Recht auf Reparatur: Drittanbieter sehen sich durch Apples Verhalten bedroht
In den Jahren 2019 und 2020 sah sich Apple durch Druck der Gesetzgeber dazu veranlasst, ein Programm für unabhängige Reparaturdienstleister zu schaffen. Hierdurch entstand die Möglichkeit für Kleinunternehmen, mit Originalteilen und sogar -werkzeugen vom kalifornischen Unternehmen zu arbeiten (siehe
). Zunächst gingen kleine Anbieter davon aus, dass Apple gar das neue Gesetz zum Recht auf Reparatur damit
umgehen wolle. Obwohl bereits einige Jahre vergangen sind, scheinen die Wogen noch nicht geglättet.
Apple verlangt hohe Preise und bietet – lange Wartezeiten Für viele kleine Anbieter steht fest: Die langen Wartezeiten bei der Bestellung von Ersatzteilen erscheinen für Kunden wenig ansprechend. Dazu kommen die hohen Preise, die der iPhone-Konzern für die zur Verfügung gestellten Einzelteile aufruft. Aufgrund dessen werden auch kaum Ersatzteile auf Lager gehalten, was dann wieder zum ersten Punkt führt. So ist es gängige Praxis, die defekten Teile erst nach Abschluss der Diagnose zu bestellen, um dann auf deren Ankunft per Versand zu warten. Nach der Reparatur ist der Service-Partner ferner dazu angewiesen, das defekte Teil wieder an Apple zurückzusenden. Hier wird es überprüft, gegebenenfalls aufgearbeitet, um es wieder ins Lager aufzunehmen oder recycelt. Die Werkstatt muss sich mit der Gutschrift bis zur erfolgten Prüfung gedulden.
Kein separater ErsatzteilverkaufDa die Service-Partner nur bis zu maximal 75 % des Preises zahlen müssen, den man selbst für ein Ersatzteil entrichten würde, sind diese streng dazu angewiesen, eine Nachverfolgbarkeit derer sicherzustellen, beispielsweise per IMEI-Nummer des defekten Geräts. Nachdem in der Vergangenheit einige Serviceanbieter Teile oft günstiger über den Ladentisch gehen ließen, droht nun bei Auffälligkeiten der Verlust des Status als autorisierter Händler. Das Ersatzteilgeschäft ist somit nur erschwert zu bestreiten.
Recht auf Reparatur unter diesen Umständen unrentabelEine Reparatur dauere durchschnittlich eine bis anderthalb Stunden. Möchte sie preislich mit Apple konkurrieren, mache die Werkstatt dann nur etwa 60 Dollar Gewinn, so ein Service-Partner gegenüber
The Guardian. Nach Abzug der Gemeinkosten verlieren daher viele Drittanbieter sogar Geld. Hierunter leiden die Kunden, lautet die Beschwerde. Diese nutzen aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten ohnehin eher den Reparaturdienst, anstelle das Gerät zu ersetzen. Hohe Reparaturkosten machen dieses Vorgehen aber unpraktikabel. Apple behält hierdurch im Rennen um Reparaturdienstleistungen die Nase vorn. Der
Bericht stützt sich zwar auf Erfahrungen von Service-Partnern aus den USA und Australien, dürften sich aber weitestgehend mit Erfahrungen der europäischen Werkstätten decken.