ROON: So funktioniert die wohl beste App der Welt zur Musikverwaltung- und Wiedergabe
Fortsetzung: Besonderheiten und spezielle FeaturesRoon Radio: Eines der genialsten Features ist „Roon Radio“. Damit ist nicht der Musikempfang aus dem Äther oder dem Web gemeint (siehe dazu Punkt zuvor), sondern die Möglichkeit, Musik quasi unendlich weiterspielen zu lassen, auch wenn das zuletzt gehörte Album oder die Playlist zu Ende ist. Ist Roon Radio aktiviert sucht die App auf Basis des zuletzt gespielten Songs nach ähnlichen Titeln und zeigt das Ergebnis rechtzeitig vor dem Ende des laufenden Stücks an. Der Nutzer hat dann die Wahl, den vorgeschlagenen Titel im Anschluss einfach spielen zu lassen, ihn per Daumen runter abzulehnen (woraufhin Roon einen anderen Vorschlag macht), oder den Titel sobald er spielt zu überspringen. Dann fragt Roon nach dem Grund des Überspringens, um seine Trefferquote besser auf den Geschmack des Hörers einzustellen. Die Genauigkeit, mit der Roon ähnliche Titel findet, ist verblüffend. Wer zum Beispiel Lust auf Prog-Rock der Achtziger hat, spielt einfach einen einzelnen Titel von Genesis aus seiner Bibliothek und lässt daraufhin Roon Radio die weitere Musikauswahl treffen. Funktioniert super und man muss nicht ständig nach jeder Playlist selbst auf die Suche nach mehr musikalischer Unterhaltung gehen.
Roon Valence: Hier handelt es sich um eine mit Version 1.7 eingeführte, Cloud-basierte und per Machine Learning arbeitende Funktion, um den Musikgeschmack des Nutzers einschätzen und ihm dazu passende Musik anbieten zu können. Das ist bei Streaming-Diensten wie Apple Music oder Spotify zwar nichts neues, funktioniert bei Roon aber etwas anders. Die musikalischen Vorlieben werden hier nämlich auf Basis der Roon Nutzer-Community ermittelt, die ein gänzlich anderes Musik-Konsumverhalten haben, als die Zig-Millionen Streaming-Abonnenten von Apple Music oder Spotify. Roon zeigt in der rechten Seitenleiste unter „Für Dich empfohlen“ zwei Vorschläge. (Die Liste der Vorschläge lässt sich erweitern.) Die Trefferquote für wirklich passende Musik ist hoch!
DSP-Features: Roon bietet integrierte Funktionen zur Klangverbesserung, darunter einen parametrischen EQ, der sich für jedes Ausgabegerät individuell nutzen lässt, um beispielsweise eine Raumresonanz auszugleichen. Das funktioniert viel besser und komfortabler, als beispielsweise in Audirvana (siehe dazu
diesen Artikel). Darüber hinaus kann Roon auch deutlich komplexere Faltungsfilter von externen Messprogrammen wie
REW anwenden und verfügt von Haus aus über einen zuschaltbaren und einstellbaren Crossfeed-Filter (für Kopfhörer) und spezielle Anpassungen für einige Audeze Kopfhörer.
Automatische Lautstärkeanpassung: Eine andere große Stärke liegt in Roons Fähigkeit zum Ausgleich unterschiedlich lauter Aufnahmen. Und jetzt sagen Sie bitte nicht, das könne iTunes ja schon ewig. Eine solche Lautstärkeanpassung ist technisch nicht trivial und in den meisten Fällen (wie bei iTunes) äußerst Klangschädlich. Roon kann die Anpassung einerseits basierend auf Metadaten vornehmen (sofern vorhanden), andererseits aber auch durch Analyse der Waveform jedes Titels durchführen und anschließend mit hoher Rechengenauigkeit eine Verringerung oder sogar Anhebung der Lautstärke vornehmen, um über alle Titel hinweg einen möglichst gleichmäßigen Pegel zu erhalten – ohne hörbare Klangeinbußen. Die Lautstärkeanpassung kann mit verschiedenen Settings für jedes Ausgabegerät, bzw. für jede Zone individuell genutzt werden. (Nähere Infos
hier.)
Audio- und Signalweganalyse: Roon analysiert alle lokal gespeicherten Dateien. Unter anderem für den zuvor beschriebenen Punkt. Die Analyse bei der ersten Inbetriebnahme kann, je nach verfügbarer oder zugewiesener Rechenleistung und je nach Umfang des Musikarchivs, durchaus einige Tage dauern. In den Settings lässt sich einstellen, wie viele CPU-Kerne sich darum kümmern sollen. Mit dem iMac Pro und 10 Kernen dauerte die Analyse meiner rund 1 TB umfassenden Sammlung geschätzt sechs Stunden, wobei der iMac dabei deutlich die Lüfter aufdrehte. Mit dem Roon-Server Rhein Z1, der über eine Intel Mobile-CPU mit vier Kernen verfügt, dauerte es mit vier Kernen gut zwei Tage. Einmal komplett gescannt können später hinzugefügte Titel dann mit verringerter Leistung „on-the-fly“ gescannt werden.
Im Fortschrittsbalken am unteren Rand des Roon-Fensters wird die Wellenform der analysierten Titel angezeigt. Die kann beispielsweise Aufschluss darüber geben, wie stark mit Dynamikkompression gearbeitet wurde.
Zusätzlich findet sich in der unteren Leiste neben dem aktuell laufenden Titel ein kleines „Sternchen“. Roon zeigt darunter den genauen Verlauf des Signalwegs an. Hier finden sich auch Informationen zur Auflösung des Quellenmaterials und ob beispielsweise ein DSP-Equalizer aktiv ist.