Report: Raumakustik optimieren für besseren Klang – Wie die Profis es machen
Anstatt das neue Rewind-Jahr mit einem Hardware-Testbericht zu beginnen, möchte ich 2023 mit einer Reportage zum Thema Raumakustik einläuten. Warum? In den Kommentaren zu Audio-Testberichten liest man immer wieder mehr oder weniger nett gemeinte Hinweise, dass es unsinnig wäre, viel Geld in beispielsweise neue Lautsprecher, Verstärker oder auch DACs zu investieren, solange die Anlage in einer suboptimalen Akustikumgebung betrieben wird. Das ist sowohl richtig, als auch völlig an der Sache vorbei argumentiert.
Grundsätzlich trifft es zu, dass der Betrieb einer hochwertigen HiFi-Anlage unter ungünstigen raumakustischen Bedingungen leider in deutschen Wohnzimmern nur allzu oft vorkommt und im Grunde Perlen vor die Säue werfen bedeutet. Wer sich intensiver mit diesem Hobby befasst, weiß das aber und hat vermutlich schon vorgesorgt. Mit welchen Mitteln und welchem Erfolg auch immer. Das lässt sich schwerlich statistisch erfassen.
Automatische Einmessfunktionen per DSP gelten für viele als eine Art Allheilmittel, um Raumakustikprobleme einfach und kostengünstig auszumerzen. Doch es gilt auch hier der Grundsatz, dass es stets besser ist, Probleme von vornherein zu vermeiden, als sie hinterher zu korrigieren. Zudem gibt es nur wenige rundum gute Einmessfunktionen, die Klang auf wirklich audiophilem Niveau ermöglichen. Die meisten DSP-Korrekturen können gewisse Unlinearitäten im Bassbereich recht gut kompensieren, aber nicht immer. Mittel- und Hochton sind keineswegs leichter zu korrigieren, insbesondere auch, wenn es um phasenbedingte Anomalien geht, weil herkömmliche Einmessungen keine Reflexionen und Laufzeiten berücksichtigen. Von daher sind auch DSP-Korrekturen längst nicht die Wunderwaffe, für die viele sie halten und höchstens ein zusätzliches Hilfsmittel, aber kein pauschaler Ersatz für eine auf „mechanischem“ Wege ins Lot gebrachte Raumakustik.
Es gibt nur wenige wirklich gute automatische Raumkorrektursysteme. Eines davon kommt von Trinnov, ist aber nicht ganz billig. Die meisten anderen Systeme können höchsten ein oder zwei der im Screenshot genannten Parameter erfassen und sind weit weniger effizient. Welchen Aufwand man für ein akustisches Room-Tuning betreiben möchte, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab. Erstens, wie sehr die dafür eingesetzten Akustikelemente die Wohnraumoptik dominieren dürfen, und zweitens natürlich vom Preis.
Es gibt heute viele Anbieter von für Heim-Zwecke geeigneten Raumakustikelementen, die auch ästhetische Ansprüche befriedigen können und teilweise sogar wie Kunstwerke aussehen. Übrigens sind die oft auf Bildern von Musikstudios zu sehenden Noppen- oder Zacken-Schaumstoffe dafür keineswegs eine gute Wahl. Private Hörraumakustik hat mit Studioakustik nur wenig zu tun – und auch so manches Tonstudio täte gut daran, sich nach besseren Lösungen umzusehen. Auch Eierkartons an den Wänden als Billiglösung sind eher ein Mythos als wahres Room-Tuning. Aber in Wohnzimmern oder extra dafür eingerichteten Hörräumen will man sowas sicher sowieso nicht haben.
Gezieltes Room-Tuning mit sorgfältig ausgesuchten und wirkungsvollen Akustik-Elementen erfordert die Hilfe von Experten und entsprechenden Geldeinsatz. Letzteres kann man etwa durch den Verzicht auf den eigentlich geplanten Kauf eines neuen Verstärkers abzweigen. Ein guter neuer Verstärker ist deswegen nicht grundsätzlich falsch angelegtes Geld, aber der kann sein Potential erst in einer ausgewogenen Raumakustik voll ausspielen. So wie natürlich auch die anderen Komponenten der Kette, die
alle einen Einfluss auf den Klang haben, der letztendlich von den Lautsprechern in den Raum übertragen wird.
Mit wenigen Ausnahmen ist es praktisch unmöglich ist, allgemein gültige Empfehlungen zur Verbesserung der Raumakustik zu geben. Jeder Raum ist anders und es gibt unendliche Kombinationen von Wiedergabesystemen. Ganz grundsätzlich und in aller Kürze sollten folgende Parameter bedacht werden: Erstens die Nachhallzeit (siehe weiter unten) und die Raummoden, welche starken Einfluss auf die Basswiedergabe haben. Da das hier kein Tutorial werden soll, verweise ich erneut auf professionellen Rat. Es gibt dazu zwar auch unzählige Artikel im Internet, aber als Nicht-Experte sollte man die Komplexität der Materie auf keinen Fall unterschätzen und sich womöglich mit viel Aufwand nur Verschlimmbesserungen durch falsch gelenkte Eigeninitiative einhandeln. Fragen Sie besser jemanden, der sich damit auch wirklich auskennt.
Auf den folgenden Seiten stelle ich Ihnen eine Art Idealbeispiel vor, wie es laufen kann, wenn man die Sache wirklich konsequent durchziehen will und dafür entsprechend Geld in die Hand nimmt. Der Aufwand (und die Kosten) in den eigenen vier Wänden muss nicht unbedingt so groß sein. Auch mit geringerem Material- und Geldeinsatz lassen sich durchaus gute Ergebnisse erzielen. Am Ende des Artikels finden Sie ein paar Unternehmen, die sich auf Raumakstik-Optimierung spezialisiert haben und die als Ansprechpartner dienen können.