Recycling-Betrug: Doch Apple lässt Klage fallen, um eigenes widersprüchliches Verhalten nicht zu thematisieren
Seit dem Jahr 2014 kooperierte Apple mit dem auf Elektronik spezialisierten Recycling-Anbieter Geep Canada. Dieser nimmt von Kunden zurückgegebene iPhones an, zerlegt diese in ihre Einzelteile, um dann Rohstoffe wieder dem Produktionsprozess zuführen zu können. Hinter den Kulissen betrieben Mitarbeiter von Geep Canada allerdings noch ein weiteres Geschäftsmodell, denn einen beachtlichen Teil der Lieferungen zwackte sich das Unternehmen ab. Viele jener iPhones und iPads wanderten nicht auf die Zerlege-Straßen – sondern tatsächlich auf die Straße. Es fand nämlich ein munterer Weiterverkauf statt, den gerichtlichen Unterlagen nach bei mindestens jedem fünften Gerät.
Fast 20 Prozent weiterverkauft statt zerlegtApple zufolge konnte man nachweisen, dass mindestens 18 Prozent der Seriennummern noch mit aktiven Geräten in Betrieb sind. Die tatsächliche Zahl der in Umlauf gebrachten Geräte sei aber noch deutlich höher, so Apple – iPhones sowie iPads ohne LTE tauchen in der genannten Statistik nämlich gar nicht auf. Zunächst handelte das Unternehmen, wie es zu erwarten war und reichte Klage gegen den Anbieter ein. Cupertino verlangt eine Entschädigung in Höhe von 23 Millionen US-Dollar sowie sämtliche Umsätze, welche durch den illegalen Handel anfielen.
Apple will das Thema aus den Schlagzeilen fernhaltenAnschließend wurde es aber auffällig ruhig um die 2020 angestoßene Klage. Wie Bloomberg in einem ausführlichen Artikel
darlegt, wird demnächst sowohl das Verfahren gegen Geep als auch gegen die beteiligten Mitarbeiter eingestellt. Für Apple stellte sich nämlich ein anderes Problem, welches man aus den Schlagzeilen fernhalten wollte. Wenn noch so viele Geräte weiterzuverkaufen waren, hätten also 100.000 Exemplare noch voll funktionsfähige Hardware zerstört werden sollen. Das wiederum passt aber so gar nicht zur Selbstdarstellung, dass "Wiederverwendung ein wichtiger Aspekt für ressourcenschonenden Umgang" sei.
Ein moralischer Widerspruch, der schwer aufzulösen istDieser offensichtliche Widerspruch zwischen dem angeblichen Bekenntnis zum Gebrauchtmarkt, dann aber der massenhaften Vernichtung funktionierender Devices, war laut Bloombeg sehr schlecht aufzulösen. Obwohl es sich um eindeutig illegale Vorgänge handelte und Apple vor Gericht ganz sicher obsiegt hätte, war das Verfahren dennoch potenziell schädlich für die allgemeine Wahrnehmung. So kam es also wohl dazu, die Sache nicht mehr verfolgen und stillschweigend einschlafen zu lassen.