Qualcomm vs Apple: Apple muss Pressemitteilung ändern, in den USA eskalierte Streit wegen Geheimnisdiebstahl
Das Landgericht München hat dem iPhone-Hersteller untersagt, zu behaupten, alle iPhone-Modelle blieben deutschlandweit verfügbar. Die entsprechende Pressemitteilung sei irreführend, begründete das Gericht die einstweilige Verfügung. Das
berichtet Reuters. Der Verkauf der Modelle iPhone 7 und 8 sei immerhin untersagt worden. In den USA sind E-Mails aufgetaucht, die den Schluss nahelegen, ein Streit über geheimen Software-Code habe den Konflikt zwischen den Technologiegiganten eskalieren lassen.
Deutsches Gericht besteht auf VerkaufsstoppApple hatte nach dem verordneten Verkaufsstopp eine Pressemitteilung herausgegeben, in der das Unternehmen behauptet, alle iPhones seien weiterhin über Mobilfunkanbieter und Händler erhältlich. Das Gericht wies den Konzern nun an, die betreffenden Passagen zu entfernen. Die Angaben seien geeignet, die Öffentlichkeit über die Verfügbarkeit der Waren zu täuschen. Apple darf aufgrund des Vorwurfes von Patentverletzungen keine Telefone der Serien iPhone 7, 7 Plus, 8, 8 Plus und X in Deutschland verkaufen. Aus den Apple Stores sind die Geräte bereits verschwunden, angeblich muss der Hersteller sie auch von Händlern zurückrufen. Der iPhone-Produzent legte Widerspruch ein. Eine weitere Klage vor dem Landgericht Mannheim wegen eines Schaltkreis-Patents Qualcomms wies das zuständige Gericht ab. Der Chip-Konzern kündigte Berufung an.
USA: Mails zwischen Williams und Mollenkopf weisen auf Software-Streit hinIm Kartell-Verfahren der FTC (Federal Trade Commission) zusammen mit Apple und Intel gegen Qualcomm sind nun E-Mails aufgetaucht, die den Beginn der neuesten Auseinandersetzung zwischen den Technologie-Giganten markieren sollen. Darin geht es um einen Software-Code, den Apple entgegen der Vereinbarung mit dem Chip-Riesen weitergegeben haben soll. Auch andere Geschäftsgeheimnisse habe Apple von Qualcomm gestohlen, um die Leistung minderwertiger (Intel-)Modems zu steigern und sich somit von dem Modem-Marktführer trennen zu können, behauptete Qualcomms Anwalt schon im September 2018.
Gezielter Geheimnisdiebstahl?Der Mail-Austausch zwischen Apples COO Jeff WIlliams und Qualcomms CEO Steve Mollenkopf stammt aus dem Jahr 2017. Darin wirft Mollenkopf Apple vor, geheimen Code für die Anpassung von Qualcomm-Modems weitergegeben zu haben. Williams wiegelt ab. Selbst in seinen wildesten Vorstellungen habe er Schwierigkeiten, darüber ein reales Szenario zu entwickeln. Er betont, es bestehe der Plan, für zwei Milliarden US-Dollar Chips von Mollenkopfs Konzern zu kaufen. Der Qualcomm-Chef antwortet, Apple habe nichts wegen der Vorwürfe getan und er sorge sich um den Schutz der geheimen Informationen aufgrund der Vorgänge in der Vergangenheit. Er sei aber bereit, die Software auszuliefern, wenn der iPhone-Hersteller in der Hälfte seiner Telefone die nächsten zwei Jahre lang Qualcomm-Chips einsetze. Der Nachrichtenaustausch deutet darauf hin, dass Qualcomm und Apple sich über Software und Geheimnisverrat stritten, und nicht über die Lizenzen, die im Mittelpunkt des Rechtsstreits stehen.
Kriegserklärung von 2014Zuvor waren Mails zwischen den Qualcomm-Managern Mollenkopf und James Thompson aufgetaucht, in denen der CTO empfiehlt, Apple zurückzuschlagen. In China und Nordamerica sei der Gegner anfällig für Verluste, sofern sich der iPhone-Produzent auch weiterhin gegen Qualcomms No-Licence-No-Chips-Strategie wehre.