Probleme für Netflix und Co.: Ende des Pandemie-Booms und einige weitere Schwierigkeiten
Im April 2020 konnte Netflix bekannt geben, dass die Abonnentenzahlen sprunghaft stiegen. Bevor das Ausmaß der Pandemie bekannt wurde, lagen die Prognosen bei einem Plus von knapp 8 Millionen Abonnenten – doch das erste Quartal ging dann sogar mit knapp 16 Millionen neuen, zahlenden Zuschauern einher. Angesichts weltweiter Lockdowns sowie eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten hatten viele verstärkt auf digitale Medien gesetzt, um sich damit zu unterhalten. Für die Streaming-Dienste, vor allem wenn diese mit exklusiven Inhalten punkten konnten, ging dies mit starkem Wachstum einher. Ein wenig weichte sich sogar die Konkurrenzsituation zwischen den Anbietern auf, denn nicht wenige entschieden sich dazu, gleich bei mehreren Portalen Abos abzuschließen.
Corona katapultierte Zahlen nach obenEbenfalls im April 2020 warnte Netflix die Anleger aber schon, es handle sich nur um temporäre Auswirkungen. Keinesfalls sei dauerhaft mit einem derartigen Plus zu rechnen. Genau dies ist 2022 mehr als deutlich
zu beobachten, bekanntlich ist Netflix erstmals in der Unternehmensgeschichte mit deutlichen Rückgängen konfrontiert. Noch immer geht es dem Gesamtmarkt recht gut, denn die Werte liegen deutlich über den Zahlen von 2019. Im umsatzstärksten Land, den USA, kommt es dennoch zu einem Rückgang von 8 Prozent.
Mehr Anbieter, weniger Kunden, mehr KostenSchwieriger wird es hingegen für die einzelnen Anbieter, denn das mögliche Stück vom Kuchen schrumpft stärker als die zitierten -8 Prozent. Nachdem die Menschen ihre Freizeit inzwischen wieder verstärkt abseits des TV-Gerätes verbringen, sinkt der Bedarf nach mehreren Abos. Die Konkurrenz durch Disney+ setzt Netflix dabei zusätzlich stark unter Druck, in den USA sichert sich zudem HBO Max nennenswerte Marktanteile. Auf der Kostenseite sind die Unternehmen mit immer aufwendigeren Produktionen konfrontiert, um sich gegen Konkurrenten zu behaupten. Das Ausliefern der Inhalte wird angesichts steigender Energiepreise ebenfalls signifikant teurer – für die energieintensiven Rechen- und Datenzentren ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Netflix als alleiniger Primus abgesetztDem PwC-Bericht zufolge hat Netflix das Alleinstellungsmerkmal verloren, der "eine Große" auf dem Markt zu sein, dessen Name stellvertretend für Video-Streaming steht. Gleichzeitig ist es für andere Anbieter aber nicht einfach, so viele Abonnenten anzuziehen, um schnell in den schwarzen Zahlen zu sein. Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Start arbeitet Disney+ beispielsweise weiterhin nicht profitabel, so eine offizielle Aussage. Wie der Disney-CEO angibt, sei dieses Ziel zwar bis 2024 zu erreichen, allerdings nur durch zusätzliche Umsatzquellen. Vermutlich bleibt es also nicht bei den aktuellen Preisen.