kann. Denn ohne einen Hauch des Besonderen gäbe es auch keinen Anlass, mehr als den geringst möglichen Preis für eine Sache zu bezahlen.
Aber warum werden die Geräte mit jeder neuen Generation scheinbar immer teurer? Diese Frage kann man zu Recht stellen, denn es handelt sich dabei ja nicht um ein subjektives Gefühl. Das lässt sich doch nicht alles mit Inflation und Wechselkursen erklären, oder?
Natürlich schwanken auch die Preise für Bauteile. OLED-Displays sind derzeit beispielsweise noch deutlich teurer, als LCDs. Hinzu kommt, dass der technische Anspruch mit jeder neuen Generation höher und höher wird, was die Entwicklungskosten in Schwindelerregende Höhen treibt.
Siehe hier. Vergleicht man das Innenleben des ersten iPhones, das noch zu großen Teilen aus zugekauften Standardbauteilen zusammengebaut war, mit dem eines aktuellen iPhone, ist es fast schon verwunderlich, dass iPhones heute nicht noch wesentlich teurer sind. Auch Samsungs High-End Smartphones sind durch den gestiegenen technischen Anspruch mit der Zeit immer teurer geworden. Das der Preisanstieg nicht noch viele höher liegt, verdanken wir aufwendigen Maßnahmen zur Optimierung von Prozessen und in der Logistik.
Bei Macs im oberen Leistungsbereich kommen andere Faktoren hinzu. Um immer mehr Leistung aus den verfügbaren technischen Möglichkeiten zu quetschen, steigt der Entwicklungsaufwand und damit die Kosten erheblich. Das macht Computer wie den iMac Pro sehr teuer. Doch über einen längeren Zeitraum betrachtet sieht man, dass Macs schon mal viel teurer waren:
Auszug einer Apple Preisliste aus den Neunziger Jahren.Apple erreicht jedoch mit Produkten wie dem iPhone X langsam eine preisliche Schmerzgrenze für private Konsumenten, was sich in verhaltenen Absatzzahlen niederschlägt. (Siehe
und
) Bei Samsungs Topmodellen sieht das allerding nicht sehr viel anders aus. Effekte wie Marktsättigung und die Tatsache, dass selbst billigste Smartphones heute die Ansprüche der meisten befriedigen, plus der Umstand, dass es im Wesentlichen nur noch evolutionäre Detailverbesserungen gibt, sorgen für gebremsten Schaum. In der Konsequenz wird sich Apple sicher genau überlegen, ob das iPhone XI
noch teurer sein darf. Solange Kosten und Erträge weiterhin für Apple in einem gesunden Verhältnis stehen, ist es durchaus vorstellbar, dass wir noch teurere iPhones sehen werden. Sollte das iPhone X aber einen erheblichen Rückgang der Erträge verursachen, dürfte die Preisspirale ausgereizt sein. Im Mac-Bereich spielen wiederum andere Bedürfnisse eine Rolle. Dort ist es momentan schwer vorherzusagen, wo die absoluten Preislimits liegen.