Yamaha Hörraum – Die Vorher-SituationBevor es zur Modernisierung kam war ich Ende 2019 in Rellingen vor Ort, um mir einen Eindruck von der „Vorher-Situation“ machen zu können. Als Anlage hatte Yamaha-HiFi-Spezialist Andreas Rieckhoff eine wunderbar einfache wie überzeugende Kette bestehend aus einem Yamaha A-S2200 Vollverstärker plus passendem CD-Player an einem Paar Yamaha NS-5000 aufgebaut. Die Lautsprecher hatte ich
2017 in Rewind schon mal als gelungenes Beispiel für ein akustisch perfektioniertes Gehäusedesign angeführt.
Für den Vorher-Hörtest im alten Raum kam eine puristische Kette aus CD-Player, Vollverstärker und Passivlautsprechern zum Einsatz. Auf den Bildern ist die Verteilung der senf-gelben Akustikelemente plus Diffusoren im Setzboard-Stil gut zu erkennen.
Der damalige Hörraum wirkte beim ersten Betreten akustisch wie ein normal eingerichteter Wohnraum. Man muss kein Akustikexperte sein und auch keine Vulkanier-Ohren haben, um zu merken, ob ein Raum eine eher wohnliche, kühle oder überbedämpfte Atmosphäre hat. Der Hauptgrund dafür ist die Nachhallzeit, die in einer guten Wohnraumakustik zwischen etwa 0,2 - 0,4 s liegen sollte (Nachhallzeit RT60). Das war hier der Fall.
Der Screenshot dient nur als Beispiel und zeigt nicht den Yamaha-Hörraum. Bei der Nachhallzeit RT60 sollten Töne innerhalb eines bestimmten Zeitfensters abklingen, was hier durch den „Schlauch“ markiert ist. Die Nachhallzeit passt hier, aber es gibt noch eine Bassresonanz.
Selbst Profis aber erst recht Normalanwender wären mit der im alten Yamaha-Hörraum vorhandenen Akustik wahrscheinlich mehr als Glücklich, doch das Bessere ist des guten Feind. Beim Hörtest offenbarte sich mir eine kleine Überhöhung im Bass um etwa 40 Hz, die in manchen Situationen für einen gewissen Aufdickungsfaktor sorgte und dem Bass seine Kontur nahm. Außerdem fehlte mir bei der Bühnenabbildung vor allem eine stabile Mitte und Fokussiertheit bei Stimmen und Instrumenten.
Letzteres soll laut Rieckhoff auf die aus Holz gefertigten Diffusoren im Setzbord-Stil zurückzuführen sein, die sowohl an der Wand zwischen den Boxen, als auch hinter dem Hörplatz montiert waren. Da ich den Hörraum bis dato nicht kannte, war das für mich nicht zuzuordnen, aber die Yamaha-Experten hatten ja genug Zeit, die Ursachen zu erforschen. Heute werden vor allem solche Setzboard-Diffusoren so gut wie nicht mehr eingesetzt. Nicht nur wegen ihrer Tendenz zu einem Eigenklang, sondern auch, weil es heute bessere Diffusoren mit größerem Wirkungsbereich gibt.
Dann war da noch eine Resonanz, die bei höheren Pegeln von den großen Plattenabsorbern erzeugt wurde. Das konnte ich auch ohne genauere Erfahrung mit der Raumakustik sofort zuordnen und das darf natürlich nicht sein. (Das Problem trat erst im Laufe der Jahre schleichend auf.) Wenn etwas Töne erzeugen soll, dann bitte nur die Lautsprecher.
Wie gesagt: Hier ging es aber darum, das Haar in der Suppe zu finden und Möglichkeiten zur Perfektionierung auszuloten. Messtechnisch und fachlich betrachtet haben die damaligen Akustikexperten ihr Handwerk verstanden, wie später auch Farshid Shahlawandian von R-T-F-S bestätigte, der für den Umbau des Raums engagiert wurde.
Die UmbauphaseDer unsäglichen Corona-Pandemie ist es zu verdanken, dass sich der Umbau des Yamaha-Hörraums immer wieder verzögerte. Währenddessen war ich nicht zugegen, aber Andreas Rieckhoff hat mir einige Fotos von der Baustelle zukommen lassen.
Zunächst wurde die Akustik messtechnisch genau analysiert, wodurch auch die Einschätzung bestätigt wurde, dass bei der ursprünglichen Akustik-Installation im Kern alles richtig gemacht wurde. Aber gute Messwerte allein sind nun mal keine Garantie, dass es auch perfekt klingt. Die Art der eingesetzten Akustikelemente kann einen riesigen Unterschied machen. Erst nach der Analyse und der Auswahl der geeigneten Hilfsmittel, was viel praktische Erfahrungen erfordert, konnte der tatsächliche Umbau starten.