Racheakt? Apple behindert angeblich weitere Spotify-Updates
Für Entwickler innerhalb der EU ist es im Rahmen des reichlich verworrenen und sicherlich bewusst umständlich gestalteten Apple-Regelwerks seit kurzer Zeit möglich, die "neuen AGB" zu bestätigen. Wer dies tut, erhält auf dem Papier mehr Freiheiten zur Distribution seiner Apps, kann also beispielsweise externe Marktplätze nutzen und entrichtet etwas geringere Gebühren an Apple – wohlgemerkt nur für iOS und nur für Europa, selbst für das iPad bleibt weiterhin die Apple Tax von 30 Prozent bestehen. Allerdings herrscht unter Entwicklern Zweifel, ob es wirklich so klug ist, die neuen Bedingungen anzunehmen. Zu groß ist nämlich die Sorge vor Repressalien oder Nachteilen, welche daraus resultieren könnten. Apple dürfte sicherlich bald damit werben, die alten AGB seien so großartig, dass kaum Entwickler wechseln wollten – was aber eindeutig andere Gründe hat.
Beschwerde: Apple verzögert Spotify-UpdateSpotify könnte momentan hautnah miterleben, welche Art von Sabotageakten möglicherweise folgen, verärgert man Apple. Eingereichte Updates passieren den Review-Prozess des App Stores normalerweise in ein bis zwei Tagen, in Ausnahmefällen sind es drei bis fünf Tage. Im Falle eines Spotify-Updates gibt es hingegen schon seit neun Tagen Stillstand, ohne dass Apple sich in irgendeiner Form dazu äußert. Nach der Rekordstrafe der EU gegen Apple wegen Behinderung eines Konkurrenten (Spotify) und Falschaussagen während der Untersuchungen, vermutet Spotify hier ganz gezielte Störmanöver. Das Update zur kompletten Entfernung der In-App-Abos samt Hinweis auf Abos via Webseite werde ganz bewusst nicht freigegeben, obwohl bei früheren Aktualisierungen selten mehr als 24 Stunden verstrichen, womit Apple übrigens auch wirbt.
Erneute Beschwerde, die sicher nicht ungehört bleibtDas Verhalten zieht nun eine weitere Beschwerde an die Europäische Kommission nach sich, welche ohnehin bereits kritisch auf Apples offen zur Schau gestellten Unwillen blickt, mehr Konkurrenz zu erlauben. Man kann sich wahrlich die Frage stellen, warum das Unternehmen weiterhin alles dafür tut, die (internationalen) Wettbewerbshüter derart mit Munition zu versorgen. In den USA läuft bald ein großes Kartellverfahren gegen Apple an und mit größter Sicherheit wird das wenig kooperative Verhalten Apples intensiv beäugt.
Durch Vorkommnisse wie das blockierte App-Update oder auch Entscheidungen wie "Andere Navi-App als Standard einstellbar, aber nur iOS und nur EU" dokumentiert Apple mehr als deutlich, wie viel von Aussagen bezüglich offener Märkte zu halten ist. Anstatt für Ruhe zu sorgen, immerhin sind sich die weltweiten Wettbewerbsbehörden weitgehend einig in der Beurteilung, schüttet man immer weiteres Öl ins Feuer. Bei den 1,8 Milliarden Euro Strafe wegen wettbewerbsfeindlichem Verhalten wird es daher wohl nicht bleiben.