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Rekordstrafe: EU verdonnert Apple zur Zahlung von 1,8 Milliarden Euro wegen Missbrauch der Marktstellung

Apple und Spotify streiten schon seit Jahren bezüglich der Provisionsregeln im App Store. Kurzer Hintergrund: Bietet ein Entwickler eine App im App Store an, verlangt Apple 30 Prozent an Provision für nahezu jede getätigte Transaktion (15 Prozent im "Small Business Program"). Das Perfide: Gleichzeitig verhindert Apple aber, dass Entwickler über alternative Wege Apps auf dem iPhone anbieten, sodass (bis zum Erscheinen von iOS 17.4 in dieser Woche) kein Weg an der Provision vorbeiführt.


Smartphones sind in den letzten beiden Dekaden zu wichtigen Begleitern der meisten Menschen geworden – und die Macht wie auch der Umsatz von Konzernen wie Apple oder Google wuchs dabei gewaltig. Wettbewerbshüter argumentieren bereits seit Längerem, dass sich die Position der Branchengiganten kartellrechtlich negativ auf die Wirtschaft auswirke, da diese effektiv Konkurrenz zu eigenen Diensten verhindern können.

Apple Music hat es einfacher
Spotify sieht sich im App Store unfair behandelt: Während Spotify 30 Prozent an Provision im App Store zahlen muss, kann Apple den eigenen Dienst Apple Music ohne eine derartige Provision auf den eigenen Smartphones anbieten. Spotify ist es nach dem App-Store-Regelwerk nicht gestattet, auf günstigere, externe Angebote ohne "Apple Tax" hinzuweisen.

EU verhängt gigantische Strafe
Nun hat die EU-Kommission mitgeteilt, dass man weitgehend der Argumentation von Spotify folgt und eine Strafe in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar gegen Apple verhängt. Apple habe seine marktbeherrschende Stellung missbraucht – und zudem habe Apple im Verfahren unrichtige Angaben gegenüber der Kommission gemacht.

Apple argumentierte im Verfahren, man habe keine stichhaltigen Beweise gefunden, dass durch die "Apple-Tax" und dem Regelwerk des App Stores Endkunden geschädigt worden seien. Außerdem zahle Spotify sowieso derzeit keine Provision, da man keine Abos über die App an sich vertreibt – jedoch die vorhandenen Apple-Entwicklerwerkzeuge und den Distributionskanal nutzt, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.

Apple will Berufung einlegen
Selbst für Apple sind 1,8 Milliarden Euro kein Pappenstiel – und daher hat Apple sofort per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass man Berufung einlegen wird. Apple wirft Spotify vor, an Realitätsverlust zu leiden und innerhalb von acht Jahren und 65 Meetings mit der EU-Kommission kein Beweis für marktverzerrendes Verhalten vorgelegt zu haben.

Kommentare

Schens
Schens04.03.24 13:59
"Selbst für Apple sind 1,8 Milliarden Euro kein Pappenstiel"

Das sind fast 6% des Q1-Gewinns 2024 (Okt 23-Dez 23). Für die letzten drei Monate bleibt dann nur noch 28,2 Milliarden USD Gewinn. Der Gewinn im GJ 2023 betrug nur 97.000.000.000USD.
Ich befürchte, die 1,8 Mil. werden unauffällig auf den Kunden umgelegt. Daher müsste man eigentlich 383.000.000.000 USD Umsatz als Relationsbasis zu Grunde legen. Dann wären wir bei 0,47% vom Umsatz 2023.

Gibts schon irgendwo ein Spendenkonto?
-4
Crypsis8604.03.24 14:22
denk ma auf lange sicht werden die geräte in europa einfach teurer werden.
finds "lustig", dass apple keine beweise sieht, ich mein, ist doch relativ offensichtlich. wenn spotify 10€/Monat verlangt und apple music 10€/monat kostet, spotify aber 30% apple tax abdrücken muss..
mal gespannt, wie sich das ganze thema noch entwickelt. die umsetzung des dma dürfte sehr wahrscheinlich ja auch nicht der kommission genehm sein.
0
t.stark04.03.24 14:23
MTN
Apple habe seine marktbeherrschende Stellung missbraucht
Das ist wirklich Unsinn. Apple nutzt hier keine marktbeherrschende Stellung aus. Apple missbraucht die Macht über ihre eigene Plattform, um ihren eigenem Musikdienst einen Vorteil zu verschaffen.
-2
iWilson04.03.24 14:27
Nicht das ich Apple in den Schutz nehmen möchte, aber mir als Kunde kam es jederzeit recht, ein Abo direkt über den App-Store bezahlen zu können. Mir als Endkunde ist es auch egal ob ich 10,99€ im App-Store bezahle oder 10,99€ direkt bei Spotify.

Die Argumentation der EU wäre etwas anderes, wenn das Abo direkt bei Spotify um die Apple-Tax günstiger für den Kunden ist.

Es ist lediglich der Abo-Anbieter der Leidtragende. Da fehlt mir allerdings das Wissen, ob die EU nur den Kunden schützen möchte oder eben auch Entwickler.
+7
Raziel104.03.24 14:39
Crypsis86
finds "lustig", dass apple keine beweise sieht, ich mein, ist doch relativ offensichtlich. wenn spotify 10€/Monat verlangt und apple music 10€/monat kostet, spotify aber 30% apple tax abdrücken muss..

Ja dann haben wir eine Firma die auf Basis von Apples Platform + Dienstleistungen, die es erbringt, Geld verdient und für die es dementsprechend auch etwas zahlen muss. Ist doch logisch? Spotify ist nicht gezwungen das zu tun und dann wie gehabt abseits der Platform verkaufen, was es auch immer schon tat
+6
andreasm04.03.24 14:42
iWilson
Es ist lediglich der Abo-Anbieter der Leidtragende. Da fehlt mir allerdings das Wissen, ob die EU nur den Kunden schützen möchte oder eben auch Entwickler.
Im Wettbewerbsrecht geht es natürlich auch die Positionen der Unternehmen untereinander.

Ob die Einschätzung der EU hier nun richtig oder falsch ist vermag ich nicht zu beurteilen. Gespannt sein darf man aber ob die Kommission dieses mal sauberer gearbeitet hat oder ob es wie so häufig nach jahrelanger Juristerei am Ende von der Strafe nichts mehr übrig bleibt (siehe der Fall Intel z.B.).
+5
holk10004.03.24 15:10
Da Spotify ohne Gebühr und ohne Nutzung des Apple inapp Bezahlsystems sein Streaming Dienst auf iPhones laufen lassen kann, gibt es doch überhaupt keine „Beherrschung“. Wäre nicht der erste Fall, wo europäische Gerichte, die Entscheidung wieder aufheben.
+5
holk10004.03.24 15:15
t.stark
MTN
Apple habe seine marktbeherrschende Stellung missbraucht
Das ist wirklich Unsinn. Apple nutzt hier keine marktbeherrschende Stellung aus. Apple missbraucht die Macht über ihre eigene Plattform, um ihren eigenem Musikdienst einen Vorteil zu verschaffen.
„Vorteil“ ist hier aber allein die Bequemlichkeit, da Spotify ohne weiteres Abos ohne Gebühr an Apple außerhalb der Plattform verkaufen kann.
+1
mickmäck04.03.24 15:32
Ich habe alles von Apple und ein Spotify-Abo. Wo ist das Problem? Außer vlt. das Siri zu doof ist, Titel die nicht in Apple Music sind, aber in der Mediathek, abzuspielen. Aber darum geht es hier nicht.
0
Bitsurfer04.03.24 15:34
Spotify ist es nach dem App-Store-Regelwerk nicht gestattet, auf günstigere, externe Angebote ohne "Apple Tax" hinzuweisen.

Ach, Ist Spotify auf ihrer Website günstiger?
+2
macrobbi
macrobbi04.03.24 15:56
Nach meinem Verständnis kann man Apple doch nicht dazu verpflichten, auf seinen Kanälen, seine Kunden, auf alternative Zahlungsmethoden aufmerksam zu machen. Wenn ich ein laden hätte, würde ich doch nicht auf die Fensterscheiben schreiben: Kauft nebenan, da ist es billiger. Ich würde auch nicht erlauben, dass das ein anderer auf meine Fensterscheiben schreibt.
+10
strateg
strateg04.03.24 16:17


apples weltweiter musikstreaming marktanteil im 3. quartal 2023 beträgt gerade mal 12.6%
cuntentientscha, attentivitad, curaschi —
+5
Schens
Schens04.03.24 16:48
iWilson
Die Argumentation der EU wäre etwas anderes, wenn das Abo direkt bei Spotify um die Apple-Tax günstiger für den Kunden ist.

Audible Guthaben sind über Safari ca. 30% günstiger als aus der Ausbilde-App heraus.
+5
thejerry70
thejerry7004.03.24 16:48
Mich beschleicht das Gefühl, die EU-Kommission wollte hier mal einen Warnschuss an alle Tech-Unternehmen richten. Da Apple eines der präsentesten ist, traf es dann jetzt sie. Als juristischer Laie und Apple-Nutzer kann ich die vorgebrachten Begründungen zur Rekordstrafe jedenfalls nur teilweise nachvollziehen. Wobei ich zur Arbeit der Kommission insgesamt keine Stellung beziehen mag - ist sicherlich komplexe Materie.

Meiner Meinung nach gäbe es aber einige andere Dinge, die bei Apple (und anderen Tech-Unternehmen!) wirklich mal reguliert gehören. Stichwort wären da unter anderem die von Entwicklern zu entrichtenden Nutzungsgebühren für die jeweiligen Plattformen, die einfach absurd hoch sind. Oder aber die mitunter herrschende Willkür, wann eingereichte Apps/Programme zugelassen werden und wann eben nicht. Ein weiterer Punkt wäre zudem die immer noch ungenierte Sammelwut in Bezug auf (Nutzer-)Daten, bei denen auch meist eher unklar ist, durch wieviele Hände diese dann gehen. Und wo wir gerade bei Daten sind: Datenverlust durch unsichere Systeme, die dann geknackt werden, scheint auch eher ein Kavaliersdelikt zu sein…
+3
strateg
strateg04.03.24 17:01
andreasm
iWilson
Es ist lediglich der Abo-Anbieter der Leidtragende. Da fehlt mir allerdings das Wissen, ob die EU nur den Kunden schützen möchte oder eben auch Entwickler.
Im Wettbewerbsrecht geht es natürlich auch die Positionen der Unternehmen untereinander.

Ob die Einschätzung der EU hier nun richtig oder falsch ist vermag ich nicht zu beurteilen. Gespannt sein darf man aber ob die Kommission dieses mal sauberer gearbeitet hat oder ob es wie so häufig nach jahrelanger Juristerei am Ende von der Strafe nichts mehr übrig bleibt (siehe der Fall Intel z.B.).

genauso …

cuntentientscha, attentivitad, curaschi —
0
TerenceHill
TerenceHill04.03.24 17:26
Was für eine Lachnummer. Wenn man das Abo direkt über Spotify abschließt, dann bekommt man es nicht 30% günstiger. Daher sind keine Kunden benachteiligt. Viel mehr geht es um Spotify selbst, die jedoch nicht mal die Künstler ordentlich ausbezahlen. Apple hingegen zahlt mehr an die Künstler aus. Dieses Urteil ist ein Witz mit Anlauf. Sorry, ist halt meine Meinung.
+4
holk10004.03.24 18:16
thejerry70
Mich beschleicht das Gefühl, die EU-Kommission wollte hier mal einen Warnschuss an alle Tech-Unternehmen richten. Da Apple eines der präsentesten ist, traf es dann jetzt sie. Als juristischer Laie und Apple-Nutzer kann ich die vorgebrachten Begründungen zur Rekordstrafe jedenfalls nur teilweise nachvollziehen. Wobei ich zur Arbeit der Kommission insgesamt keine Stellung beziehen mag - ist sicherlich komplexe Materie.

Meiner Meinung nach gäbe es aber einige andere Dinge, die bei Apple (und anderen Tech-Unternehmen!) wirklich mal reguliert gehören. Stichwort wären da unter anderem die von Entwicklern zu entrichtenden Nutzungsgebühren für die jeweiligen Plattformen, die einfach absurd hoch sind. Oder aber die mitunter herrschende Willkür, wann eingereichte Apps/Programme zugelassen werden und wann eben nicht. Ein weiterer Punkt wäre zudem die immer noch ungenierte Sammelwut in Bezug auf (Nutzer-)Daten, bei denen auch meist eher unklar ist, durch wieviele Hände diese dann gehen. Und wo wir gerade bei Daten sind: Datenverlust durch unsichere Systeme, die dann geknackt werden, scheint auch eher ein Kavaliersdelikt zu sein…
Da steht grade Apple aber deutlich besser da als Google oder Facebook.
+5
Robby55504.03.24 19:12
Meine Güte, also wirklich ... Haben die Apple Lobbyisten nicht genügend Geld in die Hand genommen um so ein Urteil im Vorfeld abzuwenden? Wohl am falschen Ende gespart.
-5
Achtlos weggeworfener Vogel04.03.24 19:49
Schon eine etwas irre Welt.
Da soll ein Unternehmen eine Rekordstrafe zahlen weil es einen anderen Marktteilnehmer benachteiligt hat, der aber wiederum als marktbeherrschendes Unternehmen an Künstler pro gespieltem Song gerade mal 0,003 – 0,005 Cent an Bezahlung ausspielt.

Ich frage mich gerade, wer in diesem miesen Spiel der Giganten eigentlich der wirklich Beschissene ist.
+8
Performant8404.03.24 20:37
TerenceHill
Wenn man das Abo direkt über Spotify abschließt, dann bekommt man es nicht 30% günstiger. Daher sind keine Kunden benachteiligt.
Natürlich nicht - die haben ja auch direkt auf ihrer Webseite ähnliche Kosten wie Apple (nämlich die für die Zahlungsverarbeitung).

Wenn Spotify das Abo aber via Apple's In-App-Kauf anböte (was sie nicht mehr tun), dann müssten Sie 30%* mehr verlangen - um am Ende genauso viel zu verdienen.

* bzw. halt je nach Brutto/Netto-Berechnung von Apples Kommission, Zahlungsverkehrskosten und Märchensteuer irgendwas um die 20-40% (bin zu faul, nachzuschauen, auf was genau Apples Kommission jetzt berechnet wird, von wegen Brutto/Netto, und die Zahlungsverkehrskosten trägt ja Apple)
-1
Peter Longhorn04.03.24 21:08
Performant84
Wenn Spotify das Abo aber via Apple's In-App-Kauf anböte (was sie nicht mehr tun), dann müssten Sie 30%* mehr verlangen - um am Ende genauso viel zu verdienen.
Genau genommen müssten sie sogar nochmal deutlich mehr als das verlangen, da man ja gleichzeitig einen direkten Konkurrenten zwangsweise mit 30% unterstützen muss. Und wer kann es sich leisten einem Konkurrenten 30% zu schenken? Das hat ja doppelt negative Auswirkungen.
+1
martzell04.03.24 22:37
Es geht im Kern um das Verbot von Apple uns Nutzer nicht darauf hinweisen zu dürfen dass wir auf der Spotifywebsite das Abo abschließen können oder direkt da hin zu verlinken. Während Apples Musikdienst in den Einstellungen danach schreit abonniert zu werden, weil "die Einrichtung des iPhones" sonst nicht abgeschlossen sei.

Steve Jobs meinte bei Apple wollen sie Produkte schaffen die sie stolz Familie und Freunden empfehlen. Apps die nicht darauf hinweisen dürfen wie man den dahinter stehenden Service abonniert, passen nicht zu diesem Anspruch. Ein klarer Usabilitynachteil für den Kunden und Anbieter bestimmter Dienste werden klar benachteiligt. Banking Apps dürfen, Streaming Apps nicht, außer Netflix, weil die sind groß und mächtig genug um mit Apple einen Deal abzuschließen. Klar wettbewerbsverzerrend.
holk100
Da Spotify ohne Gebühr und ohne Nutzung des Apple inapp Bezahlsystems sein Streaming Dienst auf iPhones laufen lassen kann, gibt es doch überhaupt keine „Beherrschung“. Wäre nicht der erste Fall, wo europäische Gerichte, die Entscheidung wieder aufheben.
0
MacTaipan05.03.24 01:07
OK, es wäre also alles in Ordnung gewesen, wenn Apple sich selbst auch 30% gezahlt hätte?
0

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