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Recht auf Reparatur: Wie sich Apple und Co. an Gesetzgebung vorbeimogeln

Der in der vergangenen Woche in Kraft getretene „Right to Repair Act“ soll die Fehlerbehebung im Falle eines Hardware-Defekts erheblich vereinfachen. Kalifornien befindet sich somit nach New York und Minnesota an dritter Stelle, um mit derartigen Maßnahmen Reparaturdienstleistern mehr Rechte einzuräumen. In den anderen beiden Bundesstaaten gibt es diese seit letztem Jahr und Mai 2023. Wie es im Vorfeld ersichtlich war, soll es sich um das stärkste und umfassendste Gesetz seiner Art handeln. Deutlich wird das vor allem auch an den Strafen, welche sich auf bis zu 5 000 Dollar pro Tag belaufen können. Doch ein Winkelzug der Tech-Branche könnte dieses Gesetz unbrauchbar machen – die Teilekopplung mache das reparierbare Design zunichte.


Originalteile über Chips identifizierbar
Auch wenn man sich in Cupertino über viele Jahre gegen das Recht auf Reparatur sträubte, so erhielt das neue Gesetz trotz alledem Unterstützung durch den iPhone-Konzern. Das könnte nicht zuletzt auch mit einer Praxis zusammenhängen, auf welche die rechtliche Bestimmung nicht explizit eingeht. Bei dieser handelt es sich um das sogenannte „parts pairing“ (dt. Teilepaarung), wobei bestimmte Teile dem Gerät zugeordnet sind, mit welchem sie in den Verkauf gelangen. Realisiert wird dies durch kleine Mikrochips, denen man die Seriennummer des Geräts hinzufügt. Die Software des Geräts ist an diese Chips gekoppelt und funktioniert nur ordnungsgemäß, wenn die Nummern der Teile mit der des Mainboards übereinstimmen.

Künstliche, unnötige Beschränkungen
iFixit-CEO Kyle Wiens zeigt sich aufgrund dessen empört und spricht von einer „völlig künstlichen Einschränkung“, welche dem Hersteller erlaubt, die Kontrolle über die Reparaturhoheit zu übernehmen. Die Techniker des Reparaturunternehmens vergeben regelmäßig schlechte Noten, da sich mittlerweile einige Unternehmen dieser Technik bedienen und die Reparatur somit unnötig erschweren. Ein besonders gutes Beispiel hierfür sei Apple (siehe auch ). Nimmt man zwei identische, neue iPhones und versucht Apple-Originalteile zwischen diesen auszutauschen, so führe dies unweigerlich dazu, dass am Ende beide Geräte nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren. Zum Teil sind im Anschluss bestimmte Funktionen einfach deaktiviert: Im Falle eines nicht authentifizierten Displaytauschs versagt die Face-ID-Komponente des iPhones. Eine andere Möglichkeit stellen wiederkehrende Warnmeldungen auf, sodass etwa bei der Nutzung eines nicht gepaarten Akkus, die Verwendung des Telefons stark eingeschränkt ist.

Techniker geben auf
Das kalifornische Unternehmen bietet seit dem vergangenen Jahr ein Self-Service-Reparatur-Programm an und räumt Drittanbietern somit die Gelegenheit ein, verifizierte und gepaarte Teile über Apple zu beziehen. Die damit zusammenhängenden Hürden seien jedoch an vielen Stellen eine derartige Zumutung, dass nicht jede Werkstatt gewillt ist, weiterhin mit Gerätschaften aus Cupertino zu arbeiten. Für eine Reparatur, die sonst 20 Minuten dauern würde, müssten Kunden nun mehrere Tage Geduld aufbringen und im Vorfeld sogar persönliche Daten preisgeben. Durch das Labyrinth, welches Apple aufgestellt hat, sei schlicht nicht mehr zu manövrieren, so Wiens. Einige wenige Techniker haben sich daher bereits mit immens teurem Equipment darauf spezialisiert, die ID-Chips gar „einfach“ umzulöten.

Kommentare

Chris78
Chris7817.10.23 12:55
Aber dafür ist Apple beim greenwashing weit vorne👍
+5
t.stark17.10.23 13:24
Ist es für einen autorisierten Techniker eigentlich möglich defekte Originalbauteile gegen neue Originalteile zu tauschen, also das Pairing zu "aktualisieren"?
Das müsste Apple ja bei einer Reparatur z.B. der Kamera auch machen, oder?
-1
Deichkind17.10.23 13:43
t.stark
Ja. Das Vorgehen wird im letzten Abschnitt beschrieben. Es ist halt sehr umständlich.

Apple geht es wohl darum zu unterbinden, dass gestohlene und gebrauchte Telefone zur Quelle für häufig benötigte Ersatzteile werden.
+4
Marcel Bresink17.10.23 14:02
Deichkind
Apple geht es wohl darum zu unterbinden, dass gestohlene und gebrauchte Telefone zur Quelle für häufig benötigte Ersatzteile werden.

Nein, wenn sie das wollten, könnte sie das auf eine Art und Weise machen, die das Recht auf Reparatur nicht größtmöglich einschränkt.
+5
Calibrator17.10.23 14:07
Deswegen habe ich meine Macbooks aufgegeben und verwende aktuell Frame.works mit Linux. Für meinen Anwendungsbereich kein Problem.
+2
Robby55517.10.23 17:56
Calibrator
Deswegen habe ich meine Macbooks aufgegeben und verwende aktuell Frame.works mit Linux. Für meinen Anwendungsbereich kein Problem.

Tolles Konzept, kannte ich bisher überhaupt nicht. Nur schade, dass sie nichts kleines lüfterloses im Angebot haben.

Was Nachhaltigkeit und Erweiterbarkeit betrifft kann sich Apple da mehr als nur eine Scheibe von abschneiden.
+5
Blob Ross19.10.23 08:29
Calibrator
Deswegen habe ich meine Macbooks aufgegeben und verwende aktuell Frame.works mit Linux. Für meinen Anwendungsbereich kein Problem.
Grundsätzlich eine gute Idee. Apples Praktiken im Bereich Reparatur, S/W-Updates etc. sind mir auch immer ein Dorn im Auge. "Leider" funktionieren die MacBooks in den Unternehmen wo ich arbeite einfach absolut zuverlässig und seit den Silicon-Prozessoren ist auch die Leistung nicht mehr mit vielen anderen Herstellern vergleichbar. Außerdem gibt es bei Linux immer wieder die Frage nach der Distro, die zusätzlichen Hürden bei der Softwareeinschränkungen und tägliche Probleme, dass dann Peripherie eben doch nicht mal eben so gut Funktioniert wie bei Windows/MacOS. Für Windows-Geräte ist bei uns Frame.works gerade in der Erprobung
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