Projekt: Ein Macintosh Plus von 1986 wird wieder internetfähig
Hin und wieder bietet das Leben inspirierende Überraschungen. Für den Entwickler Hunter Irving war dies die Entdeckung eines der ersten Macintosh-Computer in einem Second-Hand-Laden. Komplett mit Original-Tastatur und Maus wartete das Personal-Computing-Urgestein auf einen neuen Besitzer. Dies führte ihn auf eine Reise, bei der er über Umwege das moderne Internet auf den 9-Zoll-Schwarzweißbildschirm brachte.
Ein erster Versuch, den historischen Macintosh zum Laufen zu bringen, endete mit einem Knall und einem rauchgefüllten Raum: Beim Ausprobieren platzte einer der Kondensatoren. Darum tauschte er sämtliche Kondensatoren auf dem Analog-Board aus. Bei der Gelegenheit erhielt der All-in-One-Rechner ein Upgrade auf drahtloses Netz mithilfe eines
BlueSCSI-Adapters. Danach startete der 68K-Mac wieder einwandfrei. Beim Surfen mit dem historischen Browser MacWeb 2.0 stellte Irving schnell fest, dass allein aufgrund fehlender HTTPS-Unterstützung kaum eine aktuelle Website funktionierte. Auch unterstützt der Browser weder CSS noch JavaScript.
Umweg über erweiterbaren ProxyUm den 8-MHz-Prozessor nebst 4 MByte RAM nicht zu überfordern, entschloss sich der Programmierer, die Daten moderner Internetseiten von einem Zwischenwirt (Proxy) aufarbeiten zu lassen. Grundlage stellte ein bestehendes Projekt namens MacProxy; diesem sattelte er eine Plug-In-Architektur auf, mit deren Hilfe er seitenspezifische Parser realisierte. Diese Anpassungen versetzten ihn in die Lage, am Mac Plus Reddit-Foren zu durchforsten und ChatGPT (sowie andere KI-Assistenten) zu bedienen. Bilder werden auf Macintosh-Plus-darstellbare Formate heruntergerechnet. Der in der Skriptsprache Python gestaltete Proxyserver muss auf einem zweiten (deutlich moderneren) Rechner installiert werden. Diesen stellt er quelloffen auf GitHub zur Verfügung – unter dem Namen
MacProxy Plus.
Reddit auf einem Mac Plus – über einen angepassten Proxy funktioniert es.
Videodarstellung (sehr langsam)Die nächste Herausforderung war Videodarstellung. Auch hier gibt es bereits Ansätze von Macintosh-Enthusiasten, die für Mac OS Classic ein Abspielprogramm namens
Macflim nebst dazugehörigem Encoder entwickelt haben. Alltagstauglich ist diese Lösung nicht – die Umwandlung von modernem H.265 in unkomprimiertes 1-Bit-Format kostet sehr viel Zeit und eine Menge Speicherplatz. Doch war der Bastler mit diesem Resultat zufrieden. Seine nächste Herausforderung nutzt ebenfalls Jahrzehnte alte Hardware: Er will einen Nintendo GameCube mit einem exotischen Tastatur-Controller hacken.