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Qualcomm vs. Apple: Chiphersteller lehnte Lieferung für iPhone XR/XS ab; 7,50-Dollar-Lizenz, die „Waffe am Kopf“

Im Kartellverfahren der Federal Trade Commission (FTC) gegen Qualcomm haben Aussagen neue Details der Geschäftsbeziehung zwischen den beiden Großkonzernen enthüllt. So erzählte etwa Apples COO Jeff Williams, der Chiphersteller habe sich geweigert, Modem-Chips für die aktuelle iPhone-Serie bereitzustellen. Zudem sprach er von den 7,50 US-Dollar Lizenzgebühren und welche Last sie für Apple dargestellt hätten. Diese Einzelheiten veröffentlichte nun Bloomberg.


Keine Qualcomm-Modems für iPhone XS (Max) und XR
Jeff Williams sagte vor dem Tribunal aus, Apple sei gezwungen gewesen, ausschließlich Modem-Chips von Intel für die 2018er Serie zu verwenden. Die Maßnahme habe nicht an Apple selbst gelegen, sondern an gescheiterten Verhandlungen mit Qualcomm. Der Chip-Konzern weigerte sich laut Williams, entsprechende Komponenten zu liefern. Im Oktober 2017 behauptete der Lieferant, entsprechende Bauteile seien bereits getestet und für den iPhone-Hersteller freigegeben. Bloomberg gegenüber sagte Qualcomm seinerzeit: „Wir haben uns verpflichtet, die neuen Geräte von Apple im Einklang mit unserer Unterstützung aller anderen in der Branche auszurüsten.“

Apple bevorzugt für dasselbe Bauteil mehrere Quellen anzuzapfen
Aus Führungskreisen Apples hieß es, man ziehe es vor, Teile von mehreren Anbietern zu beziehen. Das ermögliche Apple, die Kosten zu senken und stelle einen Notfallplan dar, falls es Probleme mit einem Lieferanten gebe. Williams bestätigte diese Strategie auch für 2018: „Wir hätten gerne weiterhin Zugang zu Qualcomms Technologie gehabt.“ Damit widersprach Williams der Aussage von Qualcomm CEO Mollenhaupt, der behauptet hatte, der Konzern versuche seit Frühjahr 2018 einen Vertrag über die Lieferung von Chips an Apple zu erreichen. Williams sagte zudem aus, Qualcomm biete weiterhin Chips für ältere iPhone-Reihen an.

7,50 Dollar: Die „Waffe am Kopf“
Der Apple-Manager sprach außerdem über die Lizenzvereinbarung mit Qualcomm. So habe Steve Jobs der Gebühr 2007 gerne zugestimmt, als man die Chips für den Smartphone-Boom benötigte. Gegenwärtig prangert Apples Betriebsleiter die 7,50 Dollar pro Telefon aber als unlautere Geschäftspraktik an. „Das mag nicht viel klingen, aber wir verkaufen Hunderte von Millionen Handys,“ so Williams. Er betonte, das sei „eine Milliarde Dollar pro Jahr“ und damit habe Apple „eine Waffe am Kopf“ gehabt. Damit spielt er auf Qualcomms Aussage an, der Chiphersteller verkaufe nur Chips, wenn auch die Patentgebühren bezahlt würden.

Vom Newcomer zum Marktführer
Die Lizenzgebühren stehen im Mittelpunkt des Verfahrens. Während Apple vor 12 Jahren verzweifelt nach Technologien gesucht hatte, definiert der Konzern nun diesen Markt und verkauft mehr als eine Milliarde Geräte pro Jahr, schreibt Bloomberg. Qualcomms Gewinn werde von den besagten Gebühren getragen und ermögliche dem Konzern, seine Technologieentwicklung zu bezahlen. Diese festigten wiederum seine Position als führender Chiphersteller der Branche. Der Konzern setzte 2015 7,9 Milliarden Dollar nur mit Lizenzeinnahmen um. Im letzten Jahr waren es noch – ohne Apple, der iPhone-Produzent stellte die Zahlungen ein – 5,15 Milliarden US-Dollar. Kunden des Chipunternehmens werfen ihm vor, für nur kleine Funktionen zu hohe Preise zu verlangen und illegales Mobbing als Druckmittel zu verwenden.

Komponentenpreise contra Patentlizenzen
Bis 2011 verwendete Apple Modems von Infineon – Intel übernahm den deutschen Halbleiterhersteller 2010. Zwischen 2011 und 2017 lief der Deal zwischen Qualcomm und Apple anscheinend weitgehend reibungslos, bis der kalifornische Konzern 2017 den Chiphersteller verklagte. Der Rechtsstreit habe dazu geführt, dass Qualcomm keine Modem-Chips mehr für die aktuelle iPhone-Reihe anbieten wollte, so Williams. Seit der ersten Klage befinden sich beide Unternehmen in Rechtsstreitigkeiten rund um den Globus.

Kommentare

elBohu
elBohu15.01.19 10:58
Ich kenne mich in der Branche nicht aus, aber das klingt alles nicht so toll, wenn auch andere Hersteller unzufrieden sind.
Markmachtausnutzung kann auch nach hinten losgehen und vielleicht gibt es Qualcom in kürze nicht mehr...
Hat der Hersteller eigentlich mal den Namen in anderen Sprachen geprüft. Den muss man ja nicht mal verballhornen...
wyrd bið ful aræd
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cps15.01.19 11:01
In dem Zusammenhang vielleicht auch interessant:
https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Qualcomm-Chef-A pple-forderte-1-Milliarde-Dollar-fuer-iPhone-Geschaeft-42734 27.html
Qualcomm-Chef: Apple forderte 1 Milliarde Dollar für iPhone-Geschäft
0
olbea15.01.19 11:10
cps
In dem Zusammenhang vielleicht auch interessant:
https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Qualcomm-Chef-A pple-forderte-1-Milliarde-Dollar-fuer-iPhone-Geschaeft-42734 27.html
Qualcomm-Chef: Apple forderte 1 Milliarde Dollar für iPhone-Geschäft
404 Not Found
0
Embrace15.01.19 11:12
Man könnte auch selbstständig die Leerzeichen aus der URL entfernen und den korrekten Link anderen zur Verfügung stellen …
+5
Fucko15.01.19 11:17
Schon ein bisschen ironisch, dass sich Apple über zu hohe Preise beschwert. Die 7,50 haben die mindestens dreimal auf den Endpreis wieder aufgeschlagen und wenn die wegfallen, wird das für den Nutzer auch nicht günstiger.
+4
Embrace15.01.19 11:21
Wenn der Kunde bereit ist, die 7,50 Dollar mehr zu bezahlen und Apple die gleich wieder abführen muss, liegt die Marge bei 0. Also nachvollziehbar, dass Apple das nicht freiwillig macht.
Aus dem gleichen Grund wird der Preis auch nicht reduziert.
-1
olilech15.01.19 11:25
Logisch, Apple darf für seine Produkte Mondpreise verlangen, aber ein Unternehmen das Schlüsseltechnologie herstellt soll dies für kleine Beträge bereitstellen.
+6
beanchen15.01.19 11:27
@Fucko
Das Problem ist nicht der Preis sondern die Zusammensetzung. Wenn du von einem Zulieferer ein Bauteil kaufst, solltest du es auch verwenden dürfen ohne noch einmal zur Kasse gebeten zu werden.
Unterwegs in Analogistan: https://www.zdf.de/comedy/heute-show/heute-show-spezial-vom-19-januar-2024-100.html
+3
pünktchen
pünktchen15.01.19 11:27
Als würden bei Apples Preisen siebenfuffzig irgendwie ins Gewicht fallen.
0
rosss15.01.19 11:37
Ich verstehe nicht, warum Qualcomm die Lizenzgebühren pro Modem nicht einfach streicht, und stattdessen den Stückpreis der Modems entsprechend anhebt.

Oder lässt Apple die Modems in Lizenz fertigen?

Wie auch immer. Ist der Einkaufspreis (inkl. Lizenz) zu hoch, kauft man woanders. Wenn dann die Leistung geringer ist: You get what you pay for.
+4
Aphorism15.01.19 11:44
rosss
Wie auch immer. Ist der Einkaufspreis (inkl. Lizenz) zu hoch, kauft man woanders. Wenn dann die Leistung geringer ist: You get what you pay for.


Aber wie kann das sein, iPhones sind Premiumgeräte und entsprechend sind die Preise. Würden sie nicht hochwertige Komponenten verbauen, wären doch sicher auch die Preise angemessen?
#ironyoff
+6
teorema67
teorema6715.01.19 12:31
heise.de
… Anreizzahlung in Höhe von 1 Milliarde Dollar … Derartige Zahlungen seien gängig in der Branche ...

In DER Branche mag das gängig sein und vielleicht sogar legal

Wenn ich ein Anreizzahlung leiste, um Aufträge zu bekommen, nennt sich das Korruption
Rassismus ist, überall Rassismus zu wittern, wo keiner ist, und damit echten Rassismus zu bagatellisieren. (Dieter Nuhr)
+3
sierkb15.01.19 12:35
The Register (14.01.2019): A billion-dollar question: What was really behind Qualcomm's surprise ten-digit gift to Apple?
Is the chip company an abusive monopolist – or tough negotiator?
+1
nacho
nacho15.01.19 12:35
Das Apple sich über zu hohe Preise beklagt finde ich witzig.
Was verlangen die vom Kunden für etwas mehr Speicher??
+2
sierkb15.01.19 12:45
heise (14.01.2019): Qualcomm-Chef: Apple forderte 1 Milliarde Dollar für iPhone-Geschäft
Um iPhone-Zulieferer zu werden, musste der Chip-Hersteller nach eigener Angabe einen Milliardenbetrag als "Anreizzahlung" an Apple überweisen.


heise (24.01.2018): EU-Kartellverfahren: Apple-Zulieferer Qualcomm soll knapp eine Milliarde Euro Strafe zahlen
Der Chiphersteller wird für eine Vereinbarung bestraft, laut der Apple ausschließlich Chipsätze von Qualcomm für seine iPhones und iPads verwenden durfte. Qualcomm will die Strafe juristisch anfechten. :
heise, 24.01.2018
[…]
Das Unternehmen habe einer Untersuchung zufolge "Milliarden von US-Dollar an Apple gezahlt, damit Apple nicht bei der Konkurrenz kauftt", teilte EU-Kommissarin Margrethe Vestager mit . Konkurrenten seien dadurch in rechtswidriger Weise mehr als fünf Jahre lang vom Markt für sogenannte LTE-Basisband-Chipsätze ausgeschlossen worden.
Diese sorgen in vielen Smartphones und Tablets für die Funkverbindung.

Qualcomm sei mit Abstand der weltgrößte Anbieter von Basisband-Chipsätzen, erläutert die Kommission. Ein wichtiger anderer Chiphersteller auf diesem Markt ist Intel. Qualcomm habe sich 2011 in einer Vereinbarung mit Apple verpflichtet, "erhebliche Zahlungen" dafür zu leisten, dass Apple in seinen iPhones und iPads ausschließlich Qualcomm-Chipsätze verwendet. 2013 sei die Vereinbarung auf bis Ende 2016 verlängert worden.

Apple wollte wechseln

Qualcomm hätte diese Zahlungen eingestellt, wenn Apple ein Gerät mit dem Chipsatz eines Konkurrenten auf den Markt gebracht hätte. Darüber hinaus hätte Apple während des größten Teils der Geltungsdauer der Vereinbarung im Fall eines Anbieterwechsels einige der bereits erhaltenen Zahlungen zurückerstatten müssen.

Interne Unterlagen belegen laut EU-Kommission, dass Apple erwogen habe, für einen Teil seiner Basisband-Chipsätze zu Intel zu wechseln. Apple habe aber wegen der von Qualcomm gestellten Ausschließlichkeitsbedingung einen Anbieterwechsel bis zum Ablauf der Vereinbarung aufgeschoben. Als im September 2016 das Ende der Geltungsdauer der Vereinbarung nahte, habe Apple begonnen, einen Teil seines Bedarfs an Basisband-Chipsätzen von Intel zu beziehen.

[…]

SemiAccurate (11.06.2017): Qualcomm opens up on Apple in a legal filing – The first salvo in this war is a mind-blowing
There have been some curious rumors about Qualcomm and Apple lately, lets take a look at their roots. Join SemiAccurate in taking apart this starting with some alleged very bad behavior by Apple.
+2
Schweizer
Schweizer15.01.19 13:11
beanchen
@Fucko
Das Problem ist nicht der Preis sondern die Zusammensetzung. Wenn du von einem Zulieferer ein Bauteil kaufst, solltest du es auch verwenden dürfen ohne noch einmal zur Kasse gebeten zu werden.

Du hast doch überhaupt keine Ahnung wofür die 7,50 $ anfallen sollen.

Es ist ja nicht so dass es sich bei einem Modem um eine eine einfache Schraube handelt, die schlicht verbaut wird, sondern ein Embedded System, das genauso Updates benötigt wie Smartphone.

Vielleicht ist es ein Service Pauschale, ich weiß es nicht.
Die werden aber schon ihre Gründe haben und Steve Jobs war jetzt kein Vollhonk, wenn er vor 12 Jahren bereit war 7,50$ die Lizenz zu bezahlen, dann hatte es seine Gründe.

Und wenn Qualcom immer noch "nur" 7,50$ haben möchte, so sind die Lizenzkosten gleichgeblieben, während die iPhone den dreifachen Preis haben.
+1
beanchen15.01.19 13:54
Schweizer
Du hast doch überhaupt keine Ahnung wofür die 7,50 $ anfallen sollen.
Eine Lizenz ist das Recht zur Verwendung. Wenn Qualcom Lizenzgebühren verlangt, was sie ausdrücklich tun, wie auch in diesem Artikel mehrfach erwähnt, dann benötige ich nicht viel "Ahnung", es ist offensichtlich, dass Qualcom sich die Nutzung eines Bauteils bezahlen lässt, das man zuvor an Apple verkauft hat.
Und das ist nicht mal meine Argumentation, das ist die offizielle von Apple. Und ich kann das verstehen. Wenn das Schule macht, wäre jede auf Zulieferer angewiesen Produktion erpressbar. Patente gibt es heutzutage auf fast alles.
Unterwegs in Analogistan: https://www.zdf.de/comedy/heute-show/heute-show-spezial-vom-19-januar-2024-100.html
+2
blackboxberlin15.01.19 16:03
Ist Qualcomm das Microsoft der 2010er?

Das wird auf jeden Fall der Wirtschaftskrimi 2019!

1. Der Einkaufspreis für den Chip setzt sich a) aus dem Produkt selbst und b) den Lizenzen zusammen... ok, kann man machen, ist wohl für Qualcomm besser steuerlich zu bearbeiten.
Wäre bei einem iPhone schon eine interessante Rechnung:

iPhone XR ab 579 396,- € ... achja, plus:
+ 35,- Lizenzen (Mp3, MP4, Qualcomm)..
+ 30,- Gema, VG Wort,..
+ 25,- Gewinn Händler
+ 93,- MwSt.

Dafür gibt es einen kostenlosen 10€-iTunes-Gutschein!


2. Qualcomm hat nicht 1 Milliarde an Apple gezahlt, sondern als Rabatt vom Verkaufspreis abgezogen (ist steuerlich besser absetzbar), s.a. 3., wird ja häufig auch im Einzelhandel praktiziert,

3. $7.50 sind nur der Rabatt auf den Einkaufspreis des Modems, den Qualcomm Apple angeboten hat... wow, was verlangt denn Qualcomm wirklich für ein Modem pro Gerät? $30? $40?

4. Apple sollte dafür ALLE Technologien (intellectually property) an Qualcomm lizenzieren... das macht Apple sehr ungern und lässt sich ungern in die Karten schauen

Das wird bestimmt mal der Stoff für eine "Amazon Original"-Serie mit Prime-Abo

- - -

Hier mal kurze Ausschnitte des Artikels:



"But things get more complicated: as part of the deal, Qualcomm agreed to give Apple a $7.50 "rebate" on each phone. The end result of that, Apple supply chain executive Tony Blevins explained, was that it was simply too expensive for Apple to drop out of the deal.

Qualcomm had sought to hide the fact that it paid $1bn to Apple to secure a five-year exclusive agreement with the company to introduce its cellular broadband modem into the iPhone. Even the judge at one point wasn't sure whether that fact has been disclosed or not...

But Qualcomm paints the payment quite differently: it says that Apple insisted on the $1bn payment as an "incentive" and to cover the costs of switching to its radio modem chips from Infineon to Qualcomm in its new phone designs...

Qualcomm has refused to license that technology to its competitors and, since the patents are critical for smartphones, has used that position to force companies into signing contracts that they would never agree to otherwise, i.e. it is using its monopoly position to distort the market and is damaging competition. That's the FTC's case...

Things get more complicated. According to Apple COO Jeff Williams, Qualcomm insisted as part of the deal that Apple come out against the WiMax standard that was being developed by Intel and say it wouldn't support it. And that negotiation formed part of a conversation where the licensing rate was more than halved, according to Williams...

There are other troubling things written into Qualcomm contracts too: that anyone signing an agreement with it automatically has to license their intellectually property back to Qualcomm – something Apple baulked at."
+2
sierkb15.01.19 16:26
TechNewsWorld, Rob Enderle (29.01.2018): Opinion: The Ironic Weirdness of Apple and Intel vs. Qualcomm
0
Stefan-s16.01.19 08:46
Vielleicht sollte ich Apple mal um eine Anreizzahlung bitten, sollte ich den Erwerb eines neuen Mobiltelefons erwägen.
+1

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