ProtonMail: Apple zwang Entwickler angeblich zum Anbieten von In-App-Käufen
Bereits vor geraumer Zeit wurde bekannt, dass Apple Entwickler genötigt haben soll, In-App-Käufe anzubieten. So wurde etwa die Wordpress-App für kurze Zeit im App Store blockiert, weil sie angeblich den Link zu einem Angebot für ein kostenpflichtiges Upgrade enthielt. Der Streit konnte beigelegt werden, und Apple entschuldigte sich für das Vorgehen. Auch im Falle der kostenlosen Mail-App "Hey" bestand der iPhone-Konzern zunächst auf der Einführung von In-App-Käufen für das erforderliche Abonnement. Streamingdienste wie Netflix hingegen können ihre Anwendungen über den App Store vertreiben, ohne In-App-Käufe anbieten zu müssen.
ProtonMail angeblich zu In-App-Käufen genötigtDas Schicksal von Hey und Wordpress teilte offenbar auch die populäre Mail-App
ProtonMail. Andy Yen, der CEO von Proton Technologies, warf Apple jetzt in einem
Interview mit The Verge vor, ihn zum Anbieten von In-App-Käufen förmlich gezwungen zu haben. Der Mail-Client ist zwar gratis, es gibt aber eine kostenpflichtige Plus-Version. Diese war zunächst ausschließlich auf den Webseiten von ProtonMail erhältlich. In der App selbst fand sich darauf allerdings im Einklang mit Apples App-Store-Richtlinien zunächst kein direkter Hinweis.
Forderung kam "aus heiterem Himmel"ProtonMail erschien 2016 im App Store und konnte Andy Yen zufolge zwei Jahre lang ohne Probleme kostenlos angeboten werden. Im Jahr 2018 habe sich Apple dann "aus heiterem Himmel" bei ihm gemeldet und darauf bestanden, dass die Plus-Version der App auch durch In-App-Käufe zu erwerben sein müsse. Angeblich hatte der iPhone-Konzern in der App doch einen versteckten Hinweis auf die Möglichkeit eines Abonnements gefunden. Sollte Proton Technologies der Forderung nicht nachkommen, werde man die App aus dem App Store entfernen, teilte Apple nach Angaben von Yen mit.
"Apple ist gleichzeitig Richter, Jury und Henker"Proton Technologies kam Apples Aufforderung nach, unter anderem auch deshalb, weil der iPhone-Konzern einen Monat lang Updates von ProtonMail blockierte. "Wir haben uns gefügt, um unser Geschäft zu retten", sagte Yen im Gespräch mit The Verge. Widerstand sei zwecklos gewesen, so der CEO, denn hinsichtlich des App Stores sei Apple gleichzeitig "Richter, Jury und Henker". Ein faires Verfahren gebe es daher nicht, Apples Wort sei unumstößliches Gesetz. Zugleich warf Yen dem kalifornischen Unternehmen ein Geschäftsgebaren vor, welches an Mafia-Methoden erinnere. "Apple schaut sich die Entwicklung einer App eine Zeitlang an, wenn sie erfolgreich ist, erpressen sie den Entwickler, um an Geld zu kommen", so Yen wörtlich.
Apple steht unter verschärfter BeobachtungDie Aussagen des CEO von Proton Technologies kommen für Apple zur Unzeit, da das Unternehmen in den USA und andernorts unter verschärfter Beobachtung durch Politiker und Wettbewerbsbehörden steht. Der iPhone-Konzern hat in den vergangenen Wochen zwar einige Änderungen der App-Store-Richtlinien insbesondere im Hinblick auf den Zwang zu In-App-Käufen vorgenommen, diese sind vielen Beobachtern allerdings noch nicht liberal genug. Proton Technologies ist Teil der "Coalition für App Fairness", welche von Apple unter anderem die Reduzierung der im App Store fälligen Provisionen verlangt.