Presseschau: Was die Medien über das Apple-Event sagen
Wenn Apple ein Event veranstaltet, dann ist für Medieninteresse gesorgt. Die Spannung in Hinblick auf das Ereignis, die eigentliche Bühnenshow und die Nachberichterstattung garantieren Apple sehr viel mediale Präsenz. Dies ist auch der Grund, warum Apple überhaupt derlei aufwendige Veranstaltungen absolviert. Reine Produktvorstellungen ließen sich ansonsten auch viel günstiger per Pressemitteilung vornehmen, was bei kleinen Spec-Updates im Mac-Bereich auch meistens genauso gehandhabt wird. Ungeachtet der Diskussion, ob es für die sehr überschaubaren Neuerungen des gestrigen Events wirklich einer derartigen Show bedurft hätte, werfen wir einen Blick darauf, was die technik-fernere Medienlandschaft zu sagen hat.
Sehr neutral, nicht euphorischInsgesamt ist festzustellen, dass sich die großen Publikationen auf eine reine Aufzählung der einzelnen Aspekte beschränken – oft mit dem Hinweis versehen, damit schließe Apple zum Marktumfeld auf. Begeisterung oder Faszination kommt nicht auf, eher
Spott für Funktionen wie die "Slofies", Apples "Zeitlupe mit Frontkamera"-Wortschöpfung. Apple hat nie mit Spezifikationen geprotzt und Produkte auch nie darauf ausgerichtet, in tabellarischen Vergleichsdarstellungen die höchsten Zahlenwerte zu erreichen. Wenn sich nun die Berichterstattung mangels "Paukenschlägen" aber genau darauf und auf Konkurrenz-Vergleiche konzentriert, ist das nicht unbedingt vorteilhaft.
Das große Thema: Foto und Video
Dennoch gelang es Apple durchaus, Alltäglichkeiten als wichtige Neuheit erscheinen zu lassen. Beispielsweise berichtet die Tagesschau in der geschriebenen Fassung, dass die Apple Watch nun noch längere Akkulaufzeit hat – bis zu 18 Stunden sollen durch neue Stromspar-Technologien möglich sein. Diese Angabe ist allerdings seit Generation 1 vor fünf Jahren unverändert geblieben. Auch das Tagesschau-Fazit lautet allerdings, man betrachte die Ankündigungen generell mit "gemischten" Gefühlen.
Fehlen von 5GSehr oft zu lesen ist das Argument, 5G fehle, Apple hinke dem Markt hinterher und man könne daher erst ab kommendem Jahr wieder mit echten Verbesserungen rechnen. Die
FAZ fasst das Event unter der Überschrift "Übergangsjahr für das iPhone" zusammen, was die aktuelle Generation recht treffend beschreibt. Recht still ist es um die Apple Watch Series 5, denn Kompass und Display-Verbesserungen erscheinen vielen Redaktionen als nicht erwähnenswert. Auch auf das aktualisierte iPad wird eher in einem Nebensatz eingegangen. Bei der
ZEIT heißt es in einer Kapitelüberschrift "Apple ist langweilig geworden – vielleicht gar nicht so schlimm". Die Argumentation lautet, man müsse nicht immer revolutionär sein, es reiche auch ein sehr gutes Produkt. In der
WELT ist von "Apples großer Aufholjagd" die Rede, der
Stern geht auf neue Dienste ein, die das iPhone als Gelddruckmaschine ersetzen sollen.
Momentanes FazitApple hat viel neutrales Presse-Echo bekommen, Begeisterung allerdings nicht. Dies ist insofern ein Problem, als dass Apples hohe Preise auch davon leben, ein gewisses Lifestyle-Gefühl mitzuverkaufen. Wenn in der Medienlandschaft keine echten Innovationen gelobt oder Apple als Vorreiter gefeiert wird, könnte dies eher schädlich sein. Man darf zumindest gespannt sein, wie die Quartalszahlen für das Weihnachtsgeschäft aussehen. Vermutlich war dies aber genau der Grund, warum Apple unbedingt ein solches Event veranstalten musste: Als börsennotiertes Unternehmen war es quasi ein Pflichttermin, jetzt neue Modelle auf den Markt zu werfen, auch wenn man eigentlich viel mehr Zeit für große Neuerungen gebraucht hätte.